1593 - Der Hexentöter
sicherlich kein Zufall, dass ihr Blick auf die Flaschen fiel, die schon auf der Theke standen. Sie brachten Sheena auf die verzweifelte und einzige Idee.
Sie griff schneller zu, als sie denken konnte. Plötzlich umklammerte ihre Hand die Flasche und riss sie hoch.
Sie schlug zu, ohne zu zögern.
Da Chinok genau vor ihr stand, war es keine große Kunst, ihn zu treffen.
Die volle Flasche brach nicht entzwei, obwohl sie mit voller Wucht den Schädel des Hexentöters traf.
Chinok reagierte wie jeder andere Mensch auch. Er wankte zurück, und sein Körper schwankte dabei von einer Seite zur anderen.
Sheena hätte gern ein zweites Mal zugeschlagen, doch das war ihr nicht möglich, denn der Hexentöter war bereits zu weit weg.
Er taumelte, aber er lachte auch.
Und genau das verstand Sheena nicht. Wie konnte jemand lachen, der so brutal getroffen worden war?
Im Raum war es nicht unbedingt strahlend hell, aber es drang genügend Licht durch die Fenster, um alles gut erkennen zu lassen.
So auch Chinok, und dessen Kopf zeigte keinerlei Spur von einer Verletzung.
Da hätte die Flasche ebenso gut auf Beton treffen können.
Er wankte zwar zurück, fing sich aber gleich wieder und schüttelte sich wie ein Hund, der Wassertropfen aus seinem Fell loswerden wollte.
Sheena Wild hatte zu lange gewartet. Das wurde ihr jetzt klar.
Sie hätte den Raum hinter der Theke so schell wie möglich verlassen müssen, um wegzukommen, aber jetzt war ihr der Weg versperrt.
Sie tat es trotzdem. Um hinter der Theke hervorzukommen, musste sie sich nach rechts drehen. Am Ende gab es eine Klappe, die angehoben werden musste. Und die schleuderte sie hoch, um sich freie Bahn zu verschaffen.
Dann rannte sie. Sie hatte nur Augen für die Eingangstür. Was sich dazwischen befand, beachtete sie nicht. Es wäre auch fatal gewesen.
Sich nur nicht ablenken lassen, wegrennen und… Sie schrie auf.
Von der linken Seite her war der Schatten auf sie zugehuscht, und er war ungeheuer schnell. Es blieb ihr keine Zeit mehr, um auszuweichen, denn der heftige Schlag traf sie an der Seite und schleuderte sie in die entgegengesetzte Richtung.
Sie konnte sich noch für wenige Augenblicke auf den Beinen halten, dann verfing sich ihr rechter Fuß an der linken Wade.
Sie geriet ins Stolpern, und da waren keine Hände, die sie auffingen.
Wuchtig schlug sie auf den alten Holzboden und hatte das Gefühl, die Planken würden unter ihrem Gewicht zerbersten.
Ihr Kopf sackte nach vorn. Ihre Nase wurde nicht nur gequetscht, sie hörte auch etwas in ihr brechen. Ein höllischer Schmerz jagte durch ihr Gesicht. Zugleich spritzte Blut aus den beiden Nasenlöchern.
Das ist das Ende!, schoss es ihr durch den Kopf. Das ist das endgültige Aus…
Das war es noch nicht. Sie irrte sich.
Ihr Peiniger hatte noch längst nicht genug. Sie hörte ihn gurrend lachen, fast wie ein Täuberich. Dann hörte sie seine Schritte und nahm die Vibrationen des Fußbodens wahr, als er in ihre Nähe geriet.
Er war bei ihr.
Sie hörte sein Lachen.
Es klang für sie wie ein Todeslachen. Noch immer lag sie auf dem Bauch und wollte eigentlich nur weg kriechen, als sich etwas in ihren Rücken bohrte wie die Krallen eines Greifvogels, sich in ihrer Kleidung festhakte und sie mit einer wuchtigen Bewegung in die Höhe riss.
Alles ging rasend schnell. Die ungeheure Kraft des Mannes riss sie in die Höhe. Vor ihren Augen verschwamm die Welt. Alles lief ineinander und wurde zu grauen Schemen.
Dann wurde sie herumgeschleudert. Kraftlos bewegten sich die Arme, als wären sie nicht richtig mit den Schultergelenken verbunden. Sie war zu einer Puppe geworden, die jetzt einen heftigen Stoß erhielt und quer durch den Gastraum flog, bis sie gegen etwas Hartes prallte.
Sheena sah nicht, was es war. Sie wusste nur die Richtung, in die sie geschleudert worden war, und ihr war klar, dass sie an der Theke gelandet war.
Ein neuerlicher Schmerz jagte durch ihren Rücken. Sie konnte nicht schreien und sackte zusammen. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als dass es mit ihr endgültig vorbei war.
Zu hören war nur das Rauschen in ihren Ohren. Sheena riss die Augen weit auf und erschrak, weil sie alles nur noch verschwommen sah.
Das war nicht mehr die Welt, die sie kannte. Eine graue Nebelsuppe, aus der sich jeden Moment der Tod lösen konnte, um sie endgültig zu sich zu holen.
Das schlechte Sehen blieb nicht lange bestehen. Allmählich klärte sich ihr Blick wieder, und sie sah die dunkle Gestalt,
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