16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
der große Walli.
Lennet hielt es nicht für sinnvoll, die Leute zusätzlich zu beunruhigen. Darum sagte er auch nicht, daß es Cellar gelungen war, das Funkgerät und die automatische Steuerung außer Betrieb zu setzen.
»Wir müssen jetzt die Maschinenräume durchsuchen!« erklärte er knapp.
»Wenn er sich bei meiner Maschine herumtreibt, dann stecke ich ihn in den Motor und stelle auf volle Kraft voraus!« brüllte Walli.
Er kannte die Maschine wie seine Hosentasche, und die Räume wurden von unten bis oben durchsucht. Alle Ecken und Winkel, alle möglichen Verstecke. Doch auch hier fand sich keine Spur des Piraten.
»Langsam frage ich mich, ob dieser Cellar wirklich existiert", brummte Walli.
»Was willst du damit sagen?« erkundigte sich Lennet und sah den Matrosen prüfend an.
»Nichts, nichts. Nur, er ist so schwierig zu finden...«, sagte Walli und wandte seinen Blick ab.
Er mußte sich mit dieser Antwort zufriedengeben. Doch der junge Geheimagent spürte, daß das Vertrauen der Leute nachließ. Sie begannen sich zu fragen, ob, trotz allem, ihr neuer Vorgesetzter nicht doch derjenige war, der sie bedrohte...
Lennet eilte zurück zum Ruderhaus. Dort fand er Maria Carolina ruhig und konzentriert am Ruder stehen.
»Wenn du wüßtest, wie aufregend das ist, Lennet!« sagte sie.
»Es ist ein Gefühl von Macht! Nicht die Nacht und nicht der Sturm, nichts kann mir etwas anhaben. Ich halte das Steuer und überwinde jedes Hindernis. Auch wenn ich klein und winzig wirke, ich wiege dreihunderttausend Tonnen!« Maria lächelte.
Gerührt betrachtete Lennet die zierliche Gestalt. »Laß es dir gesagt sein, man sieht das Gewicht nicht!« Doch er war zutiefst beunruhigt.
Maria bemerkte das sofort. »Was ist los mit dir?« Er versuchte zu scherzen. »Das ist doch immer so: die Einsamkeit des Mächtigen! Also, was ich sagen will, wenn wir Cellar nicht in ein oder zwei Stunden finden, wird es eine Meuterei hier an Bord geben!« In diesem Augenblick betrat Ramirez den Raum. »Glauben Sie wirklich, daß die Situation so gefährlich ist?« fragte er.
»Ich glaube, daß wir drei, die wir Waffen haben, auf jeden Fall zusammenhalten sollten!« erwiderte Lennet. »Diese Angst vor dem Untergang, vor der Ölkatastrophe, vor der letzten Fahrt, beherrscht die Köpfe der Leute. Sie sind zu allem fähig. Vor allem Walli. Wenn er in den Besitz einer Waffe gerät... Wir sollten uns also gegenseitig nicht mehr aus den Augen lassen!«
»Wir müssen aber noch die Deckaufbauten durchsuchen.«
»Ja. Doch danach treffen wir uns hier im Ruderhaus wieder.«
So wurden die Kabinen durchsucht. Eine nach der anderen.
Jeder Schrank wurde geöffnet, jede Matratze hochgehoben, jeder Vorhang zur Seite geschoben. Einmal mehr hätten all die Winkel, all die Ecken dieses Labyrinths jemandem, der sich extrem gut auskannte, erlaubt, den Verfolgern zu entkommen.
Doch alle Chancen lagen bei den Suchenden. Sie gingen genau nach Plan vor, und es waren viele gegen einen. Dennoch fanden sie nichts. Nichts als den unglücklichen Pepe Volapie, der sich dem Tode nahe fühlte und den sie hustend und spuckend in seine Kombüse zurückbrachten.
Als der Suchtrupp in die Kabine des Kapitäns kam, um auch hier jeden Winkel durchzukämmen, öffnete dieser die Augen zum ersten Mal und brüllte mit seiner rauhen Stimme: »Rum! Bringt mir Rum! Wenn nicht..., dann... lasse ich euch...« Er hatte nicht die Kraft weiterzusprechen.
Lennet eilte an das Bett und hob die Augenlider des Kapitäns.
Er war erneut in tiefe Bewußtlosigkeit gesunken... Dann durchsuchten sie die Kabine von Nasri und anschließend diejenige von Ramirez. Keine Spur.
»Also, noch mal von vorn!« sagte der Geheimagent zu der Mannschaft, die brummend und unzufrieden an Deck stand.
»Wir müssen noch einmal ganz von vorne beginnen. Ich habe da auch eine Idee...«
Die Männer gehorchten zwar, aber man konnte ihren Unwillen deutlich spüren.
Lennet tauschte einen Blick mit dem Detektiv, der den Stimmungswechsel der Besatzung ebenfalls wahrgenommen hatte. Gemeinsam stiegen die beiden hoch zur Kommandobrücke, wo Maria Carolina am Ruder stand. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Ihre Augen waren in die Nacht gerichtet, als könnten sie Sturm und Dunkelheit durchdringen.
Es war etwa ein Uhr morgens. Maria Carolina warf Lennet einen raschen Blick zu. »Jetzt weiß ich endlich, was ich mein Leben lang tun möchte: Ich werde meine Schiffe selbst steuern!« sagte sie ernst.
»Damit du
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