Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den Dawuldschuk (Tamburin), und dieser bläst die Düdük (Flöte).“
    Bei diesen Worten stieß er einen, der eine lange Holzpfeife hatte, an die Stelle des vorigen, schleuderte aber auch diesen wieder zur Seite und raffte zwei andere herbei, welche sich mit Saiteninstrumenten zu befassen schienen.
    „Dieser pimpelt die Kytara (Gitarre), und dieser sägt die Keman (Geige)“, erläuterte er uns. „Aber nun kommt die Hauptsache, Effendi. Hier der letzte hat das eigentliche Instrument des Krieges. Er ist der Held der Töne, denn er macht den Takt und bläst die Feinde um, wenn er will. Er pfeift die Zurna (Posaune), der niemand widerstehen kann. Du wirst mit unserer Musik außerordentlich zufrieden sein.“
    Ich zweifelte sehr daran. Die sogenannte Gitarre, welcher sich der eine befleißigte, bestand aus einem Brettstück, an welches ein Hals geleimt war. Zwei Saiten hätten sich im Abendwind geschwungen, wenn er hier in der Stube geweht hätte.
    Die Violine bestand aus einem Hals, an welchem eine kropfähnliche Anschwellung befestigt war. Über den Steg derselben liefen drei Saiten, so dick, daß sie ein Violonbassist hätte benutzen können. Der Bogen bestand aus einer krummen Rute, an welche eine starke Schnur gespannt war. Ein großes Stück Pech, welches der Mann in der Hand hielt, war wohl anstatt des Kolophoniums bestimmt, dieser Schnur die nötige Rauheit zu geben.
    Und nun erst die Posaune! Ja, es war eine wirkliche, leibhaftige Zugposaune. Woher der Mann sie nur haben mochte? Aber wie sah sie aus! Sie war so voller Schrullen, Drücke und Kniffe, als ob Simson sie benutzt hätte, die etlichen hundert Philister zu erschlagen. Ihre ursprüngliche Gestalt hatte sich im Laufe der Zeit verändert. Sie schien es für geboten gehalten zu haben, sich mehr und mehr einer sehr unregelmäßigen Spirallinie zu nähern, und als ich daher dem Posaunisten das kapriziöse Ding aus der Hand nahm, um zu versuchen, ob es ausgezogen werden könne, fand ich, daß ihre jetzige Gestalt sich dagegen sträubte und daß sie außerdem vollständig eingerostet war.
    Ihr glücklicher Besitzer schien dem Ausdruck meines Gesichtes zu entnehmen, daß die Posaune nicht mein völliges Vertrauen besitze, denn er beeilte sich, mir zu versichern:
    „Herr, habe keine Sorge! Diese Posaune tut ihre Schuldigkeit.“
    „Ich will es hoffen.“
    „Da du zu dem Arpa suju noch einen Raki gibst, so schlage ich mit dieser meiner Posaune alle beiden Aladschy tot!“
    „Esel!“ raunte ihm der Polizeiwächter zu. „Ihr dürft das noch gar nicht wissen!“
    „Ah so!“ meinte der Heldenposaunist. „Da nehme ich meine Worte zurück!“
    „Sie sind nun heraus“, lachte ich. „Also ihr wißt es bereits, um was es sich handelt?“
    „Herr, sie ließen mir nicht Ruhe, bis ich es ihnen sagte“, entschuldigte sich der Wächter. „Ihre Tapferkeit entbrannte so schnell, daß es mein Leben gefährdet hätte, wenn ich schweigsam gewesen wäre.“
    „Es ist recht, daß du dein Leben geschont hast. Nun brauche ich diesen wackeren Leuten gar nicht erst zu erklären, was von ihnen verlangt wird.“
    „O, eine kleine Rede möchtest du doch tun, um sie noch mehr anzufeuern, denn dann werden sie unüberwindlich sein!“
    „Die Rede werde ich halten. Nicht, Sihdi?“ meinte Halef.
    Da ich seine Rednergabe kannte, nickte ich ihm Gewährung zu und fragte dann:
    „Wer wird die Krieger anführen?“
    Der Polizist antwortete:
    „Natürlich bin ich als Polizeiwächter der Muschir (Feldmarschall) dieser Heeresmacht. Ich werde sehr strategisch verfahren. Ich teile das Heer in zwei Hälften, welche vom Divisionsgeneral befehligt werden. Mit ihnen werden wir den Feind heimlich umzingeln und gefangennehmen. Er kann gar nicht entwischen, da wir von zwei Seiten kommen.“
    „Sehr gut! Und dazu macht ihr Musik?“
    „Ja, denn damit jagen wir dem Feind bereits beim Nahen Schrecken ein. Wir legen dir die Missetäter gebunden vor die Füße. Aber da du nun einsehen mußt, wie tapfer und verwegen wir sein werden, so brauchst du mit den beiden Hammeln nicht zu warten, bis wir uns siegreich nahen. Du kannst sie schon jetzt braten lassen. Ich habe einige Frauen mitgebracht, welche dies Geschäft sehr gut verstehen; sie befinden sich bereits draußen im Hof und treffen ihre Vorbereitungen. Die Stücke oberhalb des Schwanzes, welche die besten und zartesten sind, werdet ihr erhalten, denn wir wissen sehr genau, was die Höflichkeit erfordert.“
    „Also auch Frauen werden da

Weitere Kostenlose Bücher