16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
keinen Grund zu glauben, daß es ebenfalls kaputtgeht. Außerdem werden wir nicht zur Küste, sondern auf das offene Meer getrieben.
Irgendein Schiff wird unser SOS-Signal schon auffangen.«
Lennet hob die Hand. »Wenn du die Maschine auseinandernimmst, dann überprüfe doch bitte, ob das ein ganz normaler Schaden ist oder ob es sich hier ebenfalls um Sabotage handelt!«
»Okay, Chef. Ich hoffe, daß du weißt, was du tust. Wenn wir durch deine Schuld eine Ölpest auslösen, dann kannst du dein Testament machen. Ganz gleich, ob du behauptest, ein Offizier zu sein, oder nicht!« Lennet sah den großen Walli scharf an. »Nun gut", sagte er, »und ich werde einen kleinen Testamentsnachtrag machen: Judy Belch benachrichtigen, daß sie ihren Verlobten nicht mehr wiedersehen wird!« Er wandte sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Rückweg. An der Stahltür, die zu den Tanks führte, hielt Li immer noch Wache.
»Nichts gesehen?«
»Nein, nichts gesehen, Chef. Ich bin nur einmal kurz zu Walli hinuntergegangen, um zu helfen, als seine Maschine den Geist aufgab.«
»Du hilfst keinem! Hast du verstanden! Du bleibst hier, und du paßt auf! Das ist ein Befehl!«
»Verstanden, Chef!« Aber verstanden bedeutete nicht akzeptiert. Das war deutlich zu spüren. Lennets Autorität ließ merklich nach, weil er Cellar noch nicht gefunden hatte. Wenn er wenigstens die Leute an einem einzigen Ort sammeln und überwachen könnte...
Plötzlich schlug sich Lennet gegen die Stirn. Wie ein Blitz war die Erinnerung an das gekommen, was Cellar ihm Wichtiges mitgeteilt hatte. Es war höchst beunruhigend - aber gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer! In Windeseile rannte er zurück zum Brückenhaus. Dort fand er Ramirez am Fuß der Treppe, die zur Kommandozentrale hinaufführte. Der Detektiv wirkte nach wie vor ruhig, doch seine Hand steckte im Inneren der Jacke.
»Was machen Sie denn hier draußen?«
»Ich halte Wache. Was denn sonst? Die Sicht da drinnen ist nicht besonders gut!« Das war richtig. »Sie verstehen Ihr Handwerk, Ramirez. Alle Achtung!«
»Solange es sich nicht um Navigation und Meereskunde handelt...«
»Wir sollten trotzdem hineingehen. Möglicherweise ist doch einer der Leute bewaffnet, und hier bieten wir ihnen ein deutliches Ziel.«
Maria stand am Ruder und spielte mit dem Sturm. Ihre Augen wanderten zwischen Seekarte und Steuerruder hin und her.
Endlich hatte sie eine Beschäftigung gefunden, die ihr entsprach.
Lennet ging zum Interphon. »Walli, sobald du irgendwelche Neuigkeiten hast, sagst du mir Bescheid!« befahl er.
Eine halbe Stunde verging. Dann ließ sich die Stimme von Walli hören. Er sprach lange und ausführlich von Kolbenhub, von Ventilen, von Klappen, von Zündungen, von Wellen, vom Zündkreislauf und anderen Dingen, die für einen Laien völlig unverständlich waren.
»Sehr gut!« lobte Lennet. »Das heißt im Klartext also, daß du die Maschine nicht reparieren kannst, weil sich jemand daran zu schaffen gemacht hat?«
»Es gibt keine Anzeichen für Sabotage, Chef. Aber es sieht mir ganz danach aus.«
Es war immer dasselbe... Der Saboteur der SPHINX arbeitete so geschickt, daß ihm keiner sein Eingreifen nachweisen konnte.
So löste er keine polizeiliche Suchaktion aus, und die untersuchenden Behörden konnten jeden Unfall auf den schlechten Zustand des Schiffes schieben.
»Alles an Deck, bitte! Ich habe eine wichtige Mitteilung zu machen!« befahl Lennet über Interphon. »Li, jetzt kannst du deinen Wachposten verlassen. Doch nur für einen kleinen Augenblick...«
Die Männer kamen. Einmal mehr versammelten sie sich auf dem Hauptdeck, und Lennet sprach zu ihnen. Er stand auf der Treppe, und Ramirez bewachte das Ruderhaus.
»Freunde, ich habe Neuigkeiten!« begann Lennet. Er betrachtete die harten Gesichter, und er las darin mehr Mißtrauen als Sympathie. »Wir haben Cellar deshalb nicht gefunden, weil er einen Komplizen unter euch hat. Einen Komplizen, der ihn immer von neuem hat entkommen lassen.«
»Woher weißt du das?«
»Erzähl uns doch keine Geschichten!«
»Vielleicht bist du ja selbst der Komplize!« Von allen Seiten ertönten heftige Verwünschungen. Gebieterisch hob Lennet die Hand, um die Leute wieder zur Ruhe zu bringen.
»Ihr hattet mich gefangengenommen. Dort hat mich Cellar aufgesucht, um mich in die Mangel zu nehmen. Er wußte alles, was ich zum Kapitän gesagt hatte, hier an dieser Stelle. Hier, bei euch. Wenn er sich nun also irgendwo in den Tiefen dieses
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