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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eigenes Pferd verursachte, es ihm unmöglich machen, mich hinter sich zu hören.
    Die Entscheidung mußte in wenigen Sekunden erfolgen. Ich hatte nicht die mindeste Angst, höchstens hätte mich seine Axt besorgt machen können.
    Jetzt hatte er noch zwei Büsche zu passieren; jetzt jagte er an dem letzten vorüber und hinaus auf die Ebene, indem er einen schrillen Ruf ausstieß, um uns zu erschrecken. Sein Pferd parierend, erhob er das Gewehr zum Schuß, aber er schoß nicht; er zielte nicht einmal, sondern stieß einen zweiten Ruf aus, einen Ruf der Überraschung, des Ärgers – er sah, daß ich nicht dabei war.
    Auch die Gefährten hielten. Halef stieß ein lautes Gelächter aus.
    „Was willst du von uns, Mann?“ fragte er. „Warum schneidest du ein Gesicht, als ob du deinen eigenen Kopf samt dem Backenpflaster verschluckt hättest?“
    „Ihr Hunde!“ knirschte der Mann.
    „Du ärgerst dich? Wohl weil du den Gesuchten nicht siehst. Schau dich doch um!“
    Der Miridit wandte sich im Sattel um und erblickte mich. Ich hielt etwa fünfzehn Schritte hinter ihm.
    „Suchst du mich?“ fragte ich.
    Da riß er sein Pferd gegen mich herum, nahm das Gewehr wieder auf und antwortete:
    „Ja, dich will ich haben, du Scheïtan! Bin ich dir bekannt?“
    Ich machte keine Bewegung und bejahte nur.
    „Du hast meinen Bruder ermordet! Du bist der Blutrache verfallen. Ich will dich nicht tückisch von hinten niederschießen, sondern, wie ein Mann, von vorn!“
    „Schieß nicht, denn wir alle sind kugelfest!“
    „Das will ich sehen! Fahre in die Dschehennah!“
    Er drückte ab. Das Zündhütchen knallte, aber der Schuß ging nicht los.
    „Siehst du?“ lachte ich. „Ich habe dich gewarnt. Nun aber bist du mein!“
    Ich erhob den Bärentöter, wie um zu schießen. Da aber riß er den Heiduckenczakan aus dem Gurt und schrie wütend:
    „Noch nicht! Trifft dich die Flinte nicht, so trifft dich das Beil!“
    Er wirbelte die Axt um den Kopf und schleuderte sie dann nach meinem Kopfe. Aus so geringer Entfernung mußte sie mir den Schädel spalten, wenn ich nur um ein Haarbreit falsch parierte.
    Einen Augenblick lang, nur einen kleinen, halben Augenblick lang hörte ich ihr Sausen. Es war wie ein dumpfer und doch schriller Pfiff. Mit weitem Auge hatte ich die Armbewegung des Miriditen erfaßt. Ich blieb starr im Sattel halten, das Gewehr in beiden Händen. Dann ein blitzschneller Ruck empor mit dem Gewehr – die Axt traf den Lauf und flog davon. Sie hätte mich genau in die Stirn getroffen.
    Der Miridit ließ den Zügel aus der Linken sinken, so betroffen war er. Er hatte nun keine andere Waffe als die Pistolen, und diese brauchte ich nicht zu fürchten.
    „Siehst du, daß ich auch dein Beil verachte!“ rief ich ihm zu. „Nun aber bist du meiner Rache verfallen. Paß auf!“
    Ich legte das Gewehr auf ihn an. Das gab ihm die Bewegung wieder. Er ergriff den Zügel, riß sein Pferd empor und nach hinten und schoß davon, in die Ebene hinein, just so, wie ich es erwartet hatte.
    Ich ritt zu Halef hin und gab ihm die Büchse, denn sie war mir nun hinderlich. Er nahm sie, rief aber dringend:
    „Schnell, schnell! Er entkommt sonst!“
    „Nur Geduld! Wir haben Zeit. Dieser gute, arme Schneider Afrit soll einmal einen Reiter sehen, mit welchem es der Schut sicherlich nicht aufnehmen kann. Kommt mir im Galopp nach!“
    Ein kurzer Pfiff, und mein Rih schoß davon.
    Ich legte ihm die Zügel auf den Hals und stellte mich in den Bügeln auf, obgleich der kranke Fuß mir daran ziemlich hinderlich war.
    Im Reiten legte ich den Lasso in Schlingen um den linken Ellbogen, schlang die äußere Schleife weit und nahm dann die Schlingen vom Ellbogen herab auf den linken Unterarm, so daß sie regelrecht ablaufen konnten. Die Schleife aber hielt ich in der Rechten.
    Den Rappen lenkte ich weder mit dem Zügel, noch durch Schenkeldruck. Das kluge Tier wußte, um was es sich handelte.
    Der Miridit war erst in schnurgerader Richtung geflohen, eine Dummheit von ihm, denn da mußte ihn ja meine Kugel leicht treffen, da mir auf diese Weise das Zielen sehr erleichtert wurde, wenn ich überhaupt ihn hätte erschießen wollen.
    Da aber in dieser Richtung die offene Ebene am breitesten war, so lenkte er jetzt nach links, wo es wieder Büsche gab, die ihm Schutz und wohl auch Rettung gewähren mußten.
    Rih schoß ganz ohne mein Zutun, wie ein guter Jagdhund, sofort auch nach links, um dem Braunen den Weg abzuschneiden. Dennoch erkannte ich, daß ich wohl

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