1590 - Operation Unsterblichkeit
Wassers an und blieb einige Kilometer vor der Insel an einer Sandbank hängen. „Wir brauchen Hilfe", stellte Alaresa Anceott fest. „Allein kriegen wir das Boot nicht wieder flott."
Sie trug eine struppige Gesichtsmähne in verschiedenen Schockfarben. Ihre Kleidung wirkte abgerissen.
Hagea Scoffy blickte zur Insel hinüber. Die Linguidin schätzte, daß sich ihr Uferbereich etwa zwanzig Meter Über ihnen befand. Das bedeutete, daß der Tidenhub wenigstens zwanzig Meter, wahrscheinlich aber noch einige Meter mehr betrug. Sie konnten froh sein, daß sich das Boot an der Sandbank verfangen hatte. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte sie die Strömung weit auf das Meer hinausgetrieben. „Wenn wir noch ein wenig warten, können wir zu Fuß zur Insel gehen", sagte sie. „Die Frage ist nur, ob wir dann morgen noch das Boot vorfinden oder ob die Flut es weggespült hat."
Unsicher beobachteten sie das ablaufende Wasser und die immer größer werdenden Sandbänke.
Schließlich einigten sie sich darauf, an Bord zu bleiben, wo sie relativ sicher waren. Die Flut würde das Boot irgendwann von der Sandbank abheben und zur Insel tragen.
Als etwa eine Stunde vergangen war, gab es so gut wie keine Wasserflächen mehr zwischen ihnen und der Insel. Zwei einsame Gestalten kamen durch das Watt auf sie zu. „Schüler von Mesta", bemerkte Alaresa Anceott. „Sie werden uns sagen, was wir tun sollen."
Fast eine Stunde verstrich, bis die beiden Männer das Boot erreicht hatten. Auf den letzten Metern gingen die beiden Frauen ihnen entgegen. „Tyro Ames", stellte der eine der Schüler sich vor. Er war groß und schlank und wirkte gelangweilt. Er blickte an Hagea Scoffy und Alaresa Anceott vorbei auf die offene See hinaus, als er mit ihnen sprach. „Kasfo Laeta", sagte der andere. Er war klein und machte einen wesentlich interessierteren Eindruck. Ein höfliches Lächeln umspielte seine Lippen. „Was können wir für euch tun?"
„Wir sind hier, weil wir mit Mesta Saronove sprechen müssen", erklärte Hagea Scoffy, nachdem sie ihre Begleiterin und sich selbst vorgestellt hatte. „Die Meisterin empfängt niemanden", erwiderte Tyro Ames. „Es ist aussichtslos. Sie spricht nur mit uns Schülern."
„Wir haben wichtige Nachrichten für sie", behauptete Alaresa Anceott. „Es gibt keine wichtigen Nachrichten für sie", entgegnete der Schüler, ohne seine Blicke auf sie zu richten. „Mesta Saronove bereitet sich auf das große Experiment vor", erklärte Kasfo Laeta. „Sie hat keine Zeit für euch."
Hagea Scoffy gab Alaresa Anceott verstohlen ein Zeichen. Damit bedeutete sie ihr, daß sie sich in Geduld fassen mußten. Es galt, das Vertrauen der beiden Schüler der Aktivatorträgerin zu gewinnen. Sie mußten begreifen, daß sie hier waren, um die von ihnen verehrte Mesta Saronove zu retten, und sie mußten erkennen, daß diese nur vor dem völligen geistigen Verfall bewahrt werden konnte, wenn sie den Aktivator ablegte. „Glaubt ihr, daß wir über Lichtjahre hierhergekommen sind, um dann auf den letzten Metern aufzugeben? Es ist wirklich wichtig, daß wir Mesta Saronove sprechen", sagte Alaresa Anceott. „Uns ist völlig klar, weshalb ihr hier seid", erwiderte Kasfo Laeta, ohne sein höfliches Lächeln zu verlieren. „Ihr wollt Mesta Saronove den Zellaktivator wegnehmen, um ihn euch selbst anzueignen. Damit hofft ihr zugleich, den Großen Einklang zu verhindern."
„Meinst du nicht, daß sofort ein Streit zwischen uns beiden darüber ausbrechen würde, wer den Aktivator erhalten soll?" entgegnete Hagea Scoffy. „Glaubst du wirklich, daß wir zu zweit gekommen wären, wenn wir solche Absichten hätten?"
„Wir sind nicht scharf auf den Zellaktivator", sagte Alaresa Anceott. „Er ist für Linguiden nicht besonders bekömmlich."
Die beiden Schüler blickten sich an. Sie wurden unsicher. Die beiden Frauen erkannten, daß Mesta Saronove vor ihnen oder anderen Besuchern gewarnt, daß sich ihr verwirrter Geist dabei jedoch nicht besonders logisch geäußert hatte.
Behutsam redeten sie auf die beiden Schüler ein. Sie setzten ihnen geduldig auseinander, wie die anderen Aktivatorträger sich unter dem Einfluß der Zellaktivatoren verändert hatten. „Wenn ihr verhindern wollt, daß ihr Geist völlig verfällt, dann müßt ihr erreichen, daß Mesta Saronove das Gerät ablegt", sagte Hagea Scoffy schließlich. „Je früher das geschieht, desto besser für die Meisterin. Noch ist sie nicht verloren. Im Rehabilitationszentrum
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