1580 - Rätselhaftes Kima
Assistentin betrafen.
Yankipoora weilte seit fast zwei Monaten ausschließlich auf Lingora. Sie pflegte in verschiedenen Masken aufzutreten und niemals in der Öffentlichkeit ihr Originalgesicht zu zeigen.
Viele ihrer Vertrauensleute wußten gar nicht, daß es sich bei ihr in Wirklichkeit um eine Nicht-Linguidin handelte. Sie gab bei ihren Kontaktbemühungen meistens vor, für eine Gruppe Konservativer tätig zu sein, die ihren Sitz auf Lingora hatte. Mit der Legende hatte sie auch bei jüngeren Linguiden fast immer Erfolg.
Yankipoora war schmächtig und kleinwüchsig. Sie wirkte unscheinbar und unauffällig. Ihr richtiger Name lautete Iunoy Wataka. Er ließ vermuten, daß ihre Vorfahren bei den terranischen Eskimos zu suchen waren.
Daß sie ein wahres Multitalent und eine ausgezeichnet geschulte Kämpferin war, die selbst komplizierte Kampfschläge beherrschte, konnte kaum jemand ahnen.
Sie war vierunddreißig Jahre alt und stammte vom terranischen Siedlungsplaneten Efrem, der relativ unbeschadet an den schlimmen Jahren der Monos-Herrschaft vorbeigeschlittert war. Dort hatte sie bei den Streitern der „Faust von Efrem" ihre erste Ausbildung erhalten und Kampferfahrung gesammelt.
Ubonux war ein Einzelgänger, der schon als Jugendlicher für Sando Genard gearbeitet hatte. Er war ohne Stimmbänder geboren worden, und keine medizinische Technik der ganzen Milchstraße hatte den Mangel beheben können. Mit dem Kima-Forscher verständigte er sich meist durch Zeichen. Er besaß aber auch eine Kleinsyntronik, mit der er auf einem Leuchtdisplay geschriebene Bilder erzeugen konnte.
Meist benutzte er sie bei Gesprächen mit Yankipoora, die seine speziellen Zeichen erst nach und nach lernen mußte.
Es war kurz vor Sonnenuntergang, als Yankipoora und Ubonux sich zu einem gemeinsamen Rundgang entschlossen.
Sando Genard arbeitete schon lange an mehreren Orten, die völlig verstreut im unübersichtlichen Gelände der Ausgrabungsstätte lagen. Seit der Entdeckung der uralten Höhlenzeichnungen hatte er sich verstärkt an den anderen Orten aufgehalten, um neugierige Beobachter abzulenken.
Für Yankipoora und Ubonux war es eine Selbstverständlichkeit, daß sie den ausgezeichnet getarnten Eingang zur Kima-Grotte mieden. Sie hätten dort auch gar nichts ausrichten können. Erst wenn Sando Genard die neue Ausrüstung zur kompletten Aufzeichnung aller Felszeichnungen besitzen würde, würden sie wieder in die Tiefe steigen.
Ubonux war einen halben Kopf größer als die Frau. Seine Wahrnehmungsorgane waren besonders empfindlich, wie es oft bei Lebewesen war, die von Natur aus ein körperliches Handikap zu tragen hatten. Der Linguide ging daher voraus. Er drehte seinen Kopf ständig in alle Richtungen.
Die Sonne Teshaar stand schon halb hinter dem Horizont, als der Linguide neben einem Busch verharrte. Auch Yankipoora blieb automatisch stehen. Ubonux legte einen ausgestreckten Finger auf den Mund.
Dann winkte er die Frau heran und deutete seitlich in ein mit kleinen Büschen und Sträuchern durchsetztes Tal.
Yankipoora erkannte zwei Gestalten, die sich dort bewegten. Das Tageslicht war bereits zu schwach, als daß sie etwas mit dem bloßen Auge hätte feststellen können, was einer Identifizierung entsprochen hätte.
Aber es handelte sich fraglos um zwei Linguiden. „Die beiden jungen Burschen, die der Chef schon mehrfach beobachtet hat?" fragte sie Ubonux, der dank seiner Schulung jedes Wort verstehen konnte.
Der Linguide zuckte mit den Schultern. Dann deutete er in die Richtung, aus der die beiden gekommen sein mußten. Yankipoora verstand die folgenden Gesten nicht. Ubonux merkte das und holte sein Display heraus.
Seine Finger huschten über die Sensoren, bis die Leuchtschrift erschien: ORT DONNA.
Nun verstand Yankipoora, was der Linguide ihr sagen wollte. In der Richtung, aus der die beiden Gestalten gekommen waren, lag einer der Ausgrabungsorte, an dem Sando Genard aktiv arbeitete. „Donna" war ein willkürlich von dem Kima-Forscher festgelegter Name. „Sehen wir uns das an", meinte Yankipoora. „Eine Verfolgung der beiden hat wenig Sinn. Wir haben sie jetzt schon aus den Augen verloren."
Sie setzten ihren Weg fort, bis sie an einen Steilhang gelangten. Ubonux kletterte voraus, bis er den mit Büschen getarnten Eingang erreichte. Mit der ausgestreckten Hand und den gespreizten Fingern signalisierte er Vorsicht. Das konnte auch einfach bedeuten, daß etwas nicht stimmte.
Als Yankipoora an seiner Seite war,
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