1586 - Leichenräuber
Zucken, das über den gesamten gallertartigen Körper zu laufen schien.
Und jetzt entstand sogar ein Maul in diesem Oval, das ein Schädel sein konnte.
Dort zuckte es, und Suko, der weiterhin den Lichtstrahl auf den schleimigen Widerling gerichtet hielt, sah, wie der Ghoul sein Maul öffnete, um seinem Opfer zu zeigen, was ihn erwartete.
Zähne, die an spitze Stifte erinnerten und dabei silbrig glänzten. Schleim hing dazwischen in langen dicken Fäden.
Es sah ekelhaft aus, doch darum kümmerte sich Suko nicht. Er wollte den Ghoul bis auf die richtige Distanz herankommen lassen, um ihm dann eine Kugel in die wabbelige Schleimmasse zu schießen.
Für die normale Gestalt, wie Suko sie sah, war der Gang zu eng. Doch sie konnte sich zusammenziehen, sodass sie zu einer Art Schlauch wurde. Der Schleimschädel bewegte sich dabei nickend.
Suko wich ein Stück zurück und ließ sich ganz nieder, sodass er beinahe flach auf dem Boden lag.
In der linken Hand hielt er seine Leuchte, die Finger der rechten umklammerten die Pistole.
Der Ghoul merkte nicht, auf welch eine Gefahr er sich zu bewegte. Er hatte es eben nicht gelernt, sich vor einem Menschen zu fürchten, und das sollte sich nun rächen.
Suko zielte genau. Er wollte die Kugel über dem Maul in den Schädel jagen.
Sein Zeigefinger erreichte den berühmten Druckpunkt, dann zog er durch und der Schuss peitsche auf.
Es war kein unbedingt lauter Knall zu hören, weil der enge Gang das meiste schluckte. Trotzdem tobte der Schall in Sukos Ohren und er glaubte für einen Moment, taub geworden zu sein.
Die Kugel hatte den Ghoul voll getroffen. Das Schleimwesen zuckte zusammen. Es kroch nicht mehr weiter. Es schüttelte sich so heftig, dass sich nicht wenige Tropfen des Schleims von der Masse lösten und gegen die Wände spritzten.
Ein ungewöhnlicher Laut war zu hören. Es war eine Art Heulton, und Suko sah, dass der schwergewichtige Ghoul auf der Stelle zusammensackte.
Es war der Anfang vom Ende. Es gab keine festen Konturen mehr. Das Schleimmonster veränderte sich. Es sackte zusammen, und dann sah es so aus, als wollte es wegfließen.
Suko schaute gelassen zu, wie sich der Schleim auf dem Tunnelboden ausbreitete und ihn an einen glitschigen Teppich erinnerte.
Er hatte seine Waffe sinken lassen. Er wusste, dass er sie bei dieser Gestalt nicht mehr benötigte. Es war alles erledigt.
Der Ghoul kämpfte trotzdem noch ums Überleben.
Alles an ihm zuckte. Er wollte sich aufbäumen, was er auch zum Teil schaffte. Dabei gab er allerdings ein. Geräusch ab, das Suko Genugtuung verschaffte. Er hatte das leise Knirschen oder Bersten genau gehört. Als wäre Glas durch harten Druck zerkrümelt worden, nachdem man es zerstört hatte.
Der Leichenfresser trocknete aus. Es war auch seinem Körper anzusehen. Die Durchsichtigkeit verschwand. Seine Masse erinnerte an Kristallzucker, nur dass dieser nicht so eklig stank.
Es war das allerletzte Aufbäumen des Ghouls. Aus dem Tunnel wehte Suko nichts mehr entgegen. Zumindest gab es keinen Nachschub des ekligen Gestanks mehr.
Um den Ghoul völlig zu zerstören, hätte er mit einem Hammer oder einen starken Gegenstand auf ihn einschlagen müssen. Das ersparte er sich. Auch so stellte der Ghoul keine Gefahr mehr für ihn dar.
Ein Problem gab es trotzdem, und das war nicht so leicht aus der Welt zu schaffen.
Dieser Ghoul hatte nicht zu dem Trio gehört, das ihm auf dem Friedhof oberhalb dieses Tunnels aufgelauert hatte.
Suko wusste nicht, wie er es genau einschätzen sollte. Er dachte eine ganze Weile darüber nach und gelangte dann zu der Erkenntnis, dass es einen Unterschied zwischen dem Ghoul und den anderen drei Gestalten gab.
Ghouls nahmen in der Hierarchie der Dämonen einen sehr niedrigen Rang ein.
Aber wer waren die anderen drei Wesen? Woher kamen sie? Wie stark waren sie? Was hatten sie vor? Warum hatten sie sich gerade diesen Friedhof ausgesucht? Oder waren es keine Ghouls, sondern Wesen, die mit diesen irgendwie verwandt waren?
Auch daran musste Suko denken. Er durfte keinesfalls etwas aus den Augen lassen. An Überraschungen war er zwar gewohnt, aber das bedeutete nicht, dass er sie gern hatte.
Er warf noch einen letzten Blick auf die Kreatur, die aussah, als würde sie aus Zuckerwatte bestehen. Danach richtete er sich auf und löschte den Strahl der Lampe.
Suko war noch immer nicht dazu gekommen, die Dämonenpeitsche kampfbereit zu machen. Das wollte er ändern.
Aber auch diesmal hatte das Schicksal etwas
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