1589 - Der steinerne Templer
davon aus, dass er über seine Feinde Bescheid gewusst hat. Er hat nur nicht gewusst, dass sie ihm so dicht auf den Fersen waren.«
»Das kann man so sehen.«
»Und wie geht es jetzt für dich weiter, John?«
»Ich muss Maurice Vidal finden.«
Der Kommissar lächelte. »Du hast sicherlich nichts dagegen, dass ich dich dabei unterstütze?«
»Nein, warum sollte ich?«
Voltaire lächelte weiter. »Ich höre und sehe schon, dass wir uns verstehen.«
»Ja, ja, so ist es. Du willst nur nicht, dass ich in deiner Stadt auf eigene Faust etwas unternehme.«
»Ha, wer denkt denn so schlecht?«
»Vergiss nicht, dass ich ebenfalls bei der Polizei bin, mein Lieber.«
»Wir haben eben alle unsere Eigenheiten.«
»Du sagst es.«
Voltaire machte sich an die Arbeit. Sein großer Helfer war der Computer.
Er sollte ihm wenn möglich die Informationen liefern, die er brauchte, um Maurice Vidal auf die Spur zu kommen.
Während seiner Arbeit gab er mir meine persönlichen Dinge zurück. Sogar mein Taschentuch war dabei, und natürlich die Beretta, sowie ein Ersatzmagazin, das ich an meinem Gürtel befestigte.
»Ha. Da haben wir ihn!«
»Und?«
Voltaire hob den Kopf. »Er ist, was wir uns schon gedacht haben Historiker. Er forscht über französische Geschlechter. Der Adel interessiert ihn, aber mehr der aus der zweiten Reihe. Und er hat seine eigene, Seite im Internet.«
»Steht dort seine Adresse?«
»Nein, wer macht das schon. Nur die E-Mail-Anschrift. Wir könnten ihm eine Nachricht schicken.«
»Wenn er zu Hause ist.«
»Ich habe kein Problem damit, seine Anschrift herauszufinden.«
»Arbeitet er an einer Uni?«
»Nein, man könnte ihn als einen Privatdozenten bezeichnen. Diese Leute arbeiten für verschiedene Auftraggeber.«
»Das kommt hin.«
Voltaire rief einen Kollegen an und legte ihm seinen Wunsch dar. Am Nicken sah ich, dass der Kommissar zufrieden war.
»Gleich werden wir seine Anschrift haben, John.«
»Ich warte.«
Lange musste ich das nicht. Der Kollege schnippte mit den Fingern, als er die Antwort hörte. »Ja, ich danke dir, Jacques. Die Gegend kenne ich gut.«
»Und?«
»Wir haben ihn, John. Er wohnt in einer kleinen Straße nördlich des Jardin du Luxembourg.«
Voltaire legte den Hörer auf, den er noch immer in der Hand gehalten hatte.
»Fahren wir hin?«, fragte er.
Ich schenkte ihm ein säuerliches Grinsen. »Du auch?«
»Klar, ich sitze mit im Boot.«
»Nun ja, ich habe bestimmt nichts dagegen, aber ich weiß nicht, ob Maurice Vidal das akzeptiert. Es ging ihm um mich, um mich ganz allein.«
»Kann ich verstehen. Deshalb verspreche ich, mich im Hintergrund zu halten.« Er streckte einen Zeigefinger in die Höhe. »Und du darfst eine Sache nicht vergessen, John. Dieser zweite Killer läuft noch frei herum. Ich kann mir vorstellen, dass er noch längst nicht aufgegeben hat. Der will Vidal oder dich vielleicht immer noch killen.«
»Könnte hinkommen.«
Voltaire klatschte in die Hände. »Dann sollten wir uns hier nicht mehr so lange aufhalten und losfahren. Je eher wir den Mann erreichen, umso besser.«
»Du sagst es.«
Zwar war ich nicht wirklich überzeugt, aber ich konnte dem Kommissar auch nicht verbieten, sich mir anzuschließen. Ich befand mich in einem fremden Land, in dem ich als Polizist nichts zu sagen hatte.
»Vidal hätte dir wenigstens seine Telefonnummer geben können«, meinte Voltaire.
»Hast du sie nicht herausgefunden?«
»Nein, das war nicht möglich. Es gab keine. Er muss eine geheime Nummer haben. Und an die heranzukommen ist nicht einfach. Das würde zudem auch dauern.«
»Okay, versuchen wir es mit einem Überraschungsbesuch.«
»Das meine ich doch auch.« Der Kollege rieb beide Handflächen gegeneinander. Er war anscheinend froh, mal wieder an die Front zu kommen. Der Büroalltag ging ihm wohl auch auf den Geist.
Als wir das Büro verließen, begegnete uns wenig später einer der Männer, die mich hochgebracht hatten. Er grinste mich an.
Ich blieb stehen und sagte: »So ändern sich die Zeiten.«
Er lachte nur und ging weiter…
***
Die Flucht war ihm gelungen!
Maurice Vidal konnte es selbst kaum glauben, aber er hatte es tatsächlich geschafft. Und es befanden sich auch keine Verfolger auf seiner Spur, das hatte er sehr schnell festgestellt.
Ab jetzt galt es, noch vorsichtiger zu sein. Dass ihm die Gegenseite so dicht auf den Fersen war, das hätte er niemals gedacht.
Ändern konnte er es nicht. Das war sein Schicksal. Aber er konnte
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