1585 - Monsterfahrt
Man hat uns sogar für eine kurze Zeit gefangen gehalten.«
»Wie bitte?«
»Ja, da gibt es einen gewissen Dolny, der wohl in dem Dorf das Sagen hat«, klärte uns Roman Donkow auf. »Wir passten ihm nicht. Es passte ihm gar nichts an uns. Deshalb hat er meine Frau und mich auch für eine Weile eingesperrt.«
»Und warum?«, murmelte Harry.
»Wir haben keine Ahnung. Ich erzähle es Ihnen, auch wenn es der reine Wahnsinn war.«
»Das wäre gut.«
Beide wechselten sich ab. Es wurde ein kurzer Bericht. Die Donkows hatten sich nur umschauen wollen, das war alles gewesen. Und es hatte diesem Dolny nicht gepasst.
Ich wollte wissen, ob sie mehr über ihn wussten.
»Nein, nichts. Er hat uns dann fahren lassen.«
Roman nickte zu den Worten seiner Frau und kam dann auf das Hindernis zu sprechen, vor dem wir standen.
»Es kein Sturm gewesen, der diesen Baumstamm aus seinem Wurzelwerk gerissen hat, davon gehen wir beiden aus.«
»Dann denken Sie an das Monster«, sagte ich.
»Ja, nur das kann es gewesen sein. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Es muss diese widerliche Bestie gewesen sein. Sie hat uns stoppen wollen, und das ist ihr auch gelungen. Wir hätten nicht die Spur einer Chance gehabt. Nie und nimmer. Dann aber sind Sie gekommen und waren praktisch unsere Retter in höchster Not.«
Ich lächelte kantig.
»Ja, das kann man so sagen. Aber wie geht es jetzt weiter?«
»Sehen Sie sich den Baumstamm an. Es ist unmöglich, ihn zu umfahren.«
»Stimmt. Es gibt nur den Weg zurück oder nach vorn. Und wir wollen nach Rynica.«
»Davon rate ich Ihnen ab.«
»Das können Sie zwar, aber wir werden trotzdem fahren, und deshalb möchte ich Sie bitten, uns Ihr Fahrzeug zu überlassen. Wir haben das gleiche Problem wie Sie.«
»Und was sollen wir tun?«, fragte Katja.
»Sie können unseren Wagen nehmen und damit nach Schwedt zurückfahren.«
Katja überlegte ebenso wie ihr Mann. So ganz recht war ihnen das nicht. Und die Frage, die Katja stellte, überraschte uns nicht mal.
»Könnten Sie uns nicht mitnehmen nach Rynica?«
»Warum?«, fragte Harry.
»Es ist die Angst vor dem Monster.« Roman nickte heftig. »Ich glaube nicht, dass es endgültig geflohen ist. Es hat eine Niederlage erlitten, und die wird es ausmerzen wollen. Ich kann mir denken, dass sich die Bestie hier irgendwo versteckt hält, uns beobachtet und genau darauf lauert, wie wir reagieren.«
Das war nicht von der Hand zu weisen. Ich wollte nicht von einer Intelligenz der Bestie sprechen, aber sie hatte sicher ihre Pläne, und die würde sie durchzuziehen versuchen. Es konnte sein, dass sie durch die beiden Treffer angeschlagen war, obwohl es nicht so ausgesehen hatte. Eine Beute wie die beiden Donkows würde sie sich nicht entgehen lassen.
Harry und ich konnten die Bedenken des Paars verstehen und gaben den beiden recht.
»Was sollen wir denn tun?«, fragte Roman Donkow. Er hob die Schultern. »Uns bleibt nur die Möglichkeit, mit Ihnen zu fahren. Wieder zurück nach Rynica. Allerdings werde ich mich dort nicht wieder einsperren lassen.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, bestätigte seine Frau.
Ich kam noch mal auf diesen Dolny zu sprechen und fragte, wie die beiden ihn einschätzten.
Beim Sprechen verengte Katja ihre Augen.
»Ein widerlicher Typ. Ich hatte das Gefühl, dass er ständig unter Strom steht. Einer wie er lauert nur auf eine Gelegenheit, seine Gewalt ausleben zu können. Es gab wirklich keinen Grund, uns einzusperren. Er hat es getan, und zwar in der Unterkunft, in der die Arbeiter übernachtet haben. Eine schrecklich primitive Baracke ist das. Sie werden sie ja noch kennen lernen.«
»Okay«, sagte Harry. »Und sonst hatten sie keinen Kontakt mit anderen Dorfbewohnern?«
»Nein«, erwiderte Roman. »Nur mit diesem Dolny. Mir kam es vor, als hätten auch die Dorfbewohner Angst vor ihm. Wir haben zwar einige gesehen, aber niemand hat sich in unsere Nähe gewagt. Die haben ganz schön Abstand gehalten.« Er nickte, bevor er weiter sprach. »Und dann muss ich Ihnen noch etwas sagen, meine Herren. Ich werde den Eindruck nicht los, dass dieser Dolny mehr weiß. Das hat er uns zwar nicht zu verstehen gegeben, aber wer ihn anschaut und seine negative Ausstrahlung spürt, der kann einfach nicht anders darüber denken.«
»Wenn Sie das sagen, Herr Donkow.«
»Ja, und ich kann das bestätigen«, sagte seine Frau Katja.
»Gut.« Harry Stahl, der sich etwas in der Umgebung umgeschaut hatte, war zurückgekehrt. »Was hindert uns
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