Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
unglaublich viel über andere Völker, dachte Dorina Vaccer deprimiert. Nur über uns selbst wissen wir so gut wie nichts.
    Sie befürchtete, daß auch die Felsmalereien von Zonai nichts daran ändern würden.
    Und doch gab es offensichtlich zwei Linguiden, denen das scheinbar Unmögliche gelungen war.
    Es muß einen Grund dafür geben, daß ausgerechnet Sando Genard und Adonor Cyrfant Zugang zu diesen Malereien und dem darin verborgenen Geheimnis gefunden haben, überlegte Dorina Vaccer. Über Adonor Cyrfant wußte sie recht gut Bescheid, denn sie war ihm schon mehrfach persönlich begegnet. Er lebte in einer Welt abstrakter Formen. Das Geheimnis des Kimas hatte ihn seit jeher fasziniert.
    Aber hatte er es auch gelöst?
    Dorina Vaccer erinnerte sich an ein paar Bemerkungen, die Balasar Imkord zu diesem Thema gemacht hatte.
    Wenn es stimmte, was Balasar Imkord gesagt hatte, dann war Adonor Cyrfants Kimalog nichts anderes als eine modellhafte Umsetzung jenes Gedankenbildes gewesen, mit dessen Hilfe die Linguiden die Funktionsweise des Verstands zu erklären versuchten.
    Die Frage war nur, ob sich aus einer solchen Simulation tatsächlich Erkenntnisse über das Kima ableiten ließen. Über Sando Genard wußte Dorina Vaccer, daß er sich schon seit langem mit den Rätseln von Zonai befaßt hatte. Er schien völlig in seiner Forschungsarbeit aufgegangen zu sein. Er hatte sich förmlich in die Vergangenheit hineingelebt.
    Adonor Cyrfant hatte sich darauf spezialisiert, abstrakte Zusammenhänge in sichtbare Formen umzusetzen.
    Sando Genard hatte sich in die Begriffswelt der Vorzeit versetzt.
    War das die Lösung des Rätsels?
    Lag irgendwo in diesen Malereien der Schlüssel zum Weltbild der Vorfahren verborgen?
    Dorina Vaccer begann noch einmal von vorne.
     
    7.
     
    7.10.1173 NGZ Sie sah sich die Bilder immer wieder an. Und immer eingehender.
    Aber am Ende war sie nicht schlauer als zuvor.
    Entmutigt und erschöpft setzte sie sich auf einen Felsen.
    Ihre Augen schmerzten. Der Kopf tat ihr weh. Ab und zu fühlte sie sich auch wieder schwindelig.
    Sie sagte sich, daß es sinnlos war, noch mehr Zeit auf die Suche nach etwas zu verwenden, das sie ohnehin nicht finden würde. Nicht finden konnte.
    Jahrtausendelang hatten Linguiden zu erklären versucht, was das Kima war. Es war niemals etwas dabei herausgekommen. „Das Kima", hatte Garyo Kaymar gesagt, als Dorina Vaccer - wie jeder Schüler es irgendwann tat - die entsprechende Frage gestellt hatte, „das Kima ist das, was der Begriff bereits besagt: die Wurzel unseres Seins.
    Und das ist alles, was wir darüber wissen. Wir sollten uns damit zufriedengeben."
    Aber er selbst hatte sich in diesem Punkt keineswegs an seine eigenen Empfehlungen gehalten.
    Nächtelang hatten sie gemeinsam über alten Schriften gebrütet.
    Sie hatten seltsame Übereinstimmungen zwischen altarkonidischen Schriftzeichen und einigen der ältesten linguidischen Symbole entdeckt. Sie hatten diese Entdeckungen zu einer Zeit gemacht, als man noch nicht einmal im entferntesten geahnt hatte, daß die Linguiden aus den Nachkommen arkonidischer und tefrodischer Schiffbrüchiger hervorgegangen waren.
    Diese ältesten linguidischen Symbole standen für eine Handvoll von Begriffen, die alle etwas mit ein und demselben Thema zu tun hatten: Dem Kima.
    Kima - dieser Begriff war identisch mit dem Symbol für festen Boden.
    Kima war die Wurzel des Seins, die die Füße der Linguiden auf festem Boden hielt. Den Boden unter den Füßen verlieren war eine Redensart, die von den Linguiden häufig gebraucht wurde. Sie meinten damit einen Zustand der Irritation und der Unausgeglichenheit. Das betreffende Symbol war zugleich die schriftliche Bezeichnung für eine Krankheit, die man Zustand des Fallens nannte.
    Diese Krankheit äußerte sich in Angstzuständen und Gleichgewichtsstörungen. Die Kranken verloren die Fähigkeit, sich in der Realität zu orientieren. Ihr Wortschatz schrumpfte rapide. Den psychischen Veränderungen folgten körperliche Mißbildungen der gesamte Organismus geriet aus den Fugen.
    Zustand des Fallens führte zum Verlust des Kimas.
    Das Kima war etwas, das nur den Linguiden zu eigen war. „Aber was ist das Kima?" fragte Dorina Vaccer verzweifelt zu dem Bild im Zenit der Grotte hinauf.
    Sie ließ den Lichtkegel der Lampe wandern und betrachtete die Malereien.
    Und dann endlich, nach stundenlangem Starren auf die uralten Bilder, erkannte sie plötzlich, was daran nicht stimmte.
    Die Symmetrie dieser

Weitere Kostenlose Bücher