1594 - Das Böse in dir
Maskierte rannte nicht auf ihn zu. Er stieß einen gellenden hellen Schrei aus, drehte sich noch mal zu ihm um, winkte wütend mit dem Messer und ergriff die Flucht.
Johnny Conolly verfolgte ihn nicht. Er blieb neben Kirsten Weber sitzen, deren Gesicht blass geworden war. Er sah das Blut aus ihrer Wunde fließen, die ein Stück unterhalb des Herzens lag,, aber schlimm genug war.
Die Lippen der jungen Deutschen flatterten, und Johnny riss sein Handy hervor. Er war so erregt, dass er es fallen ließ. Er wollte es wieder aufheben, als er die Stimme hörte.
»Lass mich das machen, Johnny!«
***
Gesprochen hatte ich, und mir war in diesen Augenblicken klar geworden, dass ich zu spät gekommen war. Ich hatte den Killer sogar noch wegrennen sehen, doch er war nicht mehr als ein Schatten gewesen und einfach zu schnell für mich. Ich hätte ihn vielleicht noch erwischt, aber jetzt war Johnny wichtiger, der weinte und mich aus tränenfeuchten Augen anschaute.
»Sie soll nicht sterben, John…«
»Wir werden unser Möglichstes tun.« Ich hatte bereits die Nummer des Rettungsdienstes gewählt, mich mit vollem Dienstgrad gemeldet und den nötigen Dampf gemacht.
Dann ging auch ich in die Knie, sah das Blut, das in der Kleidung des Mädchens klebte, und verfolgte Johnnys Hände, die zart über das Gesicht strichen.
»Dabei wollte Kirsten nur mal Halloween hier in der Stadt erleben. Es war alles so harmlos. Sie hat keinem Menschen etwas getan. Und dann so etwas.«
»Sie wird es schaffen, Johnny.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Das Messer ist tief in ihren Körper gedrungen. Wer kann da schon wissen, was da alles verletzt wurde?«
»Wir können nichts tun, aber ich weiß, dass der Notarzt in ein paar Minuten hier sein wird.«
»Ich fahre dann mit im Wagen.«
»Das kann ich nicht entscheiden.«
»Ich will aber.«
»Warten wir es ab.«
Der brutale Mordanschlag hatte mich geschockt. Und er hatte mir bewiesen, dass man uns auf der Spur war und dieser Killer mit der Maske alles daransetzte, um uns auszumerzen. Dass eine unschuldige Person dabei getroffen worden war, sah ich als umso schlimmer an.
Oh Kirsten Johnny hörte, fand ich nicht heraus. Er sprach sie jedenfalls an und redete davon, dass sie wieder völlig gesund werden würde. Und dann wollte er ihr London so richtig zeigen.
Es war eine Hoffnung, mehr nicht. Ich wusste nicht, wie schwer verletzt die junge Frau war, und konnte nur hoffen, dass der Notarzt früh genug eintraf, und ich atmete auf, als ich den fernen Sirenenklang vernahm.
Schnell näherte er sich uns. Das Blaulicht flackerte durch die Nacht und huschte auch über unsere Gesichter.
Ich musste Johnny in die Höhe ziehen, damit sich der Notarzt um die schwer verletzte junge Frau kümmern konnte.
Zwei Helfer zerrten eine Trage aus dem Fahrzeug. Das Licht der Scheinwerfer ließ Kirstens Gesicht noch bleicher erscheinen.
Johnny wischte mit seinem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht, wobei er es nur verschmierte.
Der Notarzt gab mit sicherer Stimme seine Anweisungen. Kirsten Weber wurde an einen Tropf angeschlossen. Danach hob man sie so behutsam wie möglich an und legte sie auf die fahrbare Trage.
Ich identifizierte mich dem Arzt gegenüber und fragte ihn: »Kommt sie durch?«
»Wollen Sie eine ehrliche Antwort, Mr. Sinclair?«
»Ja.«
»Ich weiß es nicht. Im Moment liegt ihr Schicksal in der Hand einer höheren Macht. Aber ich verspreche Ihnen, dass meine Kollegen und ich unser Bestes geben werden, um das Leben der jungen Frau zu retten. So, jetzt muss ich los.«
»Danke, Doktor.«
Er nickte noch und stieg zu der Verletzten in den Wagen. Die beiden Helfer saßen vorn. Sekunden späten befand sich der Wagen bereits in Bewegung, sodass ich auf die Heckleuchten schaute, die wie große Blutpunkte wirkten.
Johnny war nicht eingestiegen. Er hatte auch nicht gefragt. Er stand mit dem Rücken gegen die Mauer gelehnt und hielt sich ein Taschentuch vor das Gesicht.
Natürlich hatte die Ankunft des Rettungswagens Aufsehen erregt.
Plötzlich war das Halloween-Fest vergessen. Neugierige hatten sich eingefunden und sprachen darüber, was wohl passiert sein konnte.
Von mir erhielten sie keine Antwort und von Johnny ebenfalls nicht, zu dem ich ging und ihm zunickte.
»Ich denke, wir sollten jetzt zu deinen Eltern gehen. Ist das okay für dich?«
Er deutet ein Nicken an, fragte aber nach Kirsten. »Was hat der Arzt gesagt?«
»Man wird alles daransetzen, um ihr Leben zu retten, und das
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