1598 - Allein unter Zombies
Sache hat nur einen Haken, mon ami.«
»Und welchen?«
»Wenn wir zum Auto wollen, müssen wir ebenfalls quer durch den Ort. Es sei denn, du willst ihn umgehen, aber da haben wir keine Deckung, wenn es darauf ankommt.«
»Stimmt auch wieder.« Voltaire verzog das Gesicht. »Okay, dann machen wir uns auf die Socken.«
Bevor wir den Platz verließen, warfen wir noch einen Blick zurück. Vor dem Schuppen, aus dem wir entkommen waren, lag Maurice. Aber er war dabei, wieder zu sich zu kommen. Durch die Stille wehte uns sein Stöhnen an die Ohren.
Um ihn mussten wir uns keine Gedanken mehr machen. Wir schlichen an einer Hausfassade entlang, bis wir die Einmündung einer Straße erreichten.
Der Begriff Straße war übertrieben. Man konnte eher von einer breiten Gasse sprechen. Sie war mit einem unregelmäßigen Pflaster bestückt.
Und sie war leer, aber nicht völlig dunkel, denn das Licht aus den Fenstern der Wohnhäuser schuf an verschiedenen Stellen die helleren Inseln.
Voltaire grinste mich von der Seite her an. »Kalt, wie?«
»Und ob.«
Wir gingen nebeneinander her. Wir sahen auch das Ende der Gasse, aber dort verlor sich unser Blick in der Dunkelheit, denn da hinten gab es keine Lichtflecken mehr.
Ich ging vor. Als ich den ersten Wagen erreichte, blieb ich neben ihm stehen. Die anderen beiden parkten auf der gegenüberliegenden Seite.
Sie standen dicht hintereinander, und auch ihre Karosserien waren mit einer hellen Schicht aus Eis bedeckt.
Ich wollte schon den Blick abwenden, als ich zwischen den Fahrzeugen eine Bewegung sah. Jemand schien sich dort versteckt zu halten. Es konnte sich dabei um ein Tier handeln. Eine Katze oder ein Hund.
Nein, es war kein Tier.
Sekunden später richtete sich dort eine Gestalt auf. Sie drehte sich förmlich in die Höhe und schaute über die Straße hinweg direkt auf uns.
Zugleich drang ein Zischen oder ein Stöhnen aus dem Maul, und das war der endgültige Beweis für mich »Das ist einer, John«, flüsterte Voltaire.
»Sicher.«
»Und jetzt?«
»Halt du dich zurück.«
»Ja, ich weiß, deine Silberkugeln.«
»Genau.«
Der Zombie hatte gezögert. Wahrscheinlich wollte er zunächst die Lage erkunden. Gesehen hatte er uns längst und sicherlich auch unsere Witterung aufgenommen.
Eine seltsame Bewegung ging durch seinen Körper. Es sah für uns so aus, als wollte er nach rechts wegknicken und zu Boden fallen. Doch dann stützte er sich am Kofferraum ab und gab sich den nötigen Schwung, um quer über die Straße zu gehen.
Er bewegte sich dabei nicht wie ein normaler Mensch, denn der Körper fing an zu schwanken. Aber er fiel nicht hin.
Es war für mich nicht neu, ich hatte oft genug mit diesen mörderischen Gestalten zu tun gehabt und wusste, wie sie sich bewegten.
Der Schritt, das Schwanken.
Und er kam näher.
Ich ging ihm einen Schritt entgegen. Dann blieb ich stehen und hob die gefesselten Hände mit der Beretta an.
Sorgfältig zielte ich auf die Gestalt, die sich davon nicht beeindrucken ließ.
Vor meinen Lippen stand der dampfende Atem. Das war bei dem Zombie nicht der Fall. Er saugte keine Luft ein, er stieß auch keine aus.
Zum Glück waren meine Finger nicht zu steif geworden. Ich konnte sie noch bewegen, und es würde mir auch gelingen, den rechten Zeigefinger zu krümmen.
Ich ließ den Zombie kommen.
Und er tat mir den Gefallen. Er war voll und ganz darauf programmiert, mich zu vernichten. Dass sich sein Opfer wehren könnte, daran dachte er nicht. Ich hielt auf eine Körpermitte. Noch eine Sekunde, dann zog ich den Abzug durch.
Überlaut zerriss der Knall des Schusses die Stille. Das silberne Geschoss wuchtete in den Körper des lebenden Toten und stoppte seinen Vorwärtsdrang auf der Stelle.
Der Untote kippte nach hinten, beugte sich dann noch einmal vor, fiel wieder zurück und landete auf dem leicht vereisten Pflaster, wo er starr liegen blieb.
»Hätte ich die Hände frei, würde ich dir jetzt Beifall klatschen«, knurrte Voltaire.
»Lass mal. Das war erst einer.«
Das Echo des Schusses war verstummt. Die nächtliche Stille kehrte wieder zurück.
Dass die Echos bis in den letzten Winkel der kleinen Ortschaft zu hören gewesen waren, das stand für mich fest. Doch niemand reagierte darauf.
Niemand öffnete seine Tür und trat aus dem Haus. Die Menschen blieben verängstigt in ihren Häusern.
Nur hinter den wenigen erleuchteten Fenstern sah ich Bewegungen.
»Halt mir mal den Rücken frei, Voltaire.«
»Und was hast du
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