1594 - Das Böse in dir
mir.«
»Worauf wartest du dann?«
Johnny verdrehte die Augen. Sie würde ihm die Wahrheit nicht glauben und die Bedrohung für einen Halloween-Gag halten.
Johnny wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er suchte nach einem Ausweg aus dieser Klemme.
»Pass auf, Kirsten.«
»Ich höre!«, erwiderte sie spitz.
»Ich möchte dir etwas sagen.«
»Dann tu es.«
»Aber nicht hier.«
»Wo denn?«
»Lass uns ein Stück von hier weggehen, wo es ruhiger ist.«
»Zu dir nach Hause?«, fragte sie spöttisch.
»Nein, das nicht.« Er stöhnte auf. »Ich möchte keine Zuhörer haben.«
Kirsten lächelte. Es gefiel ihr, Johnny ein wenig an der Nase herumzuführen.
»Also gut. Gehen wir.«
»Ja, das ist am besten…«
***
Laurie stand in der Nähe des Paares, und hatte den Namen Johnny gehört.
Sie war elektrisiert.
Ein Johnny stand auf ihrer Liste.
Johnny Conolly! Das erste Opfer! Dieses Wissen ließ das Blut in ihr kreisen. Sie hatte Mühe, die Kontrolle über sich zu bewahren. Niemand durfte Verdacht schöpfen. Sie hatte auch nicht vergessen, dass Johnny lange telefoniert hatte. Bestimmt war er gewarnt worden. Die Typen um diesen Sinclair hielten alle zusammen. Das Verhalten des Jungen hatte sich nach dem Telefonat verändert. Er war längst nicht mehr so locker, das wäre selbst einem Blinden aufgefallen.
Die beiden redeten miteinander. Zwar stand Laurie recht dicht bei ihnen, es war ihr wegen der Geräusche aber nicht möglich, alles zu verstehen.
Jedenfalls hatte dieser Johnny des Öfteren seine Eltern erwähnt. Das sah Laurie als ein Indiz dafür an, dass er wohl gewarnt worden war und nur noch seine Begleiterin davon überzeugen musste, nach Hause zu gehen.
Die Maske setzte Laurie immer noch nicht auf. Das wäre zu auffällig gewesen. Keine Warnung an das Opfer.
Noch redeten die beiden miteinander. Die junge Frau hatte eine abwehrende Haltung eingenommen, aber das gab sich wieder. Die Stimmung zwischen ihnen schien wieder besser geworden zu sein.
Laurie ließ den kalten Metallgriff des Springmessers los, als sich die beiden von ihr wegdrehten. Sie wandten ihr zwar den Rücken zu, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, Johnny Conolly abzustechen.
Laurie war gespannt darauf, wie sie sich verhielten. Danach wollte sie sich richten.
Gewissensbisse hatte sie keine. In ihr steckte das Böse. Sie war eine Mörderin, eine Frau, die killte und dabei nur daran dachte, ihren Auftrag zu erfüllen.
Sie sah, dass Johnny Conolly mit seiner Begleiterin das Gelände verließ.
Weg vom Trubel. Hinein in die Dunkelheit. Dort waren zwar auch Verkleidete unterwegs, aber sie füllten nicht die Straßen oder Gehsteige.
Es gab genug einsame Stellen und Lücken, die Laurie entgegenkamen.
Sie nahm die Verfolgung auf. Und sie achtete darauf, dass sie weit genug zurückblieb, um nicht gesehen zu werden, wenn sich einer der beiden umdrehte.
Nach kurzer Zeit veränderte sie ihr Aussehen. Sie holte ihre Maske hervor und setzte sie sich auf.
Ab jetzt gab es kein Zurück mehr…
***
»Und wo willst du mich jetzt wirklich hinschleppen, Johnny?«
»Zu mir nach Hause.«
Kirsten blieb stehen. »Das darf doch nicht wahr sein! Vorhin hast du gesagt, dass wir spazieren gehen wollen. Und jetzt kommst du mir damit.«
Johnny gab sich zerknirscht. »Es muss sein. Glaub es mir.«
Kirsten sagte nichts. Sie atmete nur ein wenig heftiger.
Der Trubel lag hinter ihnen. Sie hielten sich jetzt an einem Ort auf, der im Schein einer Laterne lag.
»Bitte, Kirsten, du solltest mir vertrauen.« Johnny hatte sehr eindringlich gesprochen und hoffte, den richtigen Ton getroffen zu haben.
Die junge Deutsche wartete ab. Nach einer Weile sagte sie: »Ich verstehe das alles nicht. Wenn ich dich so anschaue, habe ich den Eindruck, jemanden vor mir zu haben, der sich vor etwas fürchtet.« Sie nickte. »Ja, du hast dich verändert nach diesem Telefongespräch.«
»Das ist wahr.«
»Warum denn? Was hat man dir gesagt? Willst du mich nicht einweihen, Johnny?«
»Das ist nicht so einfach.«
»Und warum nicht? Traust du mir nicht? Bin ich dir zu dumm, Johnny Conolly?«
Kirsten regte sich auf und Johnny kam sich schon wie ein Schuft vor.
Konnte er es wirklich riskieren, ihr die Wahrheit zu erzählen? Oder war es besser, wenn er sich von ihr trennte. Dann war sie in Sicherheit.
Kirsten schien seine Gedanken erahnt zu haben. »Soll ich fahren, Johnny? Willst du mich loswerden?«
»Nein, so ist es wirklich nicht, Kirsten. Aber du hast recht.
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