1583 - Das Mädchen und der Nakk
„Verdammt!" sagte er leise und erschrocken zu sich selbst. „Die Nakken brauchen pentaskopisch begabte Bionten", stellte der Syntron fest. „Die Nakken benutzen diese Bionten für die Spurensuche im Hyperraum. Es ist ES, den sie suchen. Es ist auch für die Nakken nicht absehbar, wie lange diese Suche dauern wird. Die Lebenserwartung der Bionten, die draußen im Halo leben, ist sehr gering. Vielleicht ..."
„Vielleicht sind sie zu dem Schluß gekommen, daß es sinnvoll wäre, rechtzeitig für Nachschub zu sorgen", sagte der Terraner resignierend. „Laß es gut sein. Weitere Erklärungen sind völlig überflüssig.
Setz dich mit der Polizei von Nobim City in Verbindung. Sie müssen sofort alle Bionten samt ihren Familien benachrichtigen und warnen. Und sie sollen die Bevölkerung über die Nakken informieren. Die Leute da unten wissen doch wahrscheinlich noch nicht einmal, wie ein Nakk aussieht."
„Man könnte die Bionten in Schutzhaft Trehmett", schlug der Syntron vor - er war längst bei der Arbeit, so daß sich aus den zusätzlichen Bemerkungen, die er und Tifflor miteinander wechselten, keine Verzögerung bei der Ausführung des Auftrags ergab. „Das ist sinnlos", erwiderte Julian Tifflor kopfschüttelnd. „Es gibt auf ganz Nobim keinen einzigen Ort, an dem die Bionten vor den Nakken sicher wären."
„Soll ich einen Funkspruch an die Nakken abgeben?"
Julian Tifflor dachte darüber nach. „Es wird zwar nicht viel nützen, aber es kann sicher auch nicht schaden", sagte er schließlich. „Du kannst es zumindest versuchen. Frage sie, ob sie bereits eine Spur von ES oder Wanderer entdeckt haben."
„Sollte ich ihnen nicht besser eine Warnung zukommen lassen?" fragte der Syntron. „Ich könnte ihnen sagen, daß die Bionten unter dem besonderen Schutz des Galaktikums stehen und wir mit allen verfügbaren Mitteln gegen die Nakken vorgehen werden, falls sie es wagen, sich an den Bionten zu vergreifen."
„Nein, laß das mit der Warnung", entgegnete Tifflor. „Du wirst die Bionten mit keiner Silbe erwähnen. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob die Nakken wirklich wegen der Bionten hier sind. Ich möchte später nicht als derjenige dastehen, der die Nakken überhaupt erst auf die armen Kerle aufmerksam gemacht hat."
Der Syntron nahm das zur Kenntnis. „Dies ist jedenfalls der erste Besuch, den die Nakken dem Planeten Nobim abstatten", erklärte er.
Es bereitete ihm keine Mühe, mehrere Gespräche und Nachforschungen gleichzeitig zu betreiben und dabei auch noch seine normalen Pflichten wahrzunehmen, die unter anderem darin bestanden, das Raumschiff zu steuern und sämtliche Vorgänge an Bord zu überwachen. „Es hat bis zu diesem Augenblick keinerlei Ortungen von Dreizackschiffen in diesem Raumsektor gegeben", fuhr er fort. „Es sind auch keinerlei Kontakte zu Nakken gemeldet worden. Keine Sichtungen entsprechender Objekte, keine Sabotageakte, keine Auftritte von geheimnisvollen Wesen, die unsichtbar geblieben sind oder sich nach Art eines Teleporters in geschlossene Räume versetzen konnten. Keine geheimnisvollen Vorkommnisse sonstiger Art."
Der Syntron legte eine kurze Pause ein, um anzudeuten, daß er das nächste Thema in Angriff nehmen wollte.
Sein organischer Gesprächspartner sollte die Möglichkeit haben, sich auf dem Themenwechsel einzustellen. „Von der ursprünglich auf Nobim angesiedelten Gruppe sind noch siebzehn Bionten am Leben", teilte er mit. „Mehr nicht?" fragte Tifflor überrascht. „Siebzehn", wiederholte der Syntron. „Einer hat vor vier Jahren Selbstmord begangen. Ein anderer ist vor eineinhalb Jahren nach einem Unfall auf offenem Feld verblutet. Die siebzehn verbliebenen Bionten leben alle in ein und derselben Siedlung. Ihr Verhältnis zu den übrigen Dorfbewohnern gilt als ausgeglichen. Es hat schon seit Jahren keinerlei Schwierigkeiten mehr gegeben."
„Haben die Bionten Nachkommen?"
„Ja. In den Unterlagen sind vier Kinder verzeichnet. Auch mit ihnen scheint alles in Ordnung zu sein."
Der Syntron legte eine winzige Pause ein und fuhr dann mit wiederum leicht veränderter Stimme fort: „Die Nakken antworten nicht auf die Nachricht, die ich an sie abgestrahlt habe, aber sie haben die Suche im Leerraum ganz plötzlich abgebrochen. Zur Zeit fliegen sie mit hoher Geschwindigkeit in das Gaunlin-System ein. Ihr Ziel ist der Planet Nobim."
„Also doch!"
Der Syntron wartete. „Die Beiboote bleiben draußen", entschied Julian Tifflor. „Die Suche wird fortgesetzt.
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