1591 - Opfer des Hyperraums
möglich.
Wahrscheinlich hinderte der Nakk den Wechsel in die höhere oder innere - wie Cleymur zu sagen pflegte - Dimension mit einem technischen Trick.
Ihr Gefängnis war perfekt.
Entkommen konnte sie von hier hur mit dem Willen ihres Herrn. Der Weg führte dann stets in die 5. Dimension. Und dann mußte sie ihren Körper verlassen.
Sie wußte nicht einmal, wo er sich danach befand. Aber wenn ihr Bewußtsein zurückkehrte, war der Körper stets Sekunden später wieder vorhanden.
Sie erinnerte sich an ein paar Informationen. „Es sind alles nur subjektive Eindrücke", sprach sie zu sich selbst. „Die Eindrücke sind Reflexionen einer unbegreiflichen Realität. Die Realität sieht bestimmt ganz anders aus."
Sie begann Pläne zu schmieden. Es war fraglich, ob sie sich realisieren lassen würden, aber sie schreckte vor keinem Versuch zurück. Sie fühlte sich dem Nakken nicht mehr zur Treue verpflichtet.
Beim nächsten Einsatz in der 5. Dimension würde sie nicht mehr nach Spuren und Echos des Innersten suchen. Statt dessen wollte sie das Wesen finden, das ihr geholfen hatte.
Sie wollte auch nach ihrem Körper suchen. Und nach einem Fluchtweg. Es mußte dort draußen eine andere Welt geben. Das ahnte sie trotz der schwarzen Vorhänge, die alles umhüllten.
Das andere Wesen, die andere Welt!
Die Ziele waren damit klar umrissen.
Verdonias Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, den Cleymur meldete sich eine lange Zeit nicht mehr.
Dann aber war es soweit.
Die fordernde Stimme des Nakken erklang aus dem Nichts: „Verdonia, die Zeit deiner Regeneration ist vorüber. Du hast dich gut erholt.
Ich habe die Gedankenmuster in deinem Bewußtsein überprüft. Sie sind alle restauriert. Du kannst dich wieder auf die Suche nach den Reflexen des Innersten begeben. Bist du bereit?"
„Ich bin bereit, Herr", antwortete sie mit monotoner Stimme.
Innerlich jubilierte sie. Cleymur schien nichts von der neuen Eigenständigkeit ihrer Gedanken bemerkt zu haben. Wahrscheinlich hatte er sie gar nicht auf eine solche Entwicklung hin überprüft. Ihn interessierten nur die Muster, die auf Spuren der Super-Intelligenz hinwiesen.
Die Suche nach ES. Nichts sonst beherrschte Cleymur.
Die fehlenden Daten über Raum und Zeit entstanden in ihr. Der Nakk hatte sie gesendet. Verdonia dachte erstmals darüber nach, wie er das machte, aber sie fand keine Antwort.
Sie befand sich von einem Gedanken zum anderen in der 5. Dimension. Näher dem Inneren, so nannte Cleymur das.
Ihre Aufgabe wurde ihr bewußt.
In ihr waren die Vorbilder, die Muster, nach denen sie zu forschen hatte. Die Abdrücke des Innersten, die Spuren der Superintelligenz ES.
Sie sah nichts davon, aber sie war beflügelt.
Der Auftrag des Nakken machte es ihr schwer, sich an den eigenen Entschluß zu erinnern und diesen zu verfolgen. Sie ließ eine unbestimmbare Zeitspanne verstreichen, um zu sich selbst zu finden.
Dann wußte sie, was sie wollte.
Die Superintelligenz ES, das Innerste, interessierte sie nicht. Die Aufgabe Cleymurs war unwichtig, überflüssig.
Den eigenen Körper suchen! Das andere Wesen finden! Das war ihre eigentliche Aufgabe.
Die Stimme kam aus ihrem Innern. Sie folgte ihr. Sie vergaß Cleymur und die Suche nach ES. Sie konzentrierte sich ganz auf die Begegnung mit dem Retter.
Sie brauchte ihn. Das unklare Bild seines Wesens, das er ihr im Strudel der fünfdimensionalen Umgebung geschenkt hatte, sollte klarer und deutlicher werden.
Zeit und Entfernung, beides spielte für ihr pentaskopisch gelenktes Bewußtsein keine Rolle. Die Frage war nur, ob das Gesuchte gegenwärtig war.
Sie wußte instinktiv, daß auch das andere Bewußtsein in dieser Sphäre der Existenzebenen nur selten anwesend war.
Sie wußte auch, daß sie dieses Bewußtsein treffen wollte. Und treffen würde.
Da waren endlose Weiten. Ihrem Bewußtsein bot sich die 5. Dimension als ein endloses offenes Feld mit unerklärbaren Lichtpunkten an. Echos ihres kleinerdimensionalen wahren Bewußtseins.
Und doch - es war etwas hier von ihr. Ihr pentaskopischer Sinn, vielleicht nur ein Reflex, von den Nakken geschult, um ES aufzuspüren.
Verdonia erkannte ganz plötzlich, daß es sich hier um eine fixe Idee handelte.
So konnte niemand ES finden.
Sie erkannte aber auch, daß es einen Weg gab, dieses Ziel zu erreichen. Allein natürlich nicht.
Gemeinsam!
Es war mehr eine Ahnung.
Sie raste los, vergaß das Gedachte. Beflügelt von dem Wunsch, das andere Wesen zu treffen. Den
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