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1599 - So rächt sich eine Horror-Braut

1599 - So rächt sich eine Horror-Braut

Titel: 1599 - So rächt sich eine Horror-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Waffe, deren Mündung nach wie vor auf mich gerichtet war.
    Und Julia Potters Hand zitterte nicht um einen Deut.
    Plötzlich sagte sie etwas, das mich aufhorchen ließ: »Weißt du eigentlich, dass ich tot bin?«
    Die Worte hatten mich von meinen eigenen Problemen abgelenkt. Es war jetzt klar, dass ich auf der Hut sein musste. Nur nicht zu überzogen reagieren, aber auch nicht zu lässig. Deshalb hob ich die Schultern und sagte: »Tot siehst du nicht eben aus.«
    »Das bin ich aber.«
    »Was soll das?« Ich schüttelte unwillig den Kopf. »Ich habe dir nichts getan, und du bedrohst mich mit der Waffe. Ich bin auch nicht in diese Wohnung eingebrochen. Ich habe einen Schüssel gehabt, und das solltest du akzeptieren.«
    »Habe ich schon.«
    »Dann ist es ja gut!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist es nicht, Sinclair, ist es ganz und gar nicht.«
    »Aha, und was stört dich jetzt wieder?«, wollte ich wissen.
    »Das bist du!«
    »Wieso?«
    Ihre Augen verdrehten sich leicht. »Ich traue dir nicht. Nein, ich traue dir nicht über den Weg. Ich weiß nicht nur zu wenig über dich, es ist noch etwas anderes, was mich stört.«
    »Und was?«
    Sie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort und nahm mich noch einmal genau unter Kontrolle. Dabei hielt sie ihren Blick leicht gesenkt. Sie schaute nicht mehr in mein Gesicht. Diesmal konzentrierte sie ihren Blick auf meine Brust.
    Sie konnte nicht sehen, was sich dahinter verbarg, aber sie konnte es spüren. Und sollte das tatsächlich der Fall sein, dann stand sie eventuell unter einem fremden Einfluss, um es mal harmlos auszudrücken. Dann musste man ihre Antwort, dass sie tot war, mit anderen Augen sehen.
    Ich ging in die Offensive. »Was stört dich, Julia?«
    »Du hast etwas an dir«, flüsterte sie.
    »Und was ist es?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber es macht mich vorsichtig. Und deshalb muss ich deine Aussagen anders bewerten. Ich weiß auch nicht, ob du wirklich ein Freund von Tony gewesen bist.«
    »Hätte ich sonst einen Schlüssel zu seiner Wohnung gehabt?«
    »Den kann man sich besorgen.«
    Allmählich wurde mir meine Haltung zu anstrengend. Ich zuckte mit den Armen und löste meine Hände vom Hals. Dabei wollte ich fragen, ob ich mich normal hinsetzen konnte, aber sie ging einen Schritt vor und zielte jetzt auf meinen Kopf.
    »Lass es!«
    »Es wird unbequem!«
    »Das ist mir egal!«
    Mir war schon aufgefallen, dass sie ihre Sicherheit verloren hatte. Wenn das stimmte, dann musste sie durch mein Kreuz verunsichert worden sein, obwohl sie es nicht sah. Sie spürte es nur, und das stufte ich keinesfalls als positiv ein.
    Hinzu kam noch etwas anderes, über das ich bisher noch nicht mit ihr gesprochen hatte. Es war mir aber nicht verborgen geblieben, denn so lange und intensiv wir uns schon unterhalten hatten, mir war nicht aufgefallen, dass sie auch nur einmal Luft geholt hätte.
    Das war bei ihr nicht nötig.
    Tote konnten nicht mehr atmen.
    Und lebende Tote oder Zombies auch nicht. Das hatte ich erst bei meinem letzten Fall erlebt.
    Ich fiel mit der Tür ins Haus und sagte ihr auf den Kopf zu, dass sie nicht atmete.
    Falls sie diese Eröffnung überrascht hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie lächelte schief und stellte keine Nachfrage. Sie sagte nur: »Das habe ich dir schon erklärt.«
    »Dann lebst du aber trotzdem.«
    »Genau. Und schon sehr lange.«
    »Und wie ist das möglich?«
    Julias Blick wurde noch schärfer. »Ja, deine Frage ist normal, es gefällt mir nur nicht, wie du sie gestellt hast und wie ruhig du dabei geblieben bist. Jeder andere Mensch wäre geschockt gewesen. Er hätte sogar geschrien, sich an den Kopf gefasst, und genau das hast du nicht getan. Warum nicht? Was spielst du für eine Rolle? Wer bist du wirklich, John Sinclair?«
    »Habe ich das nicht gesagt?«
    »Ja, das hast du. Ich kann dir nur nicht glauben. Du siehst zwar aus wie ein normaler Mensch, aber von dir geht auch etwas aus, das nicht normal ist.«
    Ich ging auf ihre Bemerkung ein. »Das ist schon möglich.«
    »Und was ist es?«
    Ich lächelte. Die anstrengende Haltung hatte ich vergessen. In meinen Augen funkelte es, als ich fragte: »Möchtest du es sehen?«
    »Was?«
    »Das ist die Überraschung. Aber sie wird dich der Wahrheit näher bringen. Glaube es mir.«
    Julia Potter zögerte. Sie umkrampfte die Waffe noch härter. Dann nickte sie.
    »Aber eine falsche Bewegung, und ich werde dir eine Kugel in den Kopf jagen.«
    »Das kannst du.«
    Meine Gelassenheit verunsicherte sie.

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