1594 - Das Böse in dir
sprach kurz mit seiner Begleiterin, dann hatten sich beide entschieden. Und zwar für einen Bluttrank aus dem großen Kessel.
Beide holten sich einen Becher mit dem dicken Henkel und entfernten sich nicht weit vom Stand.
Das kam Laurie gelegen. Auch sie kaufte sich einen Glühwein. Um den Trubel um sie herum, der immer dichter wurde, kümmerte sie sich nicht.
Für sie war es einzig und allein wichtig, dass sie in die unmittelbare Nähe des Paares geriet, und zwar so, dass sie nicht auffiel.
Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie genau das Richtige getan hatte…
***
Ich konnte mich auf der Fahrt zu meinen Freunden nur wundern. Die stille Gegend, die mir aus unzähligen Besuchen bei den Conollys bekannt war, hatte sich grundlegend verändert.
Die Straßen und Gehwege hatten ein besonderes Flair bekommen. Die Straßen waren belebt von Gestalten, die man ansonsten nur in Gruselfilmen sah, aber hier hatten sie Ausgang.
Wie oft ich bremsen, ausweichen und mich den Angriffen der gespenstischen Gestalten gegenüber sah, konnte ich nicht mehr zählen.
Jedenfalls war ich froh, als ich das Grundstück der Conollys endlich erreicht hatte. Das Tor war bereits für mich geöffnet worden, und ich hatte freie Fahrt bis zum etwas erhöht liegenden Haus hin.
Mir schoss durch den Kopf, wie oft ich diesen Weg schon gefahren war.
Manchmal mit einem ziemlich unguten Gefühl, dann wieder mit Freude im Herzen, wenn es darum gegangen war, eine Party oder einen Geburtstag zu feiern.
Was mich jetzt alles erwarten würde, wusste ich nicht.
Bill Conolly, der vor der Tür stand und mich schon gesehen hatte, winkte mir lässig zu.
Nachdem ich den Wagen geparkt hatte und auf ihn zuging, sah ich das Lächeln in seinem Gesicht, das recht gequält aussah.
»Komm rein, John.«
»Ist schon was passiert?« Ich war neugierig.
»Nein, nichts.«
»Gut.«
Auch Sheila erschien. Sie umarmte mich und meinte, dass es immer wieder toll war, wenn wir uns sahen. »Dann wissen wir wenigstens, dass wir noch leben.«
»Und was ist mit Johnny?«, fragte ich, als wir auf dem Weg ins große Wohnzimmer waren, wo hinter der Glasscheibe des Kamins die Flammen hin und her huschten.
»Ich habe mit ihm telefoniert«, erklärte Bill, als wir uns gesetzt hatten.
»Er ist mir einer Freundin in der Nähe, beim sogenannten Treffpunkt, wo zwei Buden aufgebaut sind. Dort kann man Kleinigkeiten essen und auch etwas zu trinken bekommen.«
»Stimmt. Daran bin ich vorbeigefahren.«
Sheila verschränkte die Arme vor der Brust, als würde sie frieren. »Und dir ist auf der Fahrt nichts aufgefallen? Hast du den Killer mit der Mayers-Maske nicht gesehen?«
»Hätte ich ihn gesehen, wäre ich jetzt nicht hier. Ich gehe eher davon aus, dass er sich hier in der Nähe aufhält. Es kann durchaus sein, dass er bereits euer Haus beobachtet.« Ich hob die Schultern. »Rechnen muss man mir allem. Besonders mit einem geschickterem Vorgehen als in der Tiefgarage.«
Sheila nickte mir zu. »Da hast du großes Glück gehabt.« Sie ließ sich in einen Sessel fallen und schüttelte den Kopf. »Ich begreife das Motiv nicht, das hinter seinem Vorhaben steht.«
»Rache!«
»Okay, John. Aber wofür? Hast du dafür eine Erklärung?«
Da war ich auch ratlos.
»Es bleiben ja nur unsere speziellen Freunde von der schwarzmagischen Brut«, sagte Bill.
»Du sagst es.«
»Und das Motiv?«, fragte Sheila.
Ich hob die Schultern und sagte: »Vielleicht zieht jemand im Hintergrund seine Fäden und benutzt als Speerspitze diesen Schläfer.«
»Ja«, flüsterte Bill. »Vielleicht ist er geleitet vom Teufel.«
Sheila gefiel das Gerede nicht. »Die Frage ist doch, was wir unternehmen können. Ich meine, dass wir nicht wehrlos sind. Der Killer wird Probleme bekommen, wenn er hier eindringen will. Allerdings sehe ich Johnny als einen Risikofaktor.«
»Er ist gewarnt«, sagte Bill.
»Trotzdem.«
Ich mischte mich ein. »Ich frage mich, auf wen es der Killer noch alles abgesehen haben könnte. Wer gehört noch zu unseren Freunden? Das sind Shao und Suko, Jane und Glenda. Vielleicht sogar Sir James. Alles ist möglich.«
»Sind denn alle eingeweiht?«, wollte Sheila wissen.
»Nein, das sind sie nicht. Nur Shao und Suko wissen Bescheid. Jetzt denke ich darüber nach, ob wir auch die anderen warnen sollen. Was meint ihr?«
Bill hatte sich zu einer Antwort entschlossen. »Ich meine, dass wir noch abwarten sollten. Erst mal schauen, was hier abläuft. Ich habe das Gefühl, dass sich der Killer auf uns
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