1590 - Prophet der Hölle
bezahlen.«
Bill stand auf. »Ich bringe Sie noch bis zur Tür und rufe Ihnen auch einen Wagen.«
»Danke.«
Der Mann verabschiedete sich von uns mit einem Kopfnicken. Er war zwar erleichtert darüber, dass er dem großen Grauen entkommen war, aber seine anderen Probleme musste er noch lösen. Das war allerdings seine Sache. In Zockerkreisen ging es eben nicht sanft zu.
Suko und ich blieben in Bills Arbeitszimmer zurück. Mein Freund schaute mich an.
»So, und jetzt möchte ich deine Meinung hören.«
Ich gab eine Antwort, aber ich lächelte nicht dabei. »Da wird uns einiges erwarten, denke ich.«
»Richtig. Und wie schätzt du diesen Damian ein?«
»Ob er tatsächlich den Weg zum Teufel gefunden hat, weiß ich nicht. Es kann auch eine andere Gestalt gewesen sein.«
»Jedenfalls ist es ein Fall für uns.«
»Sicher.«
Bill kehrte zurück.
»Das war eine harte Geburt«, sagte er und stemmte die Hände in die Hüften. »Na los, machen wir uns auf den Weg.«
»Du willst mit?«, fragte ich mehr aus Spaß.
Bill blitzte mich an. »Darauf willst du doch nicht wirklich eine Antwort haben?«
Ich stand auf. »Nein, aber ich wollte mal dein Gesicht sehen, das du bei dieser Frage ziehst.«
»Danke, das ist nett.«
»Bin ich doch immer…«
***
Damian hatte es geschafft. Er hatte seine Mitstreiter aus ihren Verliesen befreit. Sie hielten sich auch nicht mehr im Keller auf, sondern hatten den Weg nach oben gefunden.
Alle drängten sich nun in dem Kapellenraum zusammen.
Fünf Menschen und vier Wölfe, die ihre Unruhe nicht verbergen konnten und von einer Seite zu anderen liefen.
Der Prophet der Hölle hatte sich hinsetzen müssen. Die letzte Aktion hatte ihn zu sehr erschöpft. Dass er überhaupt schon wieder einigermaßen in Form war, musste daran liegen, dass der Teufel seine schützende Hand über ihm ausgebreitet hatte. Andere Menschen wären längst zusammengesackt, falls sie überhaupt den Schlag gegen den Kopf überstanden hätten.
Er hörte seinen keuchenden Atem. Der wiederum wies auf einen Menschen hin, doch so wollte sich Damian nicht fühlen. Er hatte nichts gegen sein Menschsein, nur sah er sich nicht als normalen Menschen.
Er war einen anderen Weg gegangen. Er hatte Kontakt mit der Hölle gesucht, ihn auch gefunden und war so durch sie gestärkt worden.
Und doch nicht stark genug!
Dass dieser verfluchte Dick Rubin entkommen war, bereitete ihm ziemliche Sorgen. Der würde bestimmt nicht für sich behalten, was er hier erlebt hatte.
Er fragte sich allerdings, ob man ihm überhaupt Glauben schenken würde. Er wusste, dass Menschen nicht so schnell zu überzeugen waren.
Was konnte er tun?
»Nur abwarten«, flüsterte er vor sich hin. »Ich kann nur abwarten, was geschieht. Aber ich kann mich darauf einstellen, und genau das werde ich auch tun.«
Er musste sich um seine tierischen und menschlichen Helfer kümmern.
Sie standen fest auf seiner Seite und würden alles tun, um ihn zu unterstützen. Er würde sie in die Pflicht nehmen und ihnen genau erklären, was sie zu tun hatten.
Er schaute sie an.
Auf die Wölfe konnte er sich hundertprozentig verlassen. Er hatte sie aus einem Freigehege entführt, das er weit weg von London an der schottischen Grenze gefunden hatte.
Zahm waren die Wölfe nicht gewesen, aber sie hatten ihre Scheu vor den Menschen verloren. Sie zogen sich nicht zurück, wenn sie welche sahen, sondern griffen sie an. Und genau das wollte er. Sie würden die Umgebung der kleinen Kapelle im Auge behalten.
Aber das sollten auch seine menschlichen Freunde tun, die leicht gebückt vor ihm standen und die Köpfe gesenkt hielten, sodass ihre Haltung etwas Demütiges an sich hatte.
Der Teufel hatte sie beeinflusst. Er war praktisch zu ihrem neuen Gott geworden. Keiner von ihnen hatte sich gewehrt, als die Beschwörung durchgezogen worden war. Sie alle hatten sich ihm ergeben und waren nur äußerlich noch normale Menschen. In ihrem Innern war es so leer wie in ihren glanzlosen Augen.
Damian hatte sie in den Verliesen schmoren lassen, weil er sich ihrer noch nicht ganz sicher gewesen war und er noch mit der Möglichkeit gerechnet hatte, dass der eine oder andere doch noch einen Fluchtversuch unternahm.
Es war letztendlich alles so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Bis eben auf die Flucht seines letzten Dieners, und das konnte gefährlich für ihn werden.
Er sprach die vier Männer an, ohne dass er sich erhob. Er sagte ihnen, was sie und die Wölfe zu tun hatten. Sie
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