1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
dunstig geworden. Die Temperatur schwankte um den Gefrierpunkt herum. Er sah den Weg, der zum Wald führte, und das brachte ihn auf einen Gedanken, der nichts mit seiner Arbeit zu tun hatte.
Es ging um den Anruf des Inspektors. Der Fall des Toten in der Blockhütte war noch längst nicht geklärt, aber Dave hatte dem Mann nicht helfen können. Er wusste nichts. Er hatte ihm nur von den beiden Gräbern berichtet, die man hier im Wald durch die Wildschweine entdeckt hatte. Ob deren verwester Inhalt aber mit der Leiche in der Hütte zu tun hatte, war fraglich.
Es war geschehen, man konnte es nicht ändern, aber er lebte deswegen nicht mehr so ruhig wie sonst. Mit Beweisen konnte er nicht dienen, doch er wurde den Eindruck nicht los, dass irgendetwas um das Haus herumschlich, das nicht sichtbar war. Etwas Unheimliches, vor dem man sich in acht nehmen musste.
Auch wenn er sich im Wald aufhielt und sich der Blockhütte näherte, überkam ihm stets das Gefühl, heimlich beobachtet zu werden. Dass sich dort zwischen den Bäumen jemand versteckt hielt und es auf ihn abgesehen hatte, wobei er nur auf einen günstigen Zeitpunkt wartete, um zuschlagen zu können.
Nach etwa einer Viertelstunde lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und wischte über seine Augen. Vom Starren gegen den Monitor brannten sie leicht.
Er stand auf und ging in den Flur, holte seine gefütterte Jacke vom Haken und streifte sie über.
Als er das Haus verließ, sah er den roten Van vor der Tür stehen. Seine Frau hatte ihn nicht genommen. Sie war zu Fuß bis zu einer Bushaltestelle gegangen, die nicht weit entfernt lag.
Der Dunst war da. Er hing im nahen Wald zwischen den Bäumen, und es war auch kein Wind vorhanden, der ihn weggeblasen hätte. Bis zum Wald musste er schon einige Meter gehen.
Der dünne Nebel machte ihm normalerweise nichts aus. Die Landschaft sah dann wie verzaubert aus.
An diesem Tag war es anders. Er konnte seine Gedanken nicht von der nahen Vergangenheit lösen. Mit dem Fund der Männerleichen hatte Dave schon seine Probleme. Er schaute sich den Waldboden genauer an, weil er nach Stellen suchte, die von den Wildschweinen aufgewühlt worden waren.
Die Tiere hatten sich in den vergangenen Jahren rasend schnell vermehrt, und kamen auch den Menschen immer näher, was alles andere als gut war. Sie ließen sich kaum mehr von den Gärten fernhalten, die sie durchwühlten. Einige Personen waren sogar von ihnen angegriffen worden.
Er schaute immer wieder gegen die Stämme der Bäume. Viele von ihnen waren noch mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, denn so schnell taute sie nicht weg.
Allein im Wald zu sein hatte ihm noch nie etwas ausgemacht. Nun lief schon hin und wieder ein Kribbeln über seinen Rücken. Er dachte auch daran, dass er unbewaffnet war. Er hätte das Gewehr mitnehmen sollen.
Daran hatte er leider nicht gedacht.
Unbeirrt setzte er seinen Weg fort. Eine Schicht aus Laub bedeckte den Boden. Die meisten Blätter waren gefroren und so knirschte es, wenn er mit seinen Schuhen darauf trat. Als er an dem Ort vorbeikam, wo eines der Gräber gefunden worden war, blieb Dave stehen. Jetzt spürte er wieder den Schauer auf seinem Rücken und atmete scharf ein.
Die Blockhütte war nicht mehr weit entfernt und schien im Dunst zu schwimmen.
Er schaute hinüber und schluckte. Hier war es also passiert.
Er sah nichts, er hörte nichts, und trotzdem krampfte sich etwas in seinem Innern zusammen. Dave bewegte sich nicht. Er ließ seine Blicke durch den nebligen Wald gleiten, in dem sich nichts rührte. Trotzdem wurde er den Eindruck nicht los, dass hier etwas lauerte, das nur darauf wartete, ihn anspringen und töten zu können.
»Du bist verrückt«, redete er sich ein. »Das ist doch Wahnsinn. Du benimmst dich wie ein altes Waschweib.«
Er riss sich zusammen und setzte seinen Weg fort. Der führte ihn auf die Blockhütte zu.
Er spürte die Unruhe in seinem Innern. Er schaute auch nicht nur nach vorn. Während er ging, drehte er sich immer wieder um.
Es gab keine freien Lücken mehr zwischen den Baumstämmen. Sie alle waren ausgefüllt, wenn auch nur von einem grauweißen Dunst. Er spürte die Nebelnässe auf seiner Haut und merkte kaum, dass er wieder ging und dabei die Hütte ansteuerte.
Die Tür war geschlossen. So musste es sein. Dave wollte sie nicht untersuchen, aber es konnte nicht schaden, einen Blick durch die Fenster zu werfen.
Er schaute hindurch.
Zu sehen war so gut wie nichts, weil die Scheibe eben sehr
Weitere Kostenlose Bücher