1593 - Der Hexentöter
die vor ihr aufragte.
Sekunden später wusste sie, dass es sich um den Hexentöter Chinok handelte, der noch nicht mit ihr fertig war. Er stand da wie der verkleidete Sensenmann und zeigte ein böses Grinsen.
Eine Waffe sah sie nicht bei ihm. War das ein Grund zur Hoffnung?
Möglicherweise war er nur erschienen, um sie zusammenzuschlagen, weil er den Hexen, die er hasste, zeigen wollte, wozu er fähig war.
Sheena fragte sich, ob sie versuchen sollte, ihn um Gnade anzuflehen.
Das passte zwar nicht unbedingt zu ihr, aber in Anbetracht dieser extremen Lage war es wohl besser, wenn sie es wenigstens versuchte.
Doch sie schaffte es nicht, über ihren eigenen Schatten zu springen. Ihre Erschöpfung war einfach zu groß. Die Schmerzen kamen hinzu.
Außerdem hatten sich in ihrem Gesicht Schwellungen gebildet, in die Messer hineinzustechen schienen.
Und es kam noch etwas anderes hinzu. Es gab eine Veränderung, die sie nicht bei dem Hexentöter sah und auch nicht bei sich selbst, die aber vorhanden war, und die sie sich auch nicht einbildete.
Ihr wehte ein anderer Geruch in die Nase. Er gehörte nicht hierher, aber er war ihr nicht unbekannt. Schon oft in ihrem Dasein hatte sie ihn wahrgenommen.
Es stank nach Verbranntem, nach Rauch. Als hätte jemand in ihrer Nähe ein Feuer angezündet.
Aber da war nichts zu sehen, auch wenn sie den Kopf bewegte und danach suchte.
Dennoch nahm sie den Rauch wahr. Er kitzelte sogar in ihrer Nase, und allmählich stieg ein bestimmter Verdacht in ihr hoch.
Da in der Nähe nichts brannte, was diesen Rauch verursacht hätte, kam nur die Person infrage, die vor ihr stand.
Das Grinsen in Chinoks Gesicht war noch böser geworden. Er hatte seinen Mund in die Breite gezogen, und als sie in seine Augen sah, wollte sich ihre Angst in Panik verwandeln.
Er sprach noch nicht, er verließ sich nur auf den Ausdruck seiner Augen.
Und darin stand das Versprechen, ihr das Leben zu nehmen.
Dann fing er an zu sprechen. Die Worte zischten aus seinem Mund. Sie klangen böse und zugleich triumphierend, während der Rauchgeruch weiter in die Nase der Hexe drang.
»Das Höllenfeuer hat mich stark gemacht!« Er legte eine Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen. »Ich bin durch die Flammen gestärkt worden. Aber nicht nur das. Ich habe sie auch in mich eingesaugt. Deine Schwestern haben sich damals rächen wollen und stellten mich deshalb auf den Scheiterhaufen. Ihr Pech. Sie ahnten nicht, wie stark ich wirklich war. Ich verbrannte nicht. Das Feuer konnte mir nichts anhaben. Es hat mich angenommen, und ich habe die Flammen angenommen. Aus dem Feuer hervor habe ich deine Schwestern ausgelacht und sie in die Flucht geschlagen. Sie ahnten nicht, wer ich wirklich war. Ich hatte einen gewaltigen Beschützer, und den habe ich heute noch.«
»Ist es der Teufel?« Sheena wunderte sich selbst darüber, dass sie überhaupt ein Wort hervorbrachte und die Frage so deutlich formulieren konnte.
»Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht war es der Teufel. Vielleicht auch nicht. Ich habe ihn nicht gesehen. Ich habe nur seine Kraft gespürt. Oder eine fremde Kraft. Ich selbst habe sie für die Kraft der Hölle gehalten, aber es ist mir egal, wer oder was sie wirklich ist. Darüber kann ich nur lächeln.« Er trat mit dem Fuß auf. »Jedenfalls bin ich noch da. Und ich rechne ab. Ich hole mir jede Hexe, die ich finden kann, denn ich habe nicht vergessen, wer mich in den Flammen vernichten wollte. Mich, den Gerechten. Ich bin jemand gewesen, der die Welt von euch Hexen befreien wollte, und ich werde letztendlich auch der Sieger sein - ich und kein anderer sonst.«
Sheena hatte genau zugehört und dabei ihr eigenes Schicksal vergessen. Letztendlich war es ihr egal, wer diese Gestalt war und wer sie dazu gemacht hatte. Sie wollte nur nicht sterben. Doch die Chance, mit dem Leben davonzukommen, war mehr als gering. Chinok würde bei ihr keine Ausnahme machen.
Er sagte auch nicht mehr. Er stand einfach nur vor ihr und demonstrierte ihr etwas.
Der Brandgeruch nahm plötzlich zu, ohne dass Sheena ein Feuer gesehen hätte. Aber er war da, und als sie erneut ihren Blick nach vorn richtete und sich auf den Hexentöter konzentrierte, da sah sie die Veränderung.
Er qualmte!
Es war unwahrscheinlich, kaum zu glauben. Sie rieb auch über ihre Augen, um sicher zu sein, dass sie sich nicht irrte.
Doch es war keine Täuschung. Chinok qualmte.
Nein, das war schon vorbei, denn wie aus dem Nichts und von einem leisen Fauchen
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