1583 - Assungas tödlicher Liebling
Person so etwas wie eine Partnerin für Sie beide.«
»Das möchte sie wohl gern sein«, erwiderte ich lächelnd. »Aber da haben wir auch noch mitzureden.«
»Und dennoch vertrauen Sie ihr!«
»Ja.«
»Und warum?«
Suko sprach an meiner Stelle. »Weil sie jemand ist, die ihre Macht nicht teilen will. Sie nimmt nicht die geringste Rücksicht auf ihre Artgenossen.«
Sir James dachte kurz nach, bevor er nickte. »Dann können wir die Cavallo also abhaken.«
»Zumindest vorerst.« Suko schlug ein Bein über das andere. »Es kann natürlich sein, dass sie mitmischt. Wir wollen da nichts ausschließen. Aber der Fall im Zoo ist ohne sie gelaufen. Davon bin ich wirklich überzeugt.«
»Schön. Was geht Ihnen dann durch die Köpfe? Ich nehme an, dass Sie angestrengt nachgedacht haben.«
»Ja, das haben wir, Sir«, bestätigte ich.
»Kann ich mich auch über ein Ergebnis freuen?«
»Das weiß ich nicht, aber uns ist eine andere Möglichkeit in den Sinn gekommen.«
»Bitte.«
»Die beiden Blutsauger sind im Tageslicht zerfallen. Das lässt darauf schließen, dass sie so etwas nicht gewohnt sind. Ganz im Gegensatz zu Justine Cavallo. Deshalb haben wir uns überlegt, dass sie aus einer Welt gekommen sind, wo es kein normales Tageslicht gibt.«
Sir James sah aus, als hätte er eine Frage, aber er sagte nur: »Bitte, weiter, John.«
»Ja, und es gibt diese Welt. Da sind Suko und ich uns einig.«
Sir James beugte sich vor. »Sie beide denken dabei an Mallmanns Vampirwelt?«
»Ja.«
Nach meiner Antwort entstand eine Schweigepause. Hinter den dicken Gläsern der Brille nahmen die Augen unseres Chefs einen leicht verhangenen Ausdruck an. Er sagte: »Nicht schlecht gedacht. Aber welchen Grund sollten sie gehabt haben, ihre Vampirwelt zu verlassen?«
»Diese Frage müssten Sie Dracula II stellen«, meinte Suko.
»Der sitzt aber nicht vor mir.«
»Stimmt auch.«
»Demnach müssen Sie nach einer Antwort suchen.«
Da hatte er recht. Wir zerbrachen uns die Köpfe, doch es war nicht einfach, etwas zu finden, dem wir beide mit gutem Gewissen zustimmen konnten.
»John…?«
Ich lächelte. »Ja, Sir, ich weiß, dass wir unter Umständen den Schlüssel in den Händen halten. Oder ich. Am vergangenen Abend hat mich Assunga angerufen. Wir wissen, dass sie und Mallmann Todfeinde sind. Da gönnt einer dem anderen nichts. Die Hexen hassen Vampire, die Vampire hassen Hexen. Wir haben allerdings keinen konkreten Beweis dafür, dass es auch so ist, wie ich denke. Assunga hat mich angerufen. Sie bat mich, auf ihren Liebling zu achten.«
»Den Sie nicht kennen«, sagte Sir James.
»So ist es. Ich gehe aber davon aus, dass es sich um eine Hexe handelt. Andere schwarzmagische Wesen halten sich nicht in ihrer Nähe auf. Und diese Hexe ist eben ihr Liebling, der sich in London aus bestimmten, uns nicht bekannten Gründen aufhält.«
»Er braucht Schutz. Oder sie?«
Ich hob die Schultern. »Es ist wirklich alles möglich, Sir. So verrückt das auch klingen mag. Aber haben wir es schon jemals mit Fällen zu tun gehabt, die nicht verrückt klingen?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Eben, Sir. Deshalb denke ich, dass auch hier das Unmögliche möglich sein kann.«
»Das mag sein. Aber ich habe es nur nicht begriffen.«
»Gut, dann komme ich noch mal auf die Feindschaft zwischen Hexen und Vampiren zurück. Es könnte doch sein, dass dieser von Assunga erwähnte Liebling von irgendwelchen Vampiren gejagt wurde, aus welchen Gründen auch immer.«
Sir James öffnete den Mund und blies die Luft über seine Schreibtischplatte hinweg. Danach fiel sein Kinn herab, und er sagte: »Dann gehen Sie also davon aus, dass die beiden vernichteten Vampire diesen Liebling der Assunga gejagt haben.«
»Es ist eine Theorie.«
»Was sagen Sie, Suko?«
»Keine schlechte.«
Sir James dachte nach. Er war ein Mensch, der immer erst einmal alles gründlich analysierte und es dann in eine für ihn richtige Reihenfolge brachte.
»Es ist schwer zu glauben, aber irgendwo müssen wir ja mit dem Denken anfangen. Ich frage mich nur, warum Assunga ihren Schützling überhaupt erst in eine derartige Gefahr geraten lässt. Das kann man doch seinem Liebling nicht antun.«
Aus seiner Sicht, der menschlichen, hatte er recht. Wir dachten ebenso. Keiner von uns konnte sich in Assungas Gedankenwelt hineinversetzen und natürlich auch nicht in deren Pläne. Da mussten wir passen.
»Können wir festhalten, dass sich unter Umständen Vampire und Hexen in unserer Stadt
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