1577 - Der Engelssohn
kann sich selbst helfen. Besonders deshalb, weil er einen starken Verbündeten hat.«
»Ach, John Sinclair.«
»Genau. Die beiden werden gegen die andere Macht antreten, und ich bin sicher, dass sie es auch schaffen.«
»Ich nicht.«
»Etwas Risiko ist immer dabei.«
Sophie drehte den Kopf nach rechts und schaute dabei nach unten.
Gabriel hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, damit er zu ihr aufschauen konnte.
»Bitte, Gabriel, wer immer du bist, ich danke dir, dass du mich aus der Gefahrenzone gebracht hast, aber ich möchte nicht länger hier in diesem Zwischenreich bleiben. Das ist nicht meine Welt. Ich gehöre woanders hin, auch wenn es dort für mich gefährlich ist. Ich muss Menschen um mich haben, auch wenn sie manchmal schlecht sind. Das gehört für mich zum Leben, verstehst du?«
»Ja das weiß ich.«
»Bringst du mich wieder zurück?«
»Das hätte ich sowieso getan.«
»Jetzt, meine ich, wobei ich nicht weiß, ob Zeit hier das Gleiche bedeutet wie in meiner Welt.«
»Du denkst auch an die Gefahren?«
»Die gehören dazu. Man kann das Böse nicht ausmerzen. Es ist immer da, und man muss sich ihm stellen.«
Gabriel hatte die Worte gehört. Er hätte jetzt antworten müssen, doch er sagte nichts.
Und so blieb Sophie Blanc weiterhin im Unklaren darüber, wie es mit ihr weiterging…
Godwin de Salier schaute mich an und fragte immer wieder: »Wo ist sie? Wo steckt Sophie? Wohin hat man sie entführt, John?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass man sie in Sicherheit gebracht hat. Da denke ich an euren Engelssohn. Gabriel ist gekommen, um ihr zu helfen.«
Er knetete seine Hände und flüsterte: »Meinst du?«
»Das meine ich nicht nur, daran glaube ich fest.«
Der Templer hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, John. Ich weiß es wirklich nicht. Wer, so frage ich mich, ist in diesem Spiel wirklich der Regisseur?«
»Das will Matthias sein.«
»Aber ist er es auch?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Zumindest, was seine Seite angeht. Wir können nur auf ihn reagieren.«
Godwin stand auf und fuhr mit den gespreizten Fingern durch sein dunkelblondes Haar, bevor er zum Fenster ging und hinausschaute.
Für uns hatte die Zeit des Wartens begonnen. Etwas, was mir nicht gefiel. Ich hasste es, untätig herumzusitzen und gar nichts zu tun. Mir fiel ein, dass Godwin von seinem manipulierten Würfel gesprochen hatte. Zu Gesicht hatte ich ihn noch nicht bekommen, und ich fragte ihn deshalb danach.
»Nimm ihn ruhig, John. Du weißt ja, wo er liegt.«
Ich zog die Schreibtischschublade auf und holte ihn hervor. Es tat mir gut, ihn wieder mal in der Hand zu halten.
Mein Blick richtete sich sofort auf die Farbe. Godwin hatte mir von einer Veränderung erzählt, aber davon war jetzt nichts mehr zu sehen. Der Würfel sah aus wie immer.
Er zeigte dieses tiefe Violett.
Ich legte meine Hände um ihn und setzte mich. Er war zu manipulieren, das hatte ich des Öfteren getan. Ich wollte auch jetzt erkennen, ob er mir eine Botschaft übermittelte. Dazu musste ich mich stark konzentrieren, was nicht mehr möglich war, denn Godwin fuhr am Fenster mit einer scharfen Bewegung herum. »Er ist da, John!«
»Wo?« Der Würfel war vergessen. Ich schoss von meinem Stuhl in die Höhe.
»Draußen.«
Ein paar schnelle Schritte brachten mich ans Fenster. Ich hatte damit gerechnet, die Gestalt draußen zu sehen, aber dem war nicht so. Es gab jedoch einen anderen Hinweis auf sein Erscheinen.
Inzwischen war Zeit vergangen. Die ersten Schatten der Dämmerung hatten sich über den Klostergarten gelegt, und es hätte ein herrlicher Sommerabend sein können, wäre nicht dieses andere Licht vorhanden gewesen.
Ein kaltes blaues Licht, das lautlos immer näher kam und bald die Mauer unter dem Fenster erreicht haben würde.
»Was sagst du, John?«
Mein Gesicht war sehr ernst, als ich nickte. »Ja, ich denke schon, dass du richtig liegst.«
»Luzifers Licht?«
»Wir müssen leider davon ausgehen. Man kann auch sagen, dass es die Kraft ist, die ihn trägt.«
Der Templerführer ballte die Hände. »Dann hat der Angriff auf unser Kloster begonnen.«
»Ja, davon müssen wir ausgehen.« Nach dieser Feststellung holte ich mein Kreuz aus der Tasche und hängte es offen vor meine Brust. Ich hatte zuvor mit den Fingern darüber gestrichen, aber keine Reaktion gespürt.
»Hat es dich gewarnt, John?«
»Noch nicht.«
Godwin verzog das Gesicht. »Dann ist er wohl noch nicht im Haus.«
»Kann sein.«
»Aber
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