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1586 - Leichenräuber

1586 - Leichenräuber

Titel: 1586 - Leichenräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren diejenigen, denen sie das zutraute, in Deckung geblieben.
    Es gab keine Wiederholung.
    Shao wusste noch immer nicht, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Zudem sah in ihrer Umgebung alles ziemlich gleich aus. Die Unterschiede wären ihr bei Tageslicht bestimmt aufgefallen, nicht aber in der Dunkelheit.
    Dem Pfiff war leider keine Stimme gefolgt. Niemand hatte etwas gesagt oder gerufen, es gab nichts, wonach sie sich hätte richten können.
    Es war ihr auch nicht möglich gewesen, die, Entfernung des Geräuschs abzuschätzen, und selbst die genaue Richtung hatte sie nicht bestimmen können.
    Erneut versuchte Shao, sich zu orientieren. Sie stand auf einem recht breiten Weg, der trotzdem nicht zu den Hauptwegen zählte. Als sie den Kopf senkte, sah sie direkt vor sich einen schmalen Pfad, der ein altes Gräberfeld durchschnitt. Wo dieser Pfad endete, sah Shao nicht, nur wuchs in ihr jetzt das Gefühl, dass der Pfiff sie aus dieser Richtung erreicht hatte.
    Hingehen?
    Ihr war klar, dass sie nicht hier stehen bleiben und warten konnte, bis etwas geschah. Sie wollte endlich etwas unternehmen und nicht nur alles auf sich zukommen lassen.
    Der Gedanke war ihr kaum gekommen, da stutzte sie. Den Blick hielt sie nach wie vor nach vorn gerichtet.
    Jetzt sah sie trotz der Dunkelheit die Bewegung dort.
    Das war kein Tier. Von der Größe konnte es ein Mensch sein - oder ein Ghoul.
    Der Gedanke daran ließ sie leicht zittern. Das Blut stieg ihr in den Kopf. Sie war versucht, etwas zu rufen, ließ es jedoch bleiben und wartete darauf, dass sich ihr fernes Gegenüber meldete.
    Das geschah tatsächlich.
    Jemand lachte!
    Es hörte sich scharf an. Shao unterschied nicht, ob es sich um das Lachen einer Frau oder das eines Mannes handelte. Komischerweise kam sie nicht auf den Gedanken, es mit einem Ghoul zu tun zu haben, was sie selbst als seltsam einstufte.
    Das Lachen wiederholte sich nicht.
    Shao hatte die Botschaft trotzdem verstanden und machte sich auf den Weg, um die Quelle zu erforschen.
    Sie musste nur den schmalen Pfad zwischen den Gräbern entlang gehen und fragte sich dabei, ob sie dort, wo die Gestalt stand, auch die Fallgrube finden würde.
    Shao bewegte sich vorbei an den Grabsteinen. Manche von ihnen sahen aus wie versteinerte Menschen, und auf einigen befanden sich Gestalten mit Flügeln auf ihren Rücken.
    Die Person, die sie erwartete, war nicht versteinert. Sie hob ihren rechten Arm an, als wollte sie Shao Zeichen geben, schneller zu ihr zu kommen.
    Das tat Shao nicht. Sie ließ sich Zeit. Sie wollte nichts von dem anderen, das war umgekehrt der Fall.
    Die Gräber blieben hinter ihr zurück. Shao wurde auf einem größeren Platz erwartet, der leer war.
    Selbst Bäume wuchsen hier nicht. Er war wie eine Insel.
    Und mitten in diesem Kreis stand die Person, die Shao hergelockt hatte. Es gab kein Licht, das sie streifte.
    Doch Shao war inzwischen nahe genug heran, um etwas erkennen zu können.
    Es war eine noch recht junge Frau, die nach ihrer Kleidung zu beurteilen hierher auf den Friedhof passte. Man konnte sie als »Schwarze« oder Gruftie bezeichnen, obwohl ihre struppigen und abstehenden Haare grün gefärbt waren.
    Bekleidet war sie mit einer Hose, einem dünnen Pullover und einem längeren Mantel, alles von pechschwarzer Farbe.
    Ketten hingen um ihren Hals. An den Fingern steckten Ringe, und als Shao in das Gesicht schaute, da stellte sie fest, dass die Lippen der jungen Frau mit einem dunklen Stift nachgezeichnet worden waren.
    Und noch etwas fiel ihr auf.
    Shao war selbst Chinesin. Auch am Gesicht der jungen Frau sah sie, das zumindest ein Elternteil aus Asien stammte.
    Shao nickte. »Ich bin hier. Und jetzt?«
    Die junge Frau lachte. »He, du siehst ja aus, als wärst du eine von uns.«
    »Ich bin Chinesin.«
    »Und meine Mutter stammt aus Japan.«
    »Okay, dann wäre ja alles klar.«
    »Wieso? Willst du nicht wissen, mit wem du es zu tun hast?«
    »Wie du meinst.«
    »Ich heiße Shini.«
    »Netter Name.«
    »Und du?«
    »Shao.«
    Shini spitzte die Lippen. »He, das passt sogar. Shini und Shao. Hört sich gut an.«
    »Deswegen bin ich nicht hier.«
    »Kann ich mir denken. Bist du geil auf Friedhöfe, oder warum treibst du dich hier herum?«
    »Kann sein.«
    »Glaube ich dir aber nicht.« Shini hatte die Antwort gezischt. »Du hast einen anderen Grund.«
    »Aha und welcher, glaubst du, ist das?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber ich finde es noch heraus, das schwöre ich dir.«
    Shao hob die Schultern.

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