1585 - Monsterfahrt
schritt durch einen Raum, der seit langer Zeit keinen Menschen mehr erlebt hatte, der hier geputzt hätte. Mir war es ein Rätsel, wie man so hausen konnte, auch wenn es nur für kurze Zeit war.
In einer Ecke entdeckte ich einen auf dem Boden stehenden Kocher, umrahmt von leeren Konservenbüchsen.
Harry Stahl, der in der Mitte des Raumes stand, meinte: »Ich denke, dass wir hier nichts mehr finden werden - oder?«
Ich stimmte zu. Es gab keine Spuren, die auf eine Anwesenheit des Monsters hingewiesen hätten.
Alles war okay. So drehte ich mich um und ging auf die Tür zu.
Bevor ich sie erreichte, hörte ich, wie mein deutscher Freund fragte: »Wie soll es denn jetzt weitergehen?«
»Das will ich dir sagen, Harry. Wir werden uns im Dorf umsehen und nach einem gewissen Dolny suchen.«
»Daran habe ich auch gedacht. Mich interessiert es wirklich, warum er hier zwei Fremde eingesperrt hat. Das sieht mir alles nach einem Plan aus.«
Von der Bestie sprachen wir nicht. Dafür traten wir ins Freie, warfen einen Blick auf den Platz, auf dem unser Passat stand, und ich glaubte, etwas mit den Augen zu haben.
Es lag nicht an dem grauen Licht, das sich bereit machte, die Dämmerung zu begrüßen, es lag allein an dem Auto. Zwar stand es noch auf dem gleichen Fleck, aber es war zusammengesackt.
Der Grund war leicht zu erkennen.
Jemand hatte, während wir in der Baracke waren, alle vier Reifen durchstochen…
***
Man lernt nie aus. Das Leben steckt immer voller Überraschungen. Manchmal treffen sie einen, wenn man sie überhaupt nicht erwartet, und genau das war hier der Fall.
Die Donkows und Harry hatten es noch nicht gesehen. Ich hörte sie näher kommen und drehte mich um. Eine Erklärung musste ich ihnen nicht geben, denn auch Harry fiel sofort auf, dass mit dem Passat etwas nicht stimmte.
Als er neben mir stehen blieb, sagte er: »Scheiße. Wer hat das getan?«
Die Donkows hatten die Frage gehört, und Katja gab die Antwort.
»Das kann nur dieser widerliche Dolny gewesen sein«, flüsterte sie. »Sonst kennen wir ja niemanden hier.«
»Und was könnte der Grund sein?«
Die Antwort fauchte sie mir fast entgegen.
»Da will jemand, dass wir nicht mehr von hier wegkommen. Und dieser Jemand kann durchaus mit dem Monster in Verbindung stehen. Ich gehe davon aus, dass die Bestie hier in Rynica einen Helfer hat.«
»Und das ist Dolny?«
»Ein anderer Name fällt mir nicht ein«, erklärte sie. »Und jetzt können wir hier in diesem Kaff bleiben oder uns zu Fuß auf den Rückweg machen. Dann werden wir aber durch die Dunkelheit laufen müssen, und das bringt bestimmt keinen Spaß.«
Besser hätten es Harry und ich auch nicht formulieren können. Aber es kam noch etwas hinzu. Auch Rynica würde von der Dunkelheit nicht verschont werden. Wenn wir belauert wurden, lagen die Vorteile allesamt auf der Gegenseite.
Ich schaute meine Begleiter an.
»Wir sollten zusammenbleiben.«
»Sie denken auch an das Monster?«
»Genau, Herr Donkow. Es ist nur die Frage, wo es sich aufhält. Um Rynica herum gibt es genügend Wald, der sich als Versteck eignet.« Donkow hob die Schultern.
»Wäre es denn möglich«, fragte Harry, »hier im Ort so etwas wie einen Verbündeten zu finden?«
Katja musste lachen. »Das wird ein Problem sein. Wir kennen jedenfalls keinen.«
»Aber Sie sind der Meinung, dass die Menschen hier Angst vor Dolny haben?«
»Mehr oder weniger.«
»Dann sollten wir es herausfinden.«
Harry schaute mich fragend an und sah mein Nicken.
So machten wir uns auf den Weg ins Dorf.
Einen richtigen Kern gab es nicht. Nur die Lücken zwischen den Häusern waren nicht mehr so groß.
Ich ging davon aus, dass sich irgendjemand im Hintergrund kräftig die Hände rieb. Jetzt hatte er uns. Durch die zerstochenen Reifen waren wir so etwas wie Gefangene geworden, die hier die Nacht verbringen mussten.
Auch war ich gespannt, ob man uns Antworten auf unsere Fragen gab, wenn es um das Monster ging.
Ich kannte solche kleinen Orte auch aus meinem Heimatland und wusste, dass es dort stets so etwas wie einen Mittelpunkt gab. Das waren in der Regel die Gasthäuser, manchmal auch eine kleine Polizeistation. Aber die entdeckten wir hier nicht.
Natürlich lösten sich die Dorfbewohner nicht in Luft auf, wenn sie uns sahen, aber sie gingen uns aus dem Weg.
In der Nähe einer Schlachterei für Geflügel, dessen Metallschild nicht zu übersehen war, gab es noch einen Anbau, dessen Tür halb offen stand.
Das Wort über der
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