1578 - Geschäfte mit dem Frieden
gewesen, mich dorthin mitzunehmen. Ich bin ein Experte für Linguiden, nicht für Maahks oder Tefroder!"
„Das habe ich mittlerweile auch schon begriffen", erwiderte Adams in' nicht sonderlich wohlwollendem Tonfall. „Eine Frage, Tamosh Unda: Als was fühlst du dich?"
„Ich verstehe nicht, wie diese Frage gemeint ist", erwiderte der Akone irritiert. „Komm, komm!" sagte Adams scharf. „Keine Ausfluchte!
Als was fühlst du dich? Als Akone? Als Galaktiker? Oder etwa schon als Linguide?"
Tamosh Unda starrte den Chef der Galaktischen Hanse sekundenlang wortlos an. „Du bist verruckt!" sagte er schließlich. „Wie konnte ich es wagen, mich als Linguide zu fühlen! Wie kommst du überhaupt auf diese Idee?"
„Weil du versuchst, dich so zu verhalten, als wenn du einer wärest. Du imitierst sie."
„Du bist genauso verbohrt wie Reginald Bull", behauptete Tamosh Unda. „Verstehst du denn nicht, daß du diese ganze Sache von einer völlig falschen Seite angehst?"
„Tatsachlich?"
„Du glaubst mir ja sowieso kein Wort", stellte der Akone resignierend fest. „Es hat überhaupt keinen Sinn, es dir erklaren zu wollen."
„Du kannst es trotzdem versuchen", bot Homer G. Adamsgroßzügig an. „Ich bin ein guter Zuhörer."
Tamosh Unda stand wortlos auf und ging hinaus.
Für einen Augenblick fühlte Adams sich schuldig. „Das wäre nicht notig gewesen", sagte er zu sich selbst.
Er nahm sich vor, es wiedergutzumachen.
Er unternahm noch einen letzten Versuch, die erste Lieferung im Rahmen des in seinen Augen so verhängnisvollen Vertrags hinauszuzögern.
Es gelang ihm nicht. Die Hanse-Sprecher schienen alle miteinander unter einer ganz neuen Form partieller Taubheit zu leiden: Sobald man sie auf die Geschäftsinteressen der Linguiden ansprach, horten sie einfach nicht mehr hin.
Bei einem von ihnen machte Adams die Probe aufs Exempel. „Ach übrigens: Hast du zufallig in letzter Zeit einen Linguiden getroffen?" fragte er beiläufig. „Ja, das habe ich", erwiderte der Hanse-Sprecher in einem bemerkenswert enthusiastischen Tonfall. „Einen Friedensstifter?" hakte Adams nach. „Ja."
„Welchen?"
„Kelamar Tesson."
Adams sagte sich, daß er unter diesen Gegebenheiten kein Recht hatte, die anderen der Dummheit oder gar des absichtlichen Verrats zu bezichtigen. Er selbst hatte den Friedensstiftern schließlich auch keinen Widerstand leisten können.
Immerhin stellte es sich heraus, daß Homer G. Adams der einzige war, bei dem sie es für notig gehalten hatten, gleich zu dritt anzutreten. Kein anderer war dieser zweifelhaften Wurde teilhaftig geworden. „Vielleicht gibt es doch etwas, wovor sie Angst haben", lautete Adams' Schlußfolgerung. „Wenn ja, dann muß es etwas mit mir zu tun haben. Viel- leicht ist es mein spezieller Instinkt für Geschäfte. So etwas hat schließlich nicht jeder zu bieten, jedenfalls nicht in dieser Form."
Diese Feststellung hatte eine handfeste Basis.
Homer G. Adams war ein Halbrnutant. Und mit Mutanten und Psi-Kräften - das wußte man schon seit langem - taten die Linguiden sich sehr schwer.
Dieser Grundsatz galt nach wie vor, auch wenn es sich mittlerweile gezeigt hatte, daß die Aktivatorträger unter den Friedensstiftern fünfdimensionale Einflüsse nicht mehr zu fürchten brauchten und daher imstande waren, sich einem Transmitter anzuvertrauen.
Ich muß einen Punkt finden, von dem aus ich diese Geschichte aufrollen kann, dachte Homer G. Adams.
Irgendeinen Angriffspunkt, bei dem ich die Friedensstifter packen kann!
Aber das hatten andere auch schon versucht.
Keiner hatte es geschafft. 4.5.1173 NGZ, Eastside „Ich habe eine Frage", sagte Cappla Desden.
Dorina Vaccer saß in ihrer Kabine an Bord der SINIDO und blickte auf den großen Videoschirm. Dort waren blühende Zweige zu sehen, die im leichten Wind schwankten. Prächtige alte Bäume erhoben sich im Hintergrund. Ein smaragdgrüner Mi'inah landete auf einem der Äste im Vordergrund und sang sein melancholisches Lied.
Cappla wußte, was dieses Bild zu bedeuten hatte.
Es war der Blick aus dem Fenster jenes Zimmers, in dem Dorina Vaccer während ihrer Ausbildung in Hajmayur gewohnt hatte. Die Friedensstifterin rief dieses Bild immer dann ab, wenn sie ein schwieriges Problem zu lösen hatte. „Wenn ich eine Prüfung zu deinen Bedingungen ablege - darf ich die SINIDO dann verlassen?" fragte Cappla. „Du bist noch nicht in der Lage, eine solche Prüfung zu bestehen", erwiderte Dorina Vaccer. „Dieses Thema ist
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