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1582 - Das Kimalog

Titel: 1582 - Das Kimalog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deutlicher wurde ihm, was das für ein weitgestecktes Feld war.
    Abstammungslehre war einer der vielen Unterbegriffe, die es Adonor angetan hatten.
    Eine Erkenntnis traf ihn wie der Schlag einer Keule.
    Alle raumfahrenden Völker der Milchstraße kannten ihre Geschichte. Sie wußten, woher sie kamen, ob sie in direkter Linie von den Lemurern abstammten, die vor rund 50.000 Jahren aus der Galaxis geflohen waren, oder von deren Nachfolgern, den Arkoniden, Akonen oder Terranern - oder ob sie sich wie die Blues, Unither und die Topsider selbständig - und vor allem, aus welchen Urformen des Lebens entwickelt hatten.
    Sicher, es gab in der Geschichte eines jeden dieser Völker noch Rätsel, aber im Vergleich dazu wußten die Linguiden rein gar nichts über sich.
    Bis zu diesem Zeitpunkt war diese Unwissenheit über die eigene Abstammung auch noch von niemandem als Manko aufgefaßt worden. Aber nun, mit der Tatsache konfrontiert, daß andere Völker so ausführlich Bescheid über sich wußten, kam man sich plötzlich furchtbar unwissend vor.
    Wie sollen wir uns selbst erkennen können, wenn wir nichts über uns wissen? Wer sind wir?
    Woher kommen wir?
    Adonor erschauderte, als ihm die ihn beherrschende Frage in diesem Zusammenhang in den Sinn kam.
    Was ist das Kima?
    Würde er sich auf einem Umweg an die Antwort auf diese Frage herantasten können? Konnte man zur Antwort gelangen, wenn man danach forschte, welchem Umstand die Linguiden ihr Kima verdankten, woher es kam?
    Kein anderes Volk der Galaxis besaß etwas dem Kima auch nur Vergleichbares. Die Terraner besaßen etwas, das sie Seele nannten. Adonor hatte zuerst geglaubt, daß diese „Seele" dem Kima adäquat sein könnte. Doch nachdem er der Sache nachgegangen war, stellte sich heraus, daß es sich dabei um ein metaphysisches Irgendwas handelte, um den Lebenshauch etwa, den terranischen Religionen entsprungen.
    Nach Adonors Verständnis war die Seele Teil der Individuellen Realität der Terraner. Der terranische Glaube an eine unsterbliche Seele gehörte in den Bereich des Glaubens, in die nicht generell gültige individuelle Vorstellungswelt jeweils eines Kulturkreises. Das Kima dagegen war etwas wirklich existent Reales von allgemeiner Gültigkeit, beweisbar und erwiesen, und daher der Objektiven Realität zuzuordnen.
    Die Terraner besaßen auch latente parapsychische Fähigkeiten, die unter gewissen Voraussetzungen geweckt werden konnten, vor allem durch Mutation. Auch andere Völker hatten eine solche Begabung in sich schlummern, die Antis etwa, aber dieses Psi war mit dem Kima nicht vergleichbar.
    Das Kima war nämlich ganz eindeutig nicht parapsychischer Natur, es war kein herausragendes Talent. Es war lediglich eine Besonderheit, die alle Linguiden besaßen. Wie waren sie dazu gekommen?
    Es mußte etwas mit ihrer Abstammung, mit ihrer Entstehungsgeschichte zu tun haben, wenn sie inmitten der Vielvölkerschaft einer Galaxis allein mit ihrem Kima standen.
    Dieses Thema bewegte viele Geister, und diese begannen damit, sich dem bisher nicht praktizierten Teil der Wissenschaften, der eigenen Geschichtsforschung, zu widmen.
    Adonor schloß sich mit zwanzig diesem Wissenschaftszweig an. Aber er wollte sein Anliegen differenzieren, und darum nannte er sich einen Kimaforscher.
    Er ging dabei seine eigenen Wege. Er versuchte, die Geschichte, den Werdegang der Linguiden auf die ihm seit frühester Kindheit praktizierte Art darzustellen. Er baute Objekte aus verschiedensten Materialien, die die geschichtliche Situation und Entwicklung seines Volkes darstellen sollten.
    Die Terraner hatten dafür einen Ausdruck geprägt, der Adonor geläufig war: Environments. Nur daß diese Art der Darstellung von Ideen, Situationen und Zusammenhängen für Adonor keine Kunstform war, sondern seriöse wissenschaftliche Arbeit.
    Zwanzig Jahre nach Beginn seiner Arbeit hatte es Adonor Cyrfant zu beachtlicher Berühmtheit gebracht.
    Er hatte schon früh erkannt, daß er die Bilder in seinem Kopf nie in Sprache würde umsetzen können. Aber nun hatte er einen anderen Weg gefunden und es darin zum Perfektionismus gebracht.
    Er setzte seine Bilder in materielle Objekte um.
    Ob es sich nun um abstrakte Ideen handelte, um abwegige und verwirrende Philosophien, dank seiner Gabe war es Adonor möglich, diese optisch darzustellen. Er begnügte sich jedoch nicht nur mit der Erstellung von Objekten. Manchmal war ein Mobile dafür geeignet, einen komplizierten Vorgang leicht verständlich zu machen.

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