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1586 - Wen die Rache trifft

Titel: 1586 - Wen die Rache trifft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Ihr habt die Tryolla-Sippe tödlich beleidigt", flüsterte sie, und ihre Stimme schien zu versagen. „Ein Jahr lang werden sie diese Beleidigung mit den eingefarbten Kindern vor Augen haben. Immer wieder werden sie daran erinnert werden, was ihr ihnen angetan habt. Und das jetzt, da die beiden Sippen endlich ihren Streit begraben wollen."
    Sie sprach es nicht aus, aber Lalektat, Layka und Laworn wußten dennoch, was sie dachte. Mit ihrer Aktion gegen die vier „Fettbackenfrösche" hatten sie den Angriff der beiden Männer gegen Liergyn ausgelöst. „Es tut mir leid", stammelte Layka mit tränenerstickter Stimme. „Ich habe ja gleich gesagt, wir sollen es bleibenlassen", behauptete Laworn, wobei er es mit der Wahrheit nicht so genau nahm. „Willst du mir die ganze Schuld zuschieben?" fragte Lalektat. „Nein, will ich nicht", verteidigte sich Laworn. „Wir haben es alle drei getan."
    Lalektat stand auf. Mit hängenden Armen ging er zu Lesa und blickte sie hilfesuchend an. „Ich habe nicht gewußt, daß Blau die Fettbacken beleidigt", beteuerte er. „Ehrlich nicht."
    Sie glaubte ihm, da sie in den vergangenen Tagen lange Gespräche mit ihrem Verlobten gefuhrt hatte. Sukeris hatte ihr bewußt gemacht, daß die beiden Clans so gut wie nichts voneinander wußten, obwohl sie so dicht nebeneinander lebten.
    Der jahrhundertelange Streit hatte zur gegenseitigen Isolation geführt. Dabei hatten sich im Lauf der Zeit viele Gewohnheiten herausgebildet, die beide Clans einander entfremdeten, so daß in vielen Fallen nur noch die Alten wirkliche Gemeinsamkeiten hatten. Sowohl Lesa als auch Sukeris war bewußt geworden, daß ihre Verbindung früher oder später zerbrechen mußte, wenn es ihnen nicht gelang, das Trennende zu überwinden und immer wieder Kompromisse einzugehen. „Wie bist du überhaupt darauf gekommen?" fragte sie ihn. „Wer hat dir die Chemikalien gegeben und dir gesagt, wie du sie mischen mußt?"
    Er wollte darauf antworten, kam jedoch nicht dazu, weil Lesa zur Tür eilte. „Kommt mit!" rief sie. „Alle drei! Gerade jetzt findet im Avarial eine Versammlung von Frauen beider Clans statt.
    Mutter ist dabei. Wir müssen hin und den Tryollas erklären, wie alles gekommen ist. Vielleicht können wir dadurch eine Katastrophe verhindern."
    Sie folgten ihrer Aufforderung und eilten hinter ihr her. „Ganz schöner Mist", zischte Lalektat seinem Cousin zu. „Trotzdem", antwortete Laworn. „Wir halten zusammen!"
    Hinter dem Rücken Lesas streckten alle drei ihre linke Hand in die Höhe und setzten die andere im rechten Winkel dagegen, nicht nur als Symbol für die Forderung, Atlan möge Impe-, rator werden, sondern auch dafür, daß sie sich einig waren und daß sich einer für den anderen einsetzen würde. „Wenigstens ist endlich mal was los", Wisperte Lalekatat und zwinkerte den anderen zu. „Über Langeweile können wir uns jetzt nicht mehr beklagen."
    „Nur dumm, daß Vater so verletzt wurde", hauchte Layka ihm ins Ohr, so daß Lesa es nicht hören konnte.
    Er winkte gelassen ab. „Ach, dem geht's ja schon wieder gut. Die Medos bringen alles in Ordnung."
    Dieser Hinweis beruhigte Layka ebenfalls. Sie wußte, daß ihr Vater seit Beginn der Behandlung keine Schmerzen mehr hatte und sich nun in einem Heilschlaf befand, in dem ihm ohnehin nicht bewußt war, was mit ihm geschah. Wenn er daraus erwachte, würde er sich fühlen, als sei nichts geschehen und als habe er die Vorfälle nur geträumt. Er würde nicht einmal Narben auf seiner Haut zurückbehalten. Es gab daher keinen Grund, ein allzu schlechtes Gewissen wegen der Vorfälle zu haben.
    Wirklich schuldig fühlte Layka sich nicht. Auch Lalektat und Laworn ging es nicht anders. Es tat ihnen leid, daß Liergyn so schwer verletzt worden war und wohl auch Todesängste aus. gestanden hatte, aber die Fehde mit dem Clan der Tryollas war schon so alt, daß sie derartige Zwischenfälle mit einiger Gelassenheit hinnahmen. Die drei Kinder sahen ein, daß ihr Anschlag auf die „Fettbackenfrösche" der Anlaß für den Angriff auf Liergyn gewesen war, aber sie wußten auch, daß jeder andere Vorfall ebensogut als Motiv für einen Streit herhalten konnte. Sie waren in dem Bewußtsein aufgewachsen, daß es immer wieder Kämpfe zwischen den beiden Parteien gab, und so fiel es ihnen nicht schwer, Schuldgefühle zu verdrängen.
    Für Lesa sah es anders aus. Sie war nach ihrer Verlobung das Symbol für die angestrebte Versöhnung zwischen den beiden Clans. Daher

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