1579 - Der Kopf des Dämons
sagen?«
»Ich denke schon. Ja.« Sie nickte heftig. »Ich bin dann schnell weggelaufen, weil ich das Gefühl hatte, dass mich der Kopf oder dessen Blick in seinen Bann ziehen wollte.«
»Haben Sie mit den Bewohnern der Insel darüber gesprochen?«
Patricia Wells schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Ich traute mich nicht. Bis auf einen jungen Mann in meinem Alter habe ich mit kaum jemandem gesprochen. Aber das ist mir auch lieb gewesen, ich wollte das so.«
»Sind Sie schnell abgereist nach dieser Entdeckung?«
»Zuerst wollte ich es, aber dann habe ich noch gewartet. Am nächsten Tag ist es dann passiert.«
»Was?«, fragte ich.
»Meine Ahnungen. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Das ist gegen Mittag gewesen. Es war ein wunderschöner Tag, den ich draußen verbringen wollte. Das habe ich auch getan. Ich sah die beiden Segelflugzeuge am Himmel. Sie kamen mir so leicht vor, und es war toll, ihnen zuzuschauen. Auf einmal wusste ich, dass niemand den Flug überleben würde. Ich erschrak über meine Gedanken, beobachtete die Flugzeuge aber weiter. Sie hatten ihren Kurs geändert. Warum sie sich so nahe gekommen sind, weiß ich nicht. Jedenfalls stießen sie in der Luft zusammen. Die beiden Maschinen zerstörten sich gegenseitig und fielen ins Meer. Ich weiß bis heute nicht, ob die Leichen der Piloten gefunden wurden und ob noch weitere Mitflieger in den Maschinen saßen. Außerdem hatte ich mit mir selbst genug zu tun. Ich war über meinen Blick in die nahe Zukunft tief erschrocken, und das hat mich ziemlich erschüttert.«
Es war gut, dass sich die Frau uns gegenüber geöffnet hatte. Sie wollte auch noch mehr sagen, und so erfuhren wird, dass sie inzwischen noch andere Ereignisse vorausgesehen hatte.
»Aber nur Katastrophen«, flüsterte sie.
»Und Sie können das nicht lenken?«, erkundigte sich Suko.
»So ist es. Es kommt immer wieder. Ich weiß aber nie, wann das geschieht. Ich muss ja meinem Job nachgehen. Die letzte Tonaufnahme habe ich geschmissen, weil es mich mitten in der Aufnahme traf. Leider habe ich wieder recht behalten. Ich hätte mich gern geirrt.«
Das konnten wir nachvollziehen.
»Denken Sie, dass dieser Besuch bei dem ungewöhnlichen Kopf Sie dorthin gebracht hat?«, fragte Suko.
»Ja, davon gehe ich aus. Es war so anders in der Höhle. Sie war nicht leer. Ich hatte das Gefühl, dass viel Unsichtbares um mich herum war.«
Sie lachte auf und winkte ab. »Ich rede viel dummes Zeug, nicht wahr?«
»Nein, das sehen wir nicht so«, erwiderte ich. »Wir würden nur gern wissen, was es mit dem Kopf auf sich hat.«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Sinclair. Ich habe mich nicht getraut, mit den Bewohnern über ihn zu sprechen. Sie wissen bestimmt Bescheid. Kann sein, dass auch sie von ihm beeinflusst worden sind, aber das weiß ich nicht. Ich habe die Insel nach dem Flugzeugabsturz so rasch wie möglich verlassen und bin diese furchtbare Gabe doch nicht losgeworden. Ich sehe sie als einen schlimmen Fluch an.«
Was sollten wir dazu sagen? Wir wollten ihr nicht das Gegenteil einreden, nur um sie zu beruhigen.
Eines stand als Ergebnis unseres Gesprächs jedenfalls fest. Wir mussten zu dieser Insel in Nähe der Cornwall-Küste. Nur dort würden wir die ganze Wahrheit erfahren.
Ich wollte Suko darauf ansprechen, wurde aber von Patricias heftiger Reaktion abgelenkt.
Sie sprang mit einem Satz in die Höhe, ließ sich wieder fallen und war totenblass geworden. Beide Handflächen presste sie gegen ihre Schläfen.
»Was haben Sie?«, fragte ich.
»Ich - ich - glaube, es geht wieder los. Die nächste Vision. Sie - sie kommt…«
***
Ob es für uns ein Glück war, dass Pats Begabung in unserer Gegenwart durchbrach, ließ sich noch nicht sagen.
Die folgenden Sekunden waren an Spannung kaum zu überbieten, und wir hatten nur Augen für sie. Alles andere war uninteressant geworden.
Noch blieb sie stumm. Ihre Sitzhaltung hatte sich nicht verändert.
Steif und zugleich entsetzt kam sie uns vor. Dazu waren die Augen weit geöffnet, als wollte sie etwas sehen, was wir nicht erkannten.
Wir wagten nicht, sie anzusprechen. Wenn alles normal lief, würde sie uns sagen, was passierte. Keiner von uns hoffte, dass es einen erneuten Anschlag geben würde oder dass plötzlich eine Bombe explodierte, die in einem Flugzeug versteckt war, das über eine bewohnte Gegend flog.
Ausschließen konnten wir nichts, es war alles möglich, von der kleinen bis hin zur gewaltigen
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