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1586 - Wen die Rache trifft

Titel: 1586 - Wen die Rache trifft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war vor allem auf die Erschöpfung nach einem Kampf zurückzuführen, der ihn überfordert hatte, nicht aber in erster Linie auf seine Verletzungen. Sie waren in der Tat schwer, jedoch nun, da er sich in Behandlung befand, nicht mehr lebensgefährlich.
    Im dritten Stockwerk verließen Lesa und die Kinder den Schacht und betraten einen Flur, der mit Stoffen in beruhigenden Farben ausgeschlagen war. Hier gab es keine Leuchtelemente an den Decken, so wie unten in den Gängen, vielmehr wurde Helligkeit durch eine Reihe von holografischen Projektionen erzeugt. Sie vermittelten teils Bilder von Familienangehörigen oder von Landschaften Arkons oder hatten einfach nur die Aufgabe, lichte Bereiche zu schaffen. Dadurch entstand eine angenehme Atmosphäre, in der sich Lesa und die Kinder wohl fühlten.
    Sie betraten einen großen Salon, dessen eine Seite vollkommen durch ein Fenster eingenommen zu sein schien, durch das sie auf eine der schönsten Landschaften des Planeten Ranshat hinausblicken konnten. Sie beachteten es kaum. Es war eine holografische Projektion. Ein Fenster gab es nicht, und ein Ausblick dieser Art war unmöglich auf Voltry, einer atmosphärelosen Welt. „Möchtet ihr etwas zu trinken haben?" fragte Lesa. „Und ob, Schwesterchen!" rief Lalektat. „Ich bin am Verdursten. Weißt du, wie lange ich schon nichts mehr getrunken habe?"
    „Vermutlich seit tausend Jahren", lächelte sie. „Erraten", strahlte er sie an. „Woher wußtest du es?"
    Sie verdrehte stöhnend die Augen. „Weil du mir diese blöde Antwortebenfalls schon tausendmal gegeben hast", erklärte sie, während sie einem Servorobot den Befehl gab, für Getränke zu sorgen. „Echt?" grinste Lalektat. Er hielt die linke Hand hoch und zählte mit der rechten die Finger ab. „Ich dachte, es wäre nur neunhundertachtmal gewesen."
    Er ließ sich rücklings in einen der Sessel sinken, rutschte bis zur Vorderkante vor und streckte die Beine aus. Es schien, als könne er sich in dieser Stellung nicht lange halten und müsse im nächsten Moment aus dem Sessel fallen, doch er schien diese Lage bequem zu finden.
    Lesa setzte sich ihm gegenüber in einen anderen Sessel. Sie lehnte sich nur wenig zurück und schlug die Beine übereinander. „Nun erzählt schon", forderte sie ihre Geschwister und Laworn auf. „Was ist wirklich passiert?"
    Lalektat schlug sich stöhnend die Hände vors Gesicht. Durch die gespreizten Finger hindurch blickte er seine Schwester an. „Was soll denn das?" beklagte er sich. „Wir haben doch schon alles gesagt."
    „Habt ihr nicht", beharrte sie auf ihrer Meinung. „Ich bin sicher, daß ihr etwas angestellt habt. Willst du, daß ich die Friedensstifterin Narada Sonkar rufe, damit sie alles regelt?
    Oder willst du lieber antworten? Also - was ist vorher geschehen?"
    „Mit den Fettbackenfröschen?" Lalektats Augen begannen zu tränen, ein deutliches Zeichen dafür, daß er erregt war. „Mit den Fettbackenfroschen, wie ihr sie nennt", nickte sie. „Ich kenne euch doch! Ist irgend etwas vorgefallen? Habt ihr euch mit Kindern des anderen Clans geprügelt, oder war sonst irgend etwas?"
    Lalektat setzte sich aufrecht in den Sessel. Er rutschte unruhig hin und her und wechselte einige bedeutungsvolle Blicke mit Layka und Laworn. „Eigentlich nichts Wichtiges", gab er dann zu. „Wir haben die Fettbacken nur in eine kleine Falle laufen lassen."
    Und dann erzählte er, was mit den vier Jungen von der Tryolla-Sippe geschehen war. „Blau?" stammelte Lesa danach. „Ihr habt sie blau eingefärbt?"
    „Ja!" strahlte ihr Bruder sie an. Sein Erfolg erfüllte ihn mit Stolz. „Und es dauert mindestens ein Jahr, bis die Farbe wieder raus aus der Haut ist!"
    Lesa war blaß geworden, und nun tränten auch ihre Augen.
    Sie stand auf und ging nervös im Salon auf und ab. Schließlich blieb sie vor der riesigen Holografie stehen, und es schien, als beobachte sie einige Tiere, die gemächlich durch eine Buschsavanne zogen. Dann aber fuhr sie herum. Wütend blickte sie Lalektat an, der plötzlich kleiner zu werden schien und tief in dem Sessel abtauchte. „Was hast du denn, Schwesterchen?" fragte er erschrocken. „Blau!" schrie sie, und nun schwammen ihre Augen vor Tränen. „Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Ihr müßt den Verstand verloren haben. Wißt ihr denn nicht, daß Blau bei dem anderen Clan verpönt, ja geradezu verhaßt ist?"
    Sie fuhr sich mit beiden Händen durch das Silberhaar, das sie offen und schulterlang trug.

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