1583 - Assungas tödlicher Liebling
roch hier nicht nach Gewalt, es herrschte nur eine schlechte, leicht säuerlich riechende Luft. Die Frau stand hinter einem primitiven Tresen, der Zuhälter hielt sich davor auf. Eine Flasche Whisky und zwei Gläser fielen mir ebenfalls auf.
Die beiden schienen miteinander verhandelt zu haben, aber ihr Gespräch verstummte, als wir eintraten.
»Raus!«, fuhr uns die Frau an.
»Sie sind Margie?«, fragte ich.
»Ja, aber jetzt raus. Wenn ihr ein Zimmer haben wollt, kommt später wieder.«
»Nein, das wollen wir nicht.« Ich ging auf den Tresen zu, während Suko etwas zurückblieb und mir den Rücken deckte. Meinen Ausweis hatte ich nicht wieder weggesteckt. Ich hielt ihn in der vorgestreckten Hand und sagte zugleich meinen Spruch auf.
»Scotland Yard, Mrs. Margie. Ich hoffe für Sie, dass Sie uns keine Probleme machen.«
»Scheiße.«
Der Aalglatte, der hatte eingreifen wollen, ließ es lieber bleiben. Zudem lächelte Suko ihn so kalt an, dass er frieren musste.
Die Frau leerte ihr Glas und stellte es hart wieder zurück. »Und was wollt ihr hier?«
Suko mischte sich ein und wandte sich an den Zuhälter. »Erst mal hau du ab. Aber richtig. Setz dich in deine Schaukel und verschwinde aus der Gegend. Auf deine beiden Gorillas brauchst du nicht zu hoffen.«
Der Gelackte drückte sich gegen den Tresen. »He, was soll das? Ich hab nichts verbrochen. Ich stehe hier friedlich und unterhalte mich mit Margie. Ist das etwa verboten?«
»Nein. Nur ist…«
»Hau ab, Amigo«, murmelte Margie. »Es ist besser. Wir können später sprechen.«
Der Typ zupfte an seiner dünnen, cremefarbenen Lederjacke und nickte.
Danach zog er ab. Wahrscheinlich kochte er vor Wut.
Wir waren zufrieden, denn Ärger konnten wir nicht brauchen.
»Was wollt ihr? Amigo und ich hatten eine geschäftliche Besprechung.«
»Das ist uns egal.«
»Aber mir nicht.«
»Halten Sie sich zurück«, warnte ich, »sonst lassen wir Ihr Hotel durchsuchen, und ich bin mir sicher, dass die Kollegen von der Sitte oder dem Rauschgiftdezernat etwas finden werden.«
»Schon gut.« Sie schluckte und wischte sich Schweiß von der Stirn.
Ich hatte mittlerweile herausgefunden, dass der säuerliche Geruch von ihr stammte. Nicht eben ein erfreuliches Aushängeschild für dieses Hotel. Aber das schien die Gäste nicht zu stören.
Sie schenkte mir ein säuerliches Lächeln. »Weshalb seid ihr wirklich gekommen?«
»Es geht uns nicht um Sie, sondern um einen Gast, der in Zimmer vier wohnt.«
»Ach, die Kleine?«
»Genau.«
»Was hat sie denn angestellt? Geht sie heimlich auf den Strich? Dealt sie vielleicht?«
»Ist sie oben?«
»Ja. Ich habe sie nicht runterkommen sehen.«
»Gut«, sagte ich. »Wir werden in die erste Etage gehen und sie holen. Sie halten sich inzwischen zurück und bleiben hier an Ihrem Platz. Mehr wollen wir nicht.«
»Wenn Sie meinen…«
»Dann ist ja alles klar«, sagte ich und drehte mich nach rechts, um zur Treppe zu gelangen, wo Suko bereits auf mich wartete.
Eine Bemerkung hörten wir von Margie nicht mehr. Wer so lange hier in der Gegend lebte und sein Geschäft betrieb, der kannte die Regeln.
Die Stufen waren so alt wie das Haus, aber sie hielten, auch wenn sie fürchterlich knarrten.
Wir erreichten einen Flur, in dem die Luft stand, und mussten hier erst mal einen Lichtschalter finden. Danach wurde es etwas besser.
Die Zahl 4 war mit schwarzer Farbe auf die Tür gemalt worden. Von der Zimmertür blätterte auch noch der Rest an brauner Farbe ab. Wer sich hier einmietete, der stellte überhaupt keine Ansprüche.
Beide fühlten wir die Spannung, die sich in uns aufgebaut hatte. Das war an unseren Gesichtern abzulesen.
»Okay«, sagte Suko und klopfte an.
Sofort danach hörten wir eine leise Frauenstimme. »Ja, wer ist da?«
»Wir sind es«, sagte ich so laut, dass sie mich hören musste.
Rosalie vertraute uns, öffnete die Tür und stand uns plötzlich gegenüber…
***
Eine Hexe?
Hätten wir ein Kind danach gefragt, es hätte nur den Kopf geschüttelt, denn in seiner Fantasie sahen Hexen sicherlich anders aus. Bucklig, mit einer Warze auf der Höckernase und einem bösen Blick aus gierig funkelnden Augen.
Das traf bei Rosalie nicht zu. Wir sahen eine junge Frau vor uns, derer Teenagerzeit noch nicht lange zurücklag. Rote, leicht krause Haare, die in der Mitte gescheitelt waren. Dichte Brauen, ein rundes Gesicht mit einem weichen Kinn und einer geraden Nase. Sie war mit einem blauen T-Shirt und einer Jeanshose
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