1594 - Das Böse in dir
Es hat sich nach dem Telefonat etwas verändert und damit müssen wir uns abfinden.«
»Das hört sich ja schaurig an. Es passt zu Halloween.«
»Ich weiß nicht, ob man das auf die leichte Schulter nehmen soll. Ich will dir auch die Wahrheit sagen, damit du nicht denkst, einen Spinner oder Idioten vor dir zu haben. Mein Vater hat mich angerufen, weil er mich vor einem frei herumlaufenden Mörder warnen wollte. Das ist es. Jetzt kennst du die Wahrheit.«
Kirsten Weber hatte alles verstanden, begriff jedoch nichts. Sie schluckte einige Male, räusperte sich dann und fand schließlich ihre Stimme wieder.
Nicht eben Ladylike fragte sie: »Willst du mich verarschen, Johnny?«
»Nein, das will ich nicht!«
Sie schlug gegen ihre Stirn. »Ist dir Halloween in den Kopf gestiegen? Dieses ganze Grusel-und Maskenzeug? Hast du das alles nicht verkraften können?«
»Das hat damit nichts zu tun?«
»Womit dann?«
Johnny ging nahe an sie heran. »Ich will es dir sagen, Kirsten. Es ist kein Spaß. Es ist mir verdammt ernst. In dieser Nacht läuft ein Killer in einer Michael-Mayers-Maske herum, der töten will. Das ist kein Spiel, und das ist auch kein Film. Es ist leider grausame Wahrheit, Kirsten.«
Sie hatte Johnny unterbrechen wollen, sagte aber nichts und schaute ihn mit großen Augen an. Ihr wurde klar, dass dieser junge Mann ihr nichts vorspielte.
»Aber warum?«, flüsterte sie nach einer Weile. »Sag es mir.«
»Ich weiß es nicht.« Er lachte auf. »Ich weiß es wirklich nicht, Kirsten. Mein Vater hat mich gewarnt, und ich vertraue ihm voll und ganz. Damit treibt man keine Scherze.«
»Ja, das stimmt wohl.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist ja wie im Kino.«
»Ja. Nur ist dieser blutige Halloween diesmal echt.«
Kirsten sagte nichts mehr. Sie musste ihren Schreck erst noch überwinden. Dann fing sie an zu lachen. Leise, nicht laut. Es klang unheimlich in Johnnys Ohren, aber hier war sowieso nichts mehr normal.
Die Dunkelheit umgab sie wieder, nachdem sie den Lichtschein der Laterne hinter sich gelassen hatten, nur hin und wieder erhellt von bunten oder bleichen Lichtern oder illuminierten Kostümen.
»Wozu hast du dich entschieden, Johnny?«
»Das ist simpel. Wir werden zu meinen Eltern gehen.«
»Sind wir dort sicher?«
»Zumindest sicherer als hier. Ich kann mich nicht in die Absichten des Killers hineinversetzen. Ich weiß auch nicht, ob er sich hier wirklich aufhält, aber mein Vater hat von ihm einen Anruf bekommen, und den hat er sehr ernst genommen.«
»Soll ich nicht lieber nach Hause fahren?«, fragte Kirsten.
»Nein, das ist auch gefährlich, wenn du allein unterwegs bist. Es sind nur noch ein paar Meter, dann haben wir unser Haus erreicht.«
»Okay. Danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Und entschuldige, dass ich vorhin so reagiert habe.«
Johnny winkte ab. »Geschenkt. Jeder andere hätte an deiner Stelle genauso gehandelt.«
»Na ja, ich - ich…« Sie schluckte und schwieg. Dann drehte sie sich um, aber von einer Gestalt, die eine Mayers-Maske getragen hätte, war nichts zu sehen. Im Moment waren sie allein auf weiter Flur. Die Stimmen und Schreie waren weit entfernt und nur sehr schwach zu hören.
»Komm jetzt, bitte.« Johnny drängte. Je mehr Zeit verging, umso unwohler fühlte er sich.
Kirsten hatte nichts dagegen, dass Johnny sie einhakte. Er spürte ihr leichtes Zittern trotz der dicken Kleidung.
»Und wo müssen wir jetzt entlang?«
Johnny deutete die Straße hoch. »An der nächsten Einmündung gehen wir nach links. Dann sind wir so gut wie da.«
»Okay«
Sie gingen schnell, aber sie rannten nicht. Hin und wieder schauten sie sich auf der Suche nach einem Verfolger um. Sie sahen keinen und atmeten auf. Zumindest Kirsten Weber. Bei Johnny war das anders. Er kannte die andere Seite und wusste, zu welchen Tricks sie immer wieder griffen.
Dabei fragte er sich, ob sie bereits in den Focus des Killers geraten waren.
Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, warum gerade er und seine Eltern das Ziel dieses Killers waren. Er konnte sich aber vorstellen, dass es um eine alte Rache ging.
Rechts von ihnen lag die Straße, über die kein Wagen fuhr. Man hatte diese Nacht den Halloween-Fans überlassen.
An der linken Seite befand sich eine Mauer, die so hoch war, dass Johnny nicht darüber hinwegschauen konnte. Ob sich auf der Krone eingemauerte Glasscherben oder Stacheldraht befanden, war nicht zu erkennen. Johnny wusste, dass dort jemand wohnte, der sein Geld mit
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