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1583 - Das Mädchen und der Nakk

Titel: 1583 - Das Mädchen und der Nakk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Laß eine Space-Jet für mich startklar machen! Ich werde mich persönlich auf Nobim umsehen."
     
    6.
     
    3.8.1173 NGZ, Planet Nobim Anjannin Tish wußte, daß sie nicht mehr lange zu leben hatte. Der Schneckenwurm würde zuerst sterben. Wenig später würde Anjannin ihm folgen. Und wenn dann doch noch ein Suchtrupp kommen sollte, würde man wahrscheinlich nicht mehr viel von Anjannin und ihrem Schützling finden.
    Denn die Totengräber warteten schon.
    Sie lauerten im Gebüsch, verbargen sich zwischen den Pilzen oder hockten oben auf den krummen Ästen der Bäume. Sie hatte Panzer, Pelz und Federn, und sie alle verfolgten bei der Erledigung ihrer Geschäfte die gleiche einfache Methode: Sie beseitigten ihre Kunden, indem sie sie kurzerhand auffraßen.
    Einige von ihnen konnten die Zeit nicht abwarten. Sie schlichen sich ab und zu heran und holten sich eine Kostprobe von dem Schneckenwurm.
    Er war nicht mehr ganz vollständig, und er roch auch nicht gut. Das wirkte ungemein stimulierend auf die gierige Trauergemeinde, die sich zum Leichenschmaus um den Fremden und das Mädchen versammelt hatte.
    Anjannin gab sich die größte Mühe, den ungebetenen Tischgästen den Appetit zu verderben.
    Sie hatte sich einen Knüppel besorgt. Damit schlug sie auf die übermütigen Vorkoster ein, sobald sie sich blicken ließen.
    Aber Anjannin Tish konnte nicht überall zugleich sein. Während sie sich mit jenen Aasfressern beschäftigte, die unter dem einen Gebüsch hervorkrochen, kamen andere aus der anderen Richtung und drangen ungeniert hinter dem Mädchen bis zu dem Schneckenwurm vor.
    Mit jedem einzelnen Happen, den sie ergatterten, sanken die Chancen des seltsamen Fremden, wenigstens noch den nächsten Abend zu erleben. Anjannin war sich nicht ganz sicher, ob der Fremde das wußte, und wenn ja, ob es ihm auch wirklich etwas ausmachte. Er zappelte zwar manchmal ein wenig, wenn die Aasfresser an ihm zerrten, aber er gab keinen Laut von sich und unternahm nicht die geringste Anstrengung, etwas für sein Überleben zu tun.
    Dabei hätte Anjannin Tish wirklich dringend Hilfe gebraucht. Sie wäre dem Schneckenwurm für jede Unterstützung dankbar gewesen.
    Aber der Schneckenwurm war so ungeschickt, daß die Aasfresser ihm mittlerweile schon seine Fühlerärmchen abgefressen hatten.
    Anjannin fühlte sich selbst auch sterbenselend.
    Erstens war sie selbstverständlich nicht daran gewöhnt, sich im Wald mit einem Knüppel in der Hand gegen eine Horde wildgewordener Aasfresser zur Wehr setzen zu müssen.
    Zweitens hatte sie seit zwei Tagen und zwei Nächten kaum geschlafen. Sie hatte Hunger und Durst. Manchmal schwanden ihr für ein paar Sekunden die Sinne - es war nur noch eine Frage von Stunden, bis sie endlich in Schlaf fallen würde. Dann war sie so gut wie tot. Und drittens litt sie unter immer stärker werdenden Kopfschmerzen, die mit Anfällen von Übelkeit und Sehstörungen verbunden waren.
    Manchmal verschwamm die Umgebung vor ihren Augen.
    Dann sah sie seltsame Dinge um sich herum: graue Schlieren, farbige Blitze, eigenartige Tunnel, in denen es rötlich waberte.
    Das alles sah fast so aus, als hätte die Welt, in der Anjannin Tish lebte, unversehens Löcher bekommen - Löcher, durch die man in eine andere Welt hinübersehen konnte. „Das ist die Traumwelt", sagte Anjannin zu dem Schneckenwurm, obwohl sie davon ausgehen mußte, daß der Wurm kein Wort verstand. „Es muß die Traumwelt sein. Wenn ich sie sehen kann, müßte es mir doch auch gelingen, sie zu betreten!" Und sie versuchte es: Als sich wieder einmal ein solcher Tunnel öffnete, ging sie einfach darauf zu.
    Anjannin Tish war sich durchaus der Tatsache bewußt, daß sie sich damit in Gefahr begab, aber das war ihr mittlerweile völlig egal. Ihre Lage war so schlecht, daß es gar nicht mehr schlimmer werden konnte.
    Außerdem stellte sich heraus, da sie den Tunnel zwar wahrnehmen, aber nicht betreten konnte.
    Denn der Tunnel wich ihr aus, als sei er ein lebendes Wesen. Er zog sich in demselben Tempo zurück, in dem Anjannin Tish sich ihm näherte. Sie fragte sich, ob der Tunnel tatsächlich existierte oder ob sie vielleicht nur auf eine optische Täuschung hereingefallen war.
    Und zwischendurch dachte sie sogar darüber nach, ob es sich bei dem, was sie zur Zeit durchmachte, wirklich um die Realität handelte oder ob sie vielleicht nur wieder einmal einen ihrer verrückten Träume erlebte.
    Sie neigte in immer stärkerem Maß dazu, es für einen Traum zu halten.

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