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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hat sie angezogen und für den Sarg so präpariert, wie die Verwandten es wollten. Das war keine, schöne Arbeit, aber einer musste es tun.«
    »Sicher. Dazu muss man wohl geboren sein.«
    »Sie sagen es, Mr. Sinclair.«
    Es war alles normal. Es sah zumindest so aus. Warum, zum Henker, wurde mein Misstrauen statt geringer immer größer?
    Ich schaute in die kleinen Augen des Bestatters, die so ungewöhnlich schimmerten. Es war mir nicht klar, ob er nicht anders schauen konnte, aber dieser Bück war für mich nicht mehr normal. Er schien uns zu verhöhnen. Er schien sich zu freuen, uns eins ausgewischt zu haben.
    Auch seine Sitzhaltung hatte sich verändert. Er wirkte wie der groß Sieger.
    Was war zu tun?
    Gehen, das war alles. Wir kamen nicht an ihn heran. Er bot uns keinerlei Angriffsfläche, und das frustrierte mich gewaltig. Ich ging meinem Gefühl nach, und das sagte mir, dass er etwas zu verbergen hatte.
    »Ist noch was?« Er reckte bei dieser Frage sein Kinn vor.
    Ich wollte ihm eine Antwort geben, doch ich kam nicht mehr dazu.
    Mit einer heftigen Bewegung wurde die Bürotür aufgestoßen.
    Dinah Parker betrat den Raum. Sie war erregt und atmete schwer.
    »Glauben Sie diesem Mann kein Wort!«, rief sie und deutete mit dem Zeigefinger auf ihren Chef. »Sein verfluchter Bruder ist nicht tot!« Sie trat mit dem rechten Fuß auf. »Elias lebt!«
    ***
    Das war der Hammer. Eine Entwicklung, mit der wir nicht mehr gerechnet hatten. Nach dieser Aussage waren wir einfach sprachlos und schauten die Frau nur an, deren Arm langsam nach unten sank.
    Auch Aaron Grant sagte nichts. Er war ebenso überrascht wie Suko und ich. Sein Blick zeigte einen wütenden, fast irren Ausdruck. Er hatte seine dicken Arme auf die Lehnen des Stuhls gedrückt und sah aus, als wollte er sich im nächsten Augenblick erheben.
    Dann sog er schlürfend die Luft ein.
    »Sind Sie verrückt?«, fuhr er die Frau an. »Sind Sie völlig übergeschnappt? Hauen Sie ab, verdammt! Los, verschwinden Sie!«
    Der Anschiss zeigte Wirkung. Dinah Parker brach zwar nicht zusammen, aber auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck der Angst, und sie schickte sich an, sich mit gesenktem Kopf zurückzuziehen.
    »Sie bleibt!«, sagte Suko scharf, der sofort aufstand und sich schützend neben die Frau stellte. »Ich denke, Mr. Grant, dass es ab jetzt richtig spannend wird.«
    »Das ist doch Schwachsinn, was diese Frau da sagt!« Der Bestatter fuchtelte mit den Armen.
    »Nein«, sagte ich, »wir glauben nicht, dass es Schwachsinn ist. So etwas saugt sich niemand aus den Fingern. Wir glauben schon, dass Miss Parker mit ihrer Aussage richtig liegt.«
    »Das stimmt, das stimmt!« Dinah Parker sprach hektisch. »Er hat alle getäuscht. Er ist ein verdammter Hurensohn. Aber noch schlimmer ist sein Bruder, der Elias. Tot ist er nicht. Er ist nur verschwunden. Und das schon vor einiger Zeit!«
    »Kennen Sie ihn gut?«
    »Nein, nein, Mr. Sinclair. Ich kenne ihn zwar, aber ich habe mich so gut wie nie in seine Nähe getraut.«
    »Warum nicht?«
    Jetzt erfolgte die Antwort nicht mehr spontan. Sie musste erst nachdenken.
    »Er ist anders gewesen. Er war einfach nur widerlich, und das lag hauptsächlich an dem Geruch, den er ausströmte.«
    »Ach? Können Sie uns das erklären?«
    Sie musste einige Male Luft holen. »Ja, das kann ich, auch wenn ich es kaum glauben will. Dieser Mensch roch, nein…«, sie lachte bitter auf, »… er stank. Er hatte den Geruch von Leichen an sich. Es roch immer nach Verwesung in seiner Nähe. Das war einfach eklig. In seiner Nähe konnte man als normaler Mensch nicht atmen. Das war einfach unmöglich. Zumindest für mich. Und er hat sich auch stets allein mit den Leichen beschäftigt. Er brauchte keinen Helfer. Bei den Toten fühlte er sich wohl.«
    »Verstehe«, sagte ich, »und dann war er eines Tages plötzlich von der Bildfläche verschwunden?«
    »Genau.« Dinah schüttelte den Kopf. »Aber er ist nicht gestorben, das weiß ich genau. Er ist gegangen.«
    »Und wohin?«
    »Das müssen Sie Aaron fragen. Er und sein Zwillingsbruder waren ein Herz und eine Seele. Zwischen die beiden passte kein Blatt Papier. Glauben Sie mir. Hier ist eine große Täuschung gelaufen. Elias lebt mit seinen Leichen.«
    Ich schaute Aaron Grant an.
    »Stimmt das, was Ihre Mitarbeiterin uns da gesagt hat?«
    Der Bestatter blieb stumm. Es war zu sehen, dass es in ihm kochte. Das war audh von seinem Gesicht abzulesen, das nicht mehr starr blieb. Es zuckte, der Schweiß rann noch

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