1578 - Geschäfte mit dem Frieden
Legenden. Was geht uns das heute noch an? Daran erinnern sich höchstens solche Leute wie du. Alle anderen haben das längst vergessen."
Homer G. Adams starrte ihn sprachlos an. „Außerdem", fuhr der Terraner in selbstgefälligem Tonfall fort, „ist die Kosmische Hanse von heute sowieso nicht mehr mit der zur Zeit der Gründerjahre identisch. Bei uns hat sich vieles verändert. Ist dir das noch nicht aufgefallen?"
Homer G. Adams verspürte das Verlangen, seinen Gesprächspartner im hohen Bogen hinauszuwerfen.
Aber er ließ es bleiben.
Ich bin ja selbst nicht unschuldig daran, dachte er. Ich hätte längst erkennen müssen, was hier vor meiner Nase vorgeht.
Und er hatte es ja auch erkannt - es war schließlich auch gar nicht zu übersehen gewesen.
Da hatten plötzlich Leute wie Ronald Tekener, Alaska Saedelaere, Ernst Ellert und Testare die allergrößte Mühe gehabt, sich bei der Kosmischen Hanse ein Raumschiff auszuleihen, um damit nach Fornax fliegen zu können, aber zuvor hatte er mit der Faust auf den Tisch schlagen müssen.
Krämerseelen sind das geworden! dachte er wütend.
Und Gedächtnislücken hatten sie auch bekommen: Offensichtlich wollte sich keiner mehr daran erinnern, mit welch glühender Begeisterung man die Kosmische Hanse einst ins Leben gerufen hatte.
Aber wahrscheinlich war es ungerecht, ihnen deswegen Vorwürfe zu machen, denn sie waren damals schließlich nicht dabeigewesen.
Das ist der Fluch der Unsterblichkeit, dachte Adams betrübt.
Für mich ist das alles gewissermaßen vorgestern passiert, aber für diesen Bürokraten reduziert sich die Gründung der Kosmischen Hanse auf ein Kapitel in irgendeinem Geschichtsbuch. Wir reden aneinander vorbei. Wir müßten einen Linguiden anheuern, damit er uns zu einer gemeinsamen Gesprächsbasis verhilft.
Dieser Gedanke brachte ihn an den Rand eines hysterischen Anfalls.
5.
2.5.1173 NGZ, Terra Es wurde Mitte April, und Homer G. Adams hatte immer noch nichts erreicht.
Die angekündigte Bankgarantie über einhundert Milliarden Galax traf ein. Adams unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, die Hanse-Sprecher davon zu überzeugen, daß man in diesem Fall besser auf ein lohnendes Geschäft verzichten sollte, aber er hatte dabei das unangenehme Gefühl, mit dem Kopf voran gegen eine Mauer zu rennen.
Sie wollten einfach nicht begreifen, worauf das Ganze hinauslief. „Die Verträge sind in Ordnung, die Frage der Bezahlung ist in zufriedenstellender Weise geklärt", sagten sie. „Was willst du eigentlich noch? Du hast doch dieses Geschäft selbst abgeschlossen!"
„Ich bin dazu gezwungen worden!" schrie Adams wütend. „Begreift ihr das denn nicht?"
Es war der einzige sachliche Einwand, der ihm noch geblieben war, aber selbst das nützte ihm nichts.
Am Ende blieb ihm keine andere Wahl, als die erste Teillieferung zu genehmigen.
Und dann erfuhr er, wohin diese erste Ladung gehen sollte.
Er runzelte die Stirn. „Fogha?" fragte er ungläubig. „Dritter Planet der Sonne Pfado im Zentrumsgebiet der Milchstraße", sagte der junge Hanse-Angestellte, der ihm die Auskunft gegeben hatte. „Rund 31000 Lichtjahre vom Solsystem entfernt."
„Eine linguidische Kolonie?"
„Nicht, daß ich wüßte."
„Merkwürdig. Warum lassen sich die Linguiden diesen ganzen Krempel an eine fremde Adresse liefern? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!"
„Sie werden schon ihre Gründe haben", erwiderte der Terraner leichthin. „Zweifellos!" sagte Adams scharf. „Und ich will wissen, was für Gründe das sind!"
„Ich bin kein Hellseher!" versetzte der Angestellte patzig. „Das verlangt auch keiner. Wir werden die Lieferung verzögern, bis wir wissen, was da vorgeht."
„Das wird schlecht möglich sein. Die Schiffe sind bereits unterwegs, die Linguiden sind benachrichtigt, und was die Zahlungen betrifft, so sind die Überweisungen bereits eingeleitet."
Adams betrachtete seinen Gesprächspartner nachdenklich. „Über meinen Kopf hinweg?" fragte er gedehnt. „Seit wann ist so etwas bei uns üblich? Werde ich nicht einmal mehr gefragt?"
Der Angestellte schützte eiligst dringende Geschäfte vor. 'Homer G. Adams dachte sich seinen Teil, suchte sich eine andere Informationsquelle und rief Tamosh Unda zu sich, obwohl er sich nicht viel davon versprach.
Tamosh Unda war alles andere als ein neutraler Beobachter linguidischer Aktivitäten. Der Akone hatte sich inzwischen als eifriger Verehrer der Friedensstifterin Dorina Vaccer entpuppt.
Aber
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