1599 - Ein Freund von ES
Steuerkonsole. Ganz deutlich waren bereits die Gebirgsketten, die Grünflächen, das große Meer und die gewundenen Flußläufe zu erkennen. Die Oberfläche war durch den sich über die Scheibenwelt spannenden Energieschirm leicht verzerrt. Die Kunstsonne stand fast im Zenit, gerade so, als würde sich ES nach Terrania-Zeit richten. Wanderer bot ein durchaus vertrautes Bild.
Ernst Ellert steuerte den Kugelraumer in schrägem Winkel von etwa 50 Grad auf das Schutzfeld zu. Perry Rhodan registrierte lediglich ein kurzes Flackern und eine heftige Anzeige der Meßgeräte, dann waren sie ohne weitere Komplikationen durch den Schutzschirm gedrungen. „Geschafft!" sagte Nikki Frickel aufatmend.
Die EIDOLON senkte sich dem Ufer des Meeres zu. Ganz deutlich war bereits der große Wasserfall zu sehen, und dahinter die Maschinenstadt. Ernst Ellert steuerte die EIDOLON darauf zu und flog dann mit gedrosselter Geschwindigkeit und in geringer Höhe über die metallenen Gebäude hinweg. Er steuerte auf einen hoch über die Dächer aufragenden schlanken Turm im Zentrum der Stadt zu. Die ehemaligen Zellaktivatorträger wußten, daß am Fuß dieses Turmes ein Kuppelbau stand. In diesem befand sich das Physiotron, der Spender der Zelldusche. Und in diesem Raum pflegte ES auch seine Besucher zu empfangen. „Seht ihr es auch?" rief da Gucky. „Aus dem Turm fehlt ein Stück. Und das Loch hat dieselbe Form wie jenes Fragment, das ich auf Chirxill als das ›himmlische Stück‹ gefunden habe."
Perry Rhodan warf Ernst Ellert einen mißtrauischen Blick zu. „Könnte das bedeuten, daß auf Wanderer noch ein falsches Zeitmaß herrscht?"
„Nein, keine Sorge", beruhigte Ellert, während er die EIDOLON sanft auf den freien Platz im Zentrum der Stadt sinken ließ. „ES hat den Schaden nur als Erinnerung an seine dunkelste Epoche so belassen."
Die EIDOLON landete.
Ernst Ellert ließ einen Moment die Hände auf der Steuerkonsole ruhen, wie nach vollbrachtem Werk, dann drehte er sich um und sagte in die Runde: „Machen wir uns auf den Weg. ES erwartet euch bereits."
Ernst Ellert ging voran, Perry Rhodan und Atlan folgten ihm. Als sie ins Freie kamen, stellten sie fest, daß die Maschinenstadt so verlassen wie je wirkte. Nur das beständige, wie von knisternder Elektrizität verursachte Summen lag in der Luft. Ellert steuerte angemessenen Schrittes auf das Kuppelgebäude zu, neben dem der schlanke Turm aufragte. Das Tor zur Halle mit dem Physiotron stand offen.
Atlan hatte sich an Rhodans Seite gesellt. „Dreh dich mal um", sagte der Arkonide. „Bilden wir nicht einen gar jämmerlichen Trauerzug?"
Rhodan folgte der Aufforderung. Er hatte die Freunde sich noch nie so hölzern und steif bewegen gesehen. Er mußte den Hals recken, um Paunaro hinter den beiden halutischen Riesen erkennen zu können.
Der Nakk bildete den Abschluß. „Das liegt wahrscheinlich daran, daß wir uns etwas von der Ungewißheit der letzten Zeit bewahrt haben", sagte Perry Rhodan. „Ich muß zugeben, daß auch ich etwas weiche Knie habe. ES ist immer für eine Überraschung gut."
„Uns beiden, dir und mir, ist die Unsterblichkeit sicher", behauptete Atlan. „Unsere Zellaktivatoren stammen nicht von ES, es sind von den Kosmokraten individuell auf uns abgestimmte Exemplare. ES hält sie unrechtmäßig zurück."
Ernst Ellert erreichte das Tor und betrat die düstere Halle. Vor dem Physiotron hielt er an und drehte sich zu den anderen um. Er wartete, bis die letzten Schritte verhallt waren, dann sagte er: „Ich lasse euch jetzt mit ES allein."
Ohne ein weiteres Wort setzte er sich lautlos in Bewegung und verschwand im Dunkel des Hintergrunds.
Plötzlich entzündete sich über den Köpfen der Besucher eine Lichtquelle. Sie weitete sich aus zu einer wirbelnden, irrlichternden Leuchtspirale. Dazu erklang verhaltenes Lachen, das von überall her zu kommen schien. Die Leuchtspirale senkte sich auf die Besucher, so daß sie zum Ausweichen genötigt wurden und sich zu einem Kreis formierten. Auch jenen, die bisher noch nie ihren Fuß auf Wanderer gesetzt hatten, war klar, daß die Leuchterscheinung im Zentrum ihres Kreises die Superintelligenz verkörperte, oder, besser gesagt, daß sich ES seinen Besuchern meist in dieser Form zeigte.
Und dann sprach ES. „Ich danke meinen Kindern, daß sie meinem Ruf gefolgt sind. Es ist euer Verdienst, daß ich mich in alter Form und Frische präsentieren kann. Dafür bin ich meinen Kindern Dank schuldig. Nur durch eure
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