16 - Geheimagent Lennet läßt die Bombe platzen
von einem Komplizen ausführlich informiert worden sein mußte. Wir haben diesen Komplizen unter den aktiven Seeleuten gesucht. Das war unser Fehler. Die einzige Person an Bord, die alle Möglichkeiten hatte, Cellar zu helfen, vom Beginn der Reise bis jetzt, hat sich niemals an irgendeiner Suche beteiligt. Sie wurde auch sehr viel weniger bewacht als die anderen. Dadurch, daß er den Idioten spielte, ist es ihm gelungen, den Verdacht von sich abzulenken.
Und die Tatsache, daß er angeblich seekrank wird, half ihm zusätzlich. Dennoch habe ich diese Person zwischen den Tanks angetroffen, und es gab andere Gelegenheiten, wo er sich an Stellen herumtrieb, an die er nicht gehörte. Vielleicht sind Sie ein guter Geheimagent, Leutnant Lennet - ich jedenfalls bin ein guter Detektiv! Der Komplize von Cellar ist Pepe Volapie!«
»Dieser Clown?« fragte Lennet sarkastisch.
»Ich hatte gedacht, Sie nennen einen anderen Namen", meinte Maria Carolina.
»Nein!« Der Detektiv schüttelte den Kopf. »Ich werde jetzt unverzüglich zur Kombüse gehen, den Koch am Kragen packen und ihn so lange schütteln, bis er mir das Versteck von Cellar verrät. Kommt mit!« Lennet schüttelte verneinend den Kopf. »Ich glaube nicht daran, daß dieser Versager ein SPHINX-Mann ist.«
»Er wird vermutlich dafür bezahlt, daß er die Rolle des Versagers spielt!«
»Vielleicht bin ich nicht so erfahren wie Sie, Don Miguel, aber ich bin kein grüner Junge! Meine Nase sagt mir, daß Volapie nicht gefährlich ist. Er ist gutmütig durch und durch! Als Maria gefoltert wurde, war er der einzige, der Mitgefühl gezeigt hat.«
Mitleidig schaute der Detektiv den jungen Geheimagenten an.
»Mitgefühl?« rief er dann laut und heftig. »Man muß schon völlig blind sein, um in eine solche Falle zu tappen!« Seine Stimme nahm wieder den üblichen sanften Ton an. »Habt ihr was dagegen, wenn ich mich mit Pepe mal ein bißchen unterhalte?«
»Machen Sie, was Sie wollen!« Lennet wußte sehr wohl, daß er den Detektiv nicht zurückhalten konnte.
»Weißt du, was ich dachte?« fragte Maria Carolina, als Ramirez den Raum verlassen hatte. »Die Schlußfolgerungen von Don Miguel klangen absolut logisch und einleuchtend. Aber sie passen ebenso auf einen anderen Mann hier an Bord, der eine Sonderrolle spielt. Einen Mann, der...«
»Augenblick mal", unterbrach Lennet. »Laß mich eine Sekunde lang ungestört nachdenken! Ich glaube, ich hab's! Was war ich doch blöde! Blind! Total vernagelt!« Das Mädchen sah ihn erstaunt an. Lennet ging zum Fenster und lehnte seine Stirn gegen die kühle Scheibe. Vor seinen Augen stiegen die schwarzen Klippen aus dem Meer. Nur ein paar hundert Meter entfernt. Sie konnten dem Tanker nichts anhaben, er hing unverrückbar an den schweren Ankerketten.
Vergeblich schlugen die riesigen Wellen gegen die Bordwand.
Das Schiff war zu einer uneinnehmbaren Festung geworden.
Zumindest von außen. Im Inneren allerdings lauerte die Gefahr! Hinter den Klippen erhob sich die grüngesprenkelte Felsenküste der Bretagne. Einer Bretagne, die sich gerade von den verheerenden Schäden einer Tankerkatastrophe erholt hatte.
Wenn nun ein einziger Mann ans Ziel seiner schmutzigen Pläne gelangte, dann...
»Und ich Idiot lasse ihn auch noch in Ruhe arbeiten!« rief Lennet laut.
»Es ist Robarra, stimmt's?« fragte Maria erschreckt. Statt einer Antwort raste Lennet zur Tür. Ob Ölpest oder nicht, hing jetzt einzig und allein von ihm ab!
Der Saboteur
Er konnte es sich nicht leisten, zu rennen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, warf sich Lennet in das Golf-Cart von Kapitän Robarra und startete mit quietschenden Reifen - soweit das bei einem Golf-Cart überhaupt möglich ist.
Er flitzte über die ganze Länge des vorderen Decks, den Gashebel bis zum Anschlag durchgedrückt.
Halb überrascht, halb feixend, verfolgten die Matrosen sein Tun. »Hey, Chef! Fährst du zum Golf-Club?« rief Ali und lachte laut.
Zwischen den dahinjagenden Wolkenfetzen zeigten sich die ersten Strahlen der Morgensonne. Die bretonische Küste bot ein buntes, fröhliches Bild. Lennet warf sich vor, daß er den Revolver des Kapitäns Maria Carolina überlassen hatte. Sie war nicht mehr in Gefahr! Wohingegen er selbst sehr wohl eine bessere Waffe gebrauchen konnte als die kleine mexikanische Pistole von Cellar.
Dieses Genie, Cellar! Er war sogar so weit gegangen, sich eine schlechte Waffe zu besorgen, um seine Tarnung perfekt zu machen! Wenn die mächtige, skrupellose
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