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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie fest. Die Schnur lag wie eine dunkle Schlange auf dem Boden.
    Um eine Peitsche richtig zu handhaben brauchte man Übung. Die hatte sie nicht. Aber Jane hatte etwas anderes vor, und dazu brauchte sie den Mann mit dem knochigen Gesicht.
    Er lag nicht mehr. Er hatte sich aufgerichtet und eine gekrümmte Haltung angenommen. Seine Hände hielt er noch immer zwischen seine Beine gepresst. Das Gesicht war durch die Tränen an beiden Wangen nass geworden, und wenn er atmete, hörte es sich saugend an.
    Jane fasste in seine dünnen Haare, hielt sie fest und schüttelte den Kopf heftig von einer Seite zur anderen.
    »Jetzt bin ich an der Reihe, du Hundesohn. Wohin wolltest du mich schaffen?«
    Er würgte eine Antwort hervor, die sie nicht verstand.
    »Wohin?«, zischte Jane.
    »Zu ihm.«
    »Dem Ghoul?«
    »Ja.«
    »Aber was will er mit mir. Noch lebe ich.«
    »Man hätte dich getötet. Aber zuvor hättest du mit dem Ghoul reden können.«
    »Und warum gerade ich?«, schrie sie ihn an. »Warum nicht eine andere Person?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und dieser Ghoul, wo haust er?«
    »Am Ende der Gasse. Da hat er sein Refugium. Da wartet er auf seine Nahrung.«
    Jane Collins zuckte zusammen, als sie das hörte. Dann dachte sie über die Welt nach, in der sie sich befand. Das war keine normale Umgebung.
    Das war überhaupt keine weltliche Umgebung. Sie war in einer Zone gelandet, die von einem Ghoul beherrscht wurde. In einer Umgebung, in der er sich wohl fühlte.
    Es war nicht leicht für sie, dies zu fassen, aber sie dachte daran, dass sie hier keinen Einzelfall erlebte, denn auch sie hatte bereits andere Dimensionen durchwandert. Da brauchte sie nur an die Hexenwelt der Assunga zu denken.
    Der Mann saß noch immer vor ihr und keuchte sie an. Seine Augen waren leicht verdreht, die Lippen verzogen. Aber er hatte noch nicht aufgegeben.
    Seine Bewegung bekam Jane erst mit, als es schon zu spät war. Stirn prallte gegen Stirn. Vor Janes Augen zuckte es auf, und sie kippte wieder zurück.
    Der Schrei des Mannes machte sie munter. Hände versuchten ihr die Peitsche zu entreißen. Sie fassten ins Leere, weil Jane sich zur Seite gedreht hatte.
    Sofort griff sie an.
    Und diesmal nahm sie die Peitsche zu Hilfe. Das heißt, nur den harten Griff. Sie hielt ihn mit beiden Händen fest. Beim nächsten Angriff, der wieder mit einem Kopfstoß begann, rammte sie ihn nach unten.
    Sie traf das Gesicht des Mannes.
    Dann schlug sie noch mal zu. Und auch ein drittes Mal. Sie erwischte den hässlichen Kopf jedes Mal, und der dritte Treffer reichte aus, um dem Mann das Bewusstsein zu rauben. Er kippte nach hinten und blieb auf dem Rücken liegen. Ein letzter Seufzer noch, dann war es mit ihm vorbei.
    Auf seiner Stirn würden Beulen wachsen, die er erst spüren würde, wenn er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte.
    Jane hatte zwar gewonnen, doch sicher fühlte sie sich nicht. Der Kampf hatte sie schon mitgenommen, und sie zitterte am ganzen Körper. Der Kopfstoß hatte Schmerzen hinterlassen, die nur allmählich verschwinden würden. Wichtig war, dass sie überlebt hatte, zumindest für den Augenblick. Was später noch geschehen würde, das wollte sie sich gar nicht erst ausmalen.
    Jane war eine Frau, die praktisch dachte. Zu ihrem Beruf gehörte auch eine Waffe. Die hatte man ihr abgenommen, und sie wollte sie auf jeden Fall zurück haben.
    Der Typ lag auf dem Rücken. Es war kein Problem für sie, ihn zu durchsuchen. Janes Finger waren sehr flink, ihre Bewegungen routiniert, aber sie hatte Pech. Der Kerl besaß ihre Waffe nicht. Er hatte sich ausschließlich auf seine Peitsche verlassen.
    Ihr fiel ein, dass der Ghoul sicher noch andere Helfer hatte. Also hielt sie sich nicht allein in dieser schaurigen Leichengasse auf. Wahrscheinlich hatten sie sich in den Häusern versteckt und beobachteten durch die scheibenlosen Fenster.
    Jane stand auf.
    Schwindlig war ihr. Die Peitsche hielt sie fest. Obwohl sie damit nicht viel anfangen konnte, war es doch eine Waffe, die ihr bei Gefahr eventuell half.
    Wohin?
    Eine Aussage des Mannes hatte sie behalten. Dieser Ghoul hielt sich am Ende der Leichengasse auf. Versteckt in irgendeinem der Häuser.
    Davon ging Jane Collins jedenfalls aus, und sie überlegte, ob sie den Weg gehen sollte.
    Es gab eigentlich nur ein Vorwärts. Ein Zurück nicht, denn sie wusste nicht, an welcher Stelle sie in dieser Welt gelandet war.
    In ihrer Umgebung hatte sich nichts verändert. Nach wie vor sah sie die wenigen Lichter, die

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