1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
wo Rosa Shield wohnte.
Ich drehte mich um und sah, dass die Tür der Nachbarin geöffnet wurde.
Die Frau war ungefähr fünfzig Jahre alt. Sie trug einen schwarzen Hausanzug, der mit breiten Goldfäden durchzogen war. Ein kräftiges Gesicht unter einem Turm von blond gefärbten Haaren, für dessen Frisur ein Friseur wohl viel Zeit aufgewendet haben musste.
Das Gesicht war geschminkt, und der breite Mund verzog sich zu einem erwartungsvollen Lächeln.
»Möchten Sie zu Mr. Foster?«
»Ja, das hatte ich vor.«
Die Frau schüttelte bedauernd den Kopf. »Da werden Sie kein Glück haben, Mister. Tony Foster lebt nicht mehr, so schrecklich das ist, denn man hat ihn umgebracht.«
»Das weiß ich.«
»Oh, wieso…?«
Ich ging auf die Frau zu und hielt ihr meinen Ausweis entgegen.
»Scotland Yard.«
Sie öffnete den Mund und bekam ihn erst einmal nicht wieder zu. »Jetzt kommt noch jemand vom Yard?«
»Warum nicht?«
»Das ist kein normaler Mord gewesen, denke ich.«
»Wie man es nimmt.«
»Wollen Sie nicht reinkommen?«
Klar, dass die Frau neugierig war. Aber sie konnte auch zu einer guten Informationsquelle für mich werden. Deshalb nahm ich ihre Einladung an.
In der Wohnung war alles super aufgeräumt. Die hellen Möbel sahen edel aus. Man sah, dass hier keine arme Mieterin lebte. Ich durfte mich in einen Sessel setzen, dessen Stoff sehr hell war und leicht goldfarben changierte.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Mr. Sinclair? So heißen Sie doch, wenn ich den Namen richtig gelesen habe?«
»Das haben Sie. Und nein, danke, ich möchte nichts trinken.«
»Schön.« Sie setzte sich in einen anderen Sessel und schaltete zunächst die Glotze aus. Auf dem großen Flachbildschirm wurde es wieder grau. Vor ihr stand ein Tablett mit einer Kanne Tee und einer hauchdünnen Tasse.
»Ich weiß ja nicht, was Sie von mir wissen wollen, Mr. Sinclair, aber ich kann Ihnen sagen, dass ich den Tod meines Nachbarn sehr bedaure. Mr. Foster war ein sehr netter und auch kommunikativer Mensch. Und er war attraktiv. Bei den Frauen hat er einen Schlag gehabt.«
»Bis er heiratete«, sagte ich.
Rosa Shield schaute mich mit offenem Mund an. Ich wunderte mich darüber, dass sie trotzdem sprechen konnte. »Darüber habe ich mich auch schon gewundert.«
»Warum taten Sie das?«
»Weil er kein Mann zum Heiraten war. Er war ein netter Kerl, aber auch sehr flatterhaft.« Sie griff zur Teetasse und hob die Schultern. »Dann hat es ihn erwischt.«
»War es die große Liebe?«
Rosa Shield stellte erst die Tasse weg. »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen, Mr. Sinclair. Ich weiß auch nicht, wie man die große Liebe definiert. Mir ist sie noch nie begegnet, obwohl ich dreißig Jahre verheiratet gewesen bin. Dann hat mich der Kerl wegen einer Jüngeren verlassen, was aber nicht tragisch ist, denn er hat mir eine gute Abfindung hinterlassen.«
»Okay, und wie sind Sie mit Julia Potter zurechtgekommen?«
Sie schaute mich an. »Wollen Sie wirklich die Wahrheit wissen, Mr. Sinclair?«
»Wenn es geht.«
»Ich muss Ihnen sagen, dass ich Tony Foster trotz allem mehr gemocht habe als sie.«
»Warum?«
»Ja, warum?«, wiederholte sie. »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Sie kam mir nicht offen vor. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie mir etwas verheimlicht.«
»Aha. Und was?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Sinclair. Sie müssen meine Antwort als allgemein ansehen.« Sie bewegte ihre Finger. »Da war so ein feeling, verstehen Sie?«
»Nicht ganz«, gab ich zu.
»Es gibt ja Menschen, die sieht man und da stimmt die Chemie. Das war bei uns beiden nicht der Fall. Ich kann es nicht ändern. Dafür habe ich mich mit ihrem Mann verstanden.«
»Der Ihnen sogar die Schlüssel zu seiner Wohnung überlassen hat.«
»Ja. Als er noch Single war, habe ich hin und wieder nach dem Rechten geschaut. Nach seiner Hochzeit war das nicht mehr möglich. Da lebte dann Julia bei ihm. Aber den Schlüssel durfte ich behalten. Ich weiß nicht mal, ob Julia Potter informiert war. Wahrscheinlich nicht.« Rosa Shield hatte den Namen der Frau mit einem barschen Unterton in der Stimme ausgesprochen. Sie mochte die Person nicht.
»Wann haben Sie Julia Potter denn zum letzten Mal gesehen? Wohnt sie jetzt allein in der Wohnung?«
Mrs. Shield krauste die Stirn. »Ja, davon muss man ausgehen. Ich weiß nur nicht, ob sie nach dem Tod ihres Mannes schon hier gewesen ist. Das kann ich ihnen nicht sagen.«
»Und jetzt?«
Sie hob die
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