1594 - Flugziel Dorifer
hätten längst berichtet, was auf Wanderer vorgefallen war.
Aber wenn es etwas gab, dem nicht einmal ES widerstehen konnte, wie sollten es dann die Nakken? Etwas. Rhodan hatte schon jetzt vor diesem Etwas Angst.
Dennoch würde er alles daransetzen, es zumindest zu erfahren. Solange die Superintelligenz ES nicht von ihrem Irrsinn geheilt wurde, war er so gut wie tot. Er und die ehemals unsterblichen Freunde, denen ES die Zellaktivatoren genommen hatte. „Du verschwendest meine Zeit, Perry Rhodan."
Der Terraner schreckte auf. „Ich habe lediglich nachgedacht, Paunaro. Gedanken können Worte sparen."
„Das ist wahr. Berichte mir dennoch, wie dein Plan aussieht."
„Ist dir der Name Taurec ein Begriff?"
„Ja. Aber ich weiß wenig über ihn."
„Keiner weiß viel über den Einäugigen, wie er genannt wurde. Taurec ist ein Kosmokrat. Vor einigen hundert Jahren ist er diesseits der Materiequellen, in unserem Universum, gestrandet. Doch es war immer sein Ziel, in den Bereich jenseits der Materiequellen zurückkehren. Allerdings hat mir Taurec eine Art Geschenk hinterlassen."
„Ein Geschenk?"
„Ja. Einen Diener namens Voltago." .„Ich verstehe", sagte Paunaro. „Dann ist er der Fremde, den ich an Bord deines Schiffes spüre."
Rhodan bemerkte, wie seine Lippen vor Erregung trocken wurden. Sein Blick haftete zunächst an der stählernen Wandung der ODIN, dann wieder an Paunaro. „Du kannst ihn spüren, sagst du?
Auf diese Entfernung?"
„Ja. Doch ich kann keine Aussagen über den Diener machen."
„Warum nicht?"
„Weil ich kein Recht dazu habe."
„Wer verbietet es dir?"
„Niemand."
„Eine Menge Respekt", sagte Rhodan nachdenklich. „Ich wüßte gern, weshalb du lügst." Er schaltete den Scheinwerfer seines SERUNS ein und beleuchtete damit den Nakken. Wenn er allerdings gehofft hatte, Paunaro so weitere Informationen zu entlocken, sah er sich getäuscht. Es erschien ihm selbst paradox: Doch von diesem Augenblick an war er regelrecht froh, Voltago bei sich zu haben.
Rhodan glaubte an die Loyalität des Klons. Er war anhänglich, ja sogar lastig, aber loyal in jedem Fall. Dazu kamen einige bekannte und viele noch unbekannte Fähigkeiten. Und wenn ein Wesen wie Paunaro Voltagos Besonderheit erkannte, steckte mehr dahinter. Mehr jedenfalls, als er bis heute wußte. „Aus welchem Grund hat Taurec Voltago für dich zurückgelassen?" fragte der Nakk. „Ich weiß es nicht. Vielleicht... um etwas wiedergutzumachen? Vielleicht hat selbst ein Kosmokrat wie er begriffen, wieviel Unheil er über mich und über ganze Galaxien gebracht hat. Aber das ist es nicht, was ich sagen will. Voltago hatte nämlich Informationen für mich. Er hat mir berichtet, daß Taurec ursprünglich vorhatte, in DORIFER einzudringen."
Erstmals zeigte der Nakk so etwas wie eine Regung. In seiner Rüstung richtete sich Paunaro ein wenig auf. Die Wahrnehmungssensoren seiner Sichtsprechmaske deuteten ausschließlich auf Rhodan. „Warum?"
„Weil er der Ansicht war, in DORIFER sei die Antwort auf unsere größte Frage gespeichert. - Was ist mit ES? In DORIFER liegt die Antwort!"
„Ich verstehe", schnarrte Paunaro mit seiner künstlichen Stimme. „Ja. Wenn etwas über das Schicksal des Innersten Auskunft gibt, so finden wir es im Loch der Ewigkeit. Deine Expedition deckt sich mit meinen Zielen, Perry Rhodan."
„Wieviel bist du bereit, für das Innerste zu tun?"
„Alles", sagte der Nakk. „Es ist der Zweck meines Lebens."
„Und wenn du dazu die 240 Nakken zurücklassen mußt?"
„Dann ist es ohne Bedeutung. Ihr Lebenszweck ist auch meiner. Können wir einen von uns ans Ziel bringen, so rechtfertigt das Ziel jedes Opfer. Außerdem sind die sechs Artgenossen aus Hangay angekommen. Ich sagte es bereits. Sie werden die Betreuung übernehmen."
Gemeinsam mit Paunaro begab sich Rhodan in die Tempelanlagen hinunter. Er verschaffte sich aus eigener Anschauung einen Überblick über den Zustand der kranken Nakken.
Ein bestimmter Gedanke ließ ihn dabei keine Sekunde lang los: DORIFER lag nahe bei Absantha-Gom und Absantha-Shad, mitten in den zwölf Galaxien von Estartu. Und Estartu war von der Milchstraße aus 40 Millionen Lichtjahre entfernt. Selbst gute Fernraumschiffe benötigten für diese Strecke sieben Monate. Rhodan war sicher, daß nicht einmal er die Reisezeit wesentlich hätte verkürzen können. Zwar wußte er von den Ferntransmittern, die zwischen der Milchstraße und den zwölf Galaxien gebaut wurden. Doch was nützte
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