1575 - Luzifers Angriff
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»Hast du gehört?«, zischte Mattias.
»Ja.«
»Und du willst so einfach sterben?«
»Nein.«
Matthias musste lachen. »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, woher du den Mut nimmst, mir so etwas ins Gesicht zu sagen. Oder glaubst du an ein Wunder?«
»Nein, aber ich weiß, dass mit meinem Tod noch nicht alles zu Ende ist. Du weißt es und…«
»Ach, hör mit dem Unsinn auf. Ich weiß, wie es für mich weitergeht. Ich werde für immer sein, du aber…«, er stockte plötzlich und fragte lauernd: »Oder setzt du etwa auf diesen Sinclair?«
Stephan sagte nichts. In der Tat hatte er auf John Sinclair gesetzt. Nur hielt dieser sich noch immer in der Kirche auf, und das wusste auch Matthias.
»Da wirst du Pech haben, mein Freund. Sinclair ist beschäftigt. Ich habe ihm jemand geschickt. Ein dralles hübsches Kind. Es heißt Irina. Sagt dir der Name etwas?«
Stephan Kowalski erschrak. Plötzlich war ihm sein eigenes Schicksal egal, und er konnte nur noch an die junge Frau denken. Wenn es wirklich stimmte, dass sie in die Gewalt dieser Unperson geraten war, dann musste er sich die Schuld daran geben. Aber er dachte auch daran, dass sie es nur gut gemeint hatten, als sie sich entschlossen hatten, Irina nicht mit zur Russenkirche zu nehmen.
»Ja, sie gehört jetzt mir!«
»Du - du - bist ein Unhold. Für dich hat man als normaler Mensch keine Worte mehr.«
»Ach, hör auf, so zu reden. Ich bin kein Unhold. Ich bin ein Diener des Mächtigsten, den es gibt. Und ich habe dir die Chance gegeben, mir auf meinem Weg zu folgen. Du hast sie nicht genutzt, und deshalb wirst du sterben.«
»Das weiß ich.«
»Aber freu dich nicht auf deinen Tod, mein Freund. Ich habe mir für dich etwas Besonderes ausgedacht, weil ich es nicht mag, wenn man sich mir verweigert. Erinnerst du dich an diesen Fotografen?«
»Er liegt ja hier neben uns.«
»Wie schön, Stephan, dann kannst du auch seine Arme sehen, die auf den Rücken gedreht sind.«
»Ja, ich sehe sie leider.« Zugleich wusste der Agent der Weißen Macht, was ihm bevorstand, und er erinnerte sich daran, dass Adam von irrsinnigen Schmerzen gesprochen hatte.
»Du denkst an deine Arme, wie?«
»Stimmt.«
Matthias winkte ab. »Das kannst du vergessen, mein Freund. Das ist deiner nicht würdig. Für dich habe ich mir etwas anderes ausgedacht, und erst danach wirst du vernichtet. Willst du wissen, was es ist?«
»Nein.«
Matthias beugte sich vor. »Ich werde es dir trotzdem sagen. Ich werde bei deinem Kopf anfangen und ihn einfach auf den Rücken drehen. Luzifer wird mich dabei stärken…«
***
Es war mir diesmal gelungen, die Tür so zu öffnen, dass kaum ein Laut entstanden war. Schon bald stand sie so weit auf, dass ich mich nach allen Seiten hin umblicken konnte.
Das Kreuz warnte mich weiter. Es wollte einfach nicht wieder in seinen normalen Zustand zurückkehren, und das konnte es auch nicht, denn ich schaute auf drei Personen.
Der Fotograf lag regungslos auf dem Boden. Ich hatte genug Tote gesehen, um zu wissen, dass er seinen letzten Atemzug getan hatte.
Der zweite Mann war Stephan Kowalski. Er saß und musste zu dem abtrünnigen Priester aufschauen, der vor ihm stand.
Matthias konnte vieles. Aber am Rücken hatte er keine Augen. Und so hatte er mich weder gesehen noch gehört.
Er sprach mit Stephan.
Ich spitzte die Ohren, denn ich wollte in etwa begreifen, was da gesagt wurde. Manchmal klangen die Worte lauter, dann wieder leiser, und dabei hatte ich ein Problem, denn die beiden sprachen Polnisch. Ich war gezwungen, mich nach ihren Gesten zu richten, um herauszufinden, wie die Unterhaltung ablief.
Bis jetzt war noch alles recht normal.
Das konnte sich leicht ändern. Dem Klang der Stimmen nach zu urteilen war es kein freundschaftliches Gespräch; das die beiden miteinander führten.
Der Abtrünnige wollte etwas erreichen, aber sein ehemaliger Mitbruder stemmte sich dagegen.
Und dann bewegte sich Matthias. Er bückte sich und streckte seine Arme aus.
Was er genau vorhatte, sah ich nicht, ich konnte nur auf meine innere Stimme hören, die mir riet, einzugreifen.
»Lass es sein!«, rief ich mit lauter Stimme…
***
Auch ein Vasall Luzifers konnte überrascht werden. Das sah ich bei ihm einen Moment später, denn da zuckte er zusammen, als hätte man ihm einen Hieb mit der Peitsche versetzt.
Aber er zuckte nicht nur zusammen, er richtete sich auch auf und löste seine Hände von dem, was er umfasst hatte.
»Sinclair!«
Stephan hatte er in
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