1579 - Der Kopf des Dämons
musste. Und sie hatte nicht weiter darüber nachgedacht, warum dies so gekommen war, weil sie mit dieser neuen Gabe genug zu tun gehabt hatte.
Jetzt wurde sie wieder daran erinnert. Der Kopf hatte sie besucht.
Hunderte Kilometer lagen hinter ihm, und nun schwebte er vor ihr, ohne dass er zu Boden fiel.
Ein weiteres Phänomen, und es kam ihr vor wie eine Warnung. In ihrem Kopf dröhnte es. Pat wusste nicht, ob es ihre Gedanken waren oder die eines Fremden.
Sie wollte eine Erklärung, sie ging auf den Kopf zu, doch der war plötzlich verschwunden.
Schon nach einem Schritt blieb sie stehen.
War er wirklich nicht mehr da?
Pat Wells war durcheinander. Es gab die Realität, und es gab die Erscheinung. Passten sie und die Wirklichkeit überhaupt zusammen? Es war ihr nicht möglich, sich darauf eine Antwort zu geben. Jedenfalls bekam sie von dem Kopf nichts mehr zu sehen.
Mit steifen Schritten betrat sie ihr leeres Wohnzimmer. Sie war innerlich aufgewühlt, wie schon lange nicht mehr. Es fiel ihr sogar schwer, die Augen offen zu halten, weil sie das Gefühl hatte, dass der Kopf jeden Moment wieder erscheinen würde.
Er kehrte nicht zurück, und Patricia musste darüber nachdenken, ob er überhaupt vorhanden gewesen war oder sie sich ihn nur eingebildet hatte, wobei die geistige Kraft in ihr so intensiv gewesen war, dass sich der Kopf gezeigt hatte.
Ihre Knie gaben nach, und sie musste sich auf die Sessellehne setzen.
Ihr Herz klopfte schneller als sonst. Im Zimmer kam es ihr warm vor, und sie hatte den Eindruck, dass die Luft von einem fremden Geruch erfüllt war.
Nein, nicht unbedingt fremd. Sie kannte ihn. In der Höhle hatte sie ihn zum ersten Mal wahrgenommen, und jetzt war er hier zu riechen. Also hatte sie sich den Kopf doch nicht eingebildet!
Aber wieso war er gekommen? Wie hatte er es schaffen können, diese gewaltige Strecke zu überwinden? Das war ihr ein Rätsel.
Als Fazit stellte sie fest, dass sie selbst in ihrer eigenen Wohnung nicht sicher war.
Und genau in dem Augenblick hörte sie das Schrillen der Türklingel. Es brachte sie zurück in die Realität. Das mussten die beiden Polizisten sein, und sie wusste nicht, ob sie sich über ihren Besuch freuen sollte oder nicht…
***
Als uns die Tür geöffnet wurde, sahen wir uns einer hübschen jungen Frau gegenüber, deren braunes Haar noch nicht völlig getrocknet war.
Schon beim ersten Blick stellten wir fest, dass Patricia Wells Angst hatte.
Das war an ihrer gesamten Haltung zu erkennen. Sie hatte uns zwar geöffnet, doch sie sah aus, als wollte sie die Tür jeden Augenblick wieder zuwerfen, um uns auszusperren.
Ich lächelte so nett wie möglich, stellte Suko und mich vor und sagte dann: »Wir haben miteinander telefoniert, Miss Wells.«
»Ja«, erwiderte sie tonlos, »ich erkenne Ihre Stimme.«
»Das ist gut.« Ich zeigte ihr noch meinen Ausweis, was sie nickend zur Kenntnis nahm. »Dürfen wir eintreten?«
»Bitte.«
Bereits an der Enge des Flurs merkten wir, dass wir eine ziemlich kleine Wohnung betreten hatten. Der Eindruck setzte sich bei den Zimmern fort. Der Wohnraum war vielleicht noch am größten. Er hatte auch zwei Fenster, die nebeneinander lagen, wobei sich das eine bei näherem Hinsehen als schmale Glastür entpuppte, durch die man auf einen winzigen Balkon treten konnte.
Wir sahen die Plakate an den Wänden, die allesamt Patricia Wells zeigten. Zu genau schauten wir uns nicht um, denn wir wollten nicht wie schnüffelnde Polizisten wirken, die nach etwas Bestimmtem Ausschau hielten.
Miss Wells bot uns Plätze auf einer nicht sehr großen Couch an. Sie selbst setzte sich in einen Sessel. Zwischen uns stand ein Glastisch, auf dem einige Magazine lagen.
»Sie ahnen sicherlich, weshalb wir bei Ihnen sind«, sagte ich. »Es geht um…«
»Nein, ich weiß nichts.«
»Das sah jemand anders.«
Sie versteifte sich. »Wer denn?«
»Alex Higgins. Er hat sie erlebt. Ihre Verwandlung, und das hat ihm keine Ruhe gelassen. Was Sie gesehen haben, das war nicht nur einfach dahingesagt, das hatte schon Hand und Fuß, denn wenig später jagte ein Selbstmordattentäter sich selbst und die Fahrgäste in einem Linienbus in die Luft. Bisher haben wir von sieben Toten gehört. Es können noch mehr werden, und Sie müssen die Tat schon vorher gespürt haben.«
Es war meine Einleitung gewesen, und ich wartete darauf, dass Patricia Wells etwas erwidern würde. Das tat sie nicht. Stumm blieb sie uns gegenüber sitzen.
»Haben Sie dazu nichts
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