1593 - Der Hexentöter
wussten wir nicht. Es gab überall Anlegestellen und Pontons. Mal größer, mal kleiner, und es gab auch am Wasser in Ufernähe einige kleine Restaurants, die bei schönem Wetter einen guten Ausblick über den Fluss boten. Schmale Wege oder Stichstraßen führten von den Verkehrswegen zum Wasser hin.
Ich schaute mich um, während Suko fuhr. Ich hoffte, den richtigen Weg zu finden, und schon tauchte links von uns die Grünfläche der Victoria Tower Gardens auf.
»Fahr mal langsamer, bitte.« Suko nickte und senkte das Tempo. Ja, da gab es Wege, die in den kleinen Park führten. Nicht für Autos, doch darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen.
Noch verwehrten uns Bäume die Sicht auf den Fluss. Laub lag auf den Rasenflächen. Nur wenige Spaziergänger und Radler waren unterwegs, und so mancher Radler verfluchte uns, weil wir auch über Rasenflächen fuhren.
»Da ist der Fluss, John!« Suko hatte den Satz kaum ausgesprochen, als er schon abbremste.
Es ging nicht mehr weiter. Es sei denn, wir wären auf das Uferbankett gefahren, was wir nicht wollten.
Wir stiegen aus, liefen noch ein paar Schritte vor und verschafften uns einen ersten Überblick.
Was auf der anderen Flussseite geschah, interessierte uns nicht. Dieses Ufer war für uns wichtig. Da sahen wir tatsächlich nicht weit von uns entfernt einen Ponton auf den Wellen schwimmen. Es befand sich ein kleines Restaurant darauf, ein schlichtes Holzhaus, und es gab auch eine Verbindung zum Ufer. Über einen mit einem Geländer versehenen Steg konnte man trockenen Fußes zum Restaurant gelangen.
Alles sah normal aus, und ich atmete auf. Ich hatte schon damit gerechnet, in eine Hölle aus Gewalt zu gelangen. Darauf deutete hier nichts hin, was auch Suko so sah.
»Ich denke, wir haben mal wieder das nötige Glück gehabt.«
»Genau. Das Ding sieht nur geschlossen aus.«
»Kein Wunder um diese Jahreszeit.«
»Dann schauen wir mal nach.«
Wir hatten erst wenige Schritte hinter uns gebracht und der Steg war nur noch etwa zwanzig Meter entfernt, als sich alles änderte.
Die Tür des Restaurant flog auf.
Was dann geschah, überraschte uns völlig. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, und für einen Moment zeichnete Unglauben unseren Blick, denn aus der offenen Tür taumelte eine Frau, die wie eine Fackel brannte.
Das Feuer umflorte ihren Körper. Flammen tanzten, schössen hoch, fielen wieder zusammen, fanden erneute Nahrung, und es war kaum zu fassen, dass die Frau es noch schaffte, sich auf den Beinen zu halten.
Das musste Sheena Wild sein, und wir waren noch zu weit von ihr entfernt, um ihr helfen zu können. Sie taumelte über den Steg, stand kurz vor dem Zusammenbruch und brachte es trotzdem noch fertig, sich nach links über das Geländer zu werfen.
Der Überlebenswille hatte sie wohl dazu getrieben, das einzig Richtige zu tun. Hinein ins Wasser, um das Feuer zu löschen.
Als die Wellen über ihr zusammenschlugen, hatten wir es fast geschafft, das Ufer zu erreichen.
Natürlich waren wir bereit, sie zu retten. Egal, wie kalt die Flut war, wir mussten rein, um die Frau wieder herauszuholen.
Die Stelle konnte nicht sehr tief sein. Zudem rollten immer wieder Wellen heran, die ihren Körper erfassten, mit ihm spielten und ihn so in die Nähe des Uferbanketts trieben.
Wir standen nicht mal bis zu den Knien im Wasser, als uns der Fluss die Frau nahezu in die ausgestreckten Arme spülte.
Weder Suko noch ich achteten auf die Kälte an den Beinen, es ging einzig und allein darum, ein Menschenleben zu retten.
Wie zerrten die Frau aus dem Wasser. Es gab keine Flammen mehr oder doch?
Beide erstarrten wir für einen Moment und stellten unsere Bemühungen ein. Es war unwahrscheinlich, auch unglaublich, aber die Frau brannte immer noch.
Suko flüsterte einen Satz, den ich nicht verstand, und ich konnte nur den Kopf schütteln.
Das war kein normales Feuer. Wir hatten es hier mit magischen Flammen zu tun, denen Wasser nichts anhaben konnte, und meine Gedanken drehten sich sofort um das Höllenfeuer, das ebenfalls nicht mit normalem Wasser zu löschen war.
Es gab keine Rettung mehr, das sahen wir auf den ersten Blick. Die Flammen hatten alles zerstört. Die Haare, das Gesicht den Körper.
Wobei die Haare als Reste auf dem Kopf klebten und mir vorkamen wie verbranntes Gras.
Auch die Haut sah entsprechend aus. Sie war völlig verbrannt und bildete einen feuchten Schmier auf dem Gesicht.
Wir zogen die Frau gemeinsam ans Ufer.
Dort hatten sich zum Glück noch keine
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