1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
interessant sein können. Ich war höflich, öffnete die Tür und bat sie in die Wohnung.
»Soll ich wirklich?«
»Bitte.«
»Gut.« Sie ging an mir vorbei und schaute sich um, weil sie mir nicht so recht glaubte.
»Nun?«, fragte ich.
»Ja, da muss ich mich wohl geirrt haben.«
»Das meine ich auch.«
Sie ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr langsam. Auch hier konnte sie nichts entdecken, was ihr fremd gewesen wäre. Dafür hörte sie meine Frage und drehte sich um.
»Wie gut kannten sie eigentlich Julia Potter?«
»Ach, wie kommen Sie denn darauf?«
»Ganz einfach, Mrs. Shield. Sie sind Tony Fosters Nachbarin gewesen. Sie haben sogar einen Schlüssel zu seiner Wohnung. Da kann man leicht auf die Idee kommen, dass Sie auch seine Frau gekannt haben.«
»Das habe ich auch.«
»Sehr schön. Und welches Verhältnis hatten Sie zu ihr?«
Rosa Shield winkte scharf ab. »Gar keines, Mr. Sinclair, das sagte ich Ihnen bereits. Ich hatte kein Verhältnis zu ihr.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Genau. Es war auch nicht gut, wenn ich das so sagen darf. Sie und ich, wir hatten nichts miteinander gemein.«
»Mochten sie sich nicht?«
Mrs. Shield krauste die Stirn. »Das weiß ich nicht so genau. Ich kann nur sagen, dass sie sich sehr zurückgehalten hat. Wenn ich daran denke, wie sie aussah und das mit dem Aussehen ihres Ehemannes verglich, dann muss ich sagen, dass beide nicht zusammenpassten. Sie waren sehr unterschiedlich, wirklich. Ich habe Tony Foster nie verstanden, dass er sich so eine Frau ausgesucht hatte.«
»Wo die Liebe hinfällt…«
Sie lachte. »Ob es Liebe war, weiß ich nicht. Diese Julia Potter war mir…«, sie senkte jetzt die Stimme, »… ja, sie war mir sogar unheimlich.«
»Sagen Sie nur?«
»Ja, so ist das gewesen.«
Ich hatte Erfahrung genug, um zu wissen, dass mich ein Gespräch mit dieser Nachbarin nicht weiterbrachte. Ich wollte ihr zudem nichts von dem erzählen, was mir passiert war und dass Tony Foster einen weiblichen Zombie geheiratet hatte, der sich den Menschen und deren Regeln perfekt angepasst hatte.
Ich griff in die Tasche und holte den Wohnungsschlüssel hervor.
»Ach, wollen Sie schon gehen, Mr. Sinclair?«
»Ja, das hatte ich vor.«
Sie nahm den Schlüssel wieder an sich. »Haben Sie denn gefunden, was Sie suchten?«
Ich lächelte sie an. »Habe ich denn etwas gesucht?«
»Klar!«, behauptete sie. »Sonst wären Sie doch nicht zu mir gekommen.« Sie schloss für einen Moment die Augen. »Schließlich hat man Tony Foster umgebracht.«
»Genau, Mrs. Shield. Und ich werde mich weiterhin bemühen, seinen Mörder zu finden.«
»Das hoffe ich.«
Wir verließen gemeinsam die Wohnung.
Wenig später hatte ich auch das Haus verlassen. Wenn es je einen frustrierten Menschen an diesem Tag in London gab, dann war ich es.
Aber ich hatte auch etwas erfahren, was meinen Frust ein wenig auflockerte.
Es stand fest, dass ich es bei Julia Potter mit einem weiblichen Zombie zu tun hatte. Deshalb war es wichtig, sie zu finden, bevor sie weiteres Unheil anrichten konnte…
***
Glenda Perkins sah mir meine Laune an, als ich das Vorzimmer betrat.
»Brennt der Baum?«, fragte sie.
»So ähnlich.«
»Kann ich den Brand denn mit einem Kaffee löschen?«, fragte sie.
Ich lächelte wieder. »Zur Not schon.«
»Okay, ich bringe ihn dir ins Büro.«
»Danke.« Wenig später war ich überrascht, weil Suko nicht an seinem Schreibtisch saß. Die Erklärung erhielt ich von Glenda, als ich sie nach meinem Freund fragte.
»Er hat nur gesagt, dass er etwas recherchieren will.«
»Gut. Und was ist das?«
»Keine Ahnung. Aber ich denke, dass es nicht lange dauern kann. Er ist im Haus unterwegs.«
»Okay, dann warteich. Hängt es denn mit dem neuen Fall zusammen?«
Ich hörte Glendas Gegenfrage: »Ist das überhaupt einer?«
»Jetzt schon.«
»He, dann weißt du mehr als ich.«
»Das wird wohl so sein.«
Die nächste Frage stellte Glenda, als sie den Kaffee brachte. »Und? Was hat es gegeben?«
Ich nahm die Tasse entgegen, gönnte mir die ersten Schlucke und erklärte Glenda, dass ich es mit einem Zombie zu tun hatte. Ich hätte noch das Wort weiblich hinzufügen müssen, so aber fragte sie mich: »War dieser Toby Foster ein Zombie?«
»Nein, der nicht. Sie war es.«
»Ha, eine Frau, die tot ist.«
Auf meinen geschlossenen Lippen erschien ein nachdenkliches Lächeln.
»Ja, das dachten wir, aber das ist leider nicht so. Seine Frau ist nicht tot. Ich habe ihr vor gut einer
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