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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ehrliche Leute zu verschenken. Hoffentlich treffen wir bald wieder einige solche Schurken! Dann sitzen wir wieder wie der Kusch im Pirindsch demeti (Vogel im Reis) und preisen Allah für die Güte, mit welcher er das Reich des Padischah regiert.“
    Um den Dankesergüssen der beiden Glücklichen ein Ende zu machen, gebot ich Halef und Janik, unsere Sachen zu nehmen und sich zu dem Stall zu begeben, um dort unsere Pferde zu satteln.
    „Willst du abreisen, Effendi?“ fragte Janik betroffen.
    „Ja, aber nicht sofort. Ich möchte nur haben, daß die Pferde für alle Fälle bereit stehen. Dich und Anka nehmen wir mit.“
    „Aber Murad Habulam wird es nicht erlauben!“
    „Ich sorge dafür, daß er seine Erlaubnis gibt.“
    „So würden wir dir doppelt dankbar sein. Du bist hierher gekommen, wie wenn du –“
    „Still! Ich weiß, was du sagen willst, und daß du ein guter, dankbarer Mensch bist; damit wollen wir uns für jetzt begnügen.“
    Sie begaben sich fort, und ich setzte mich in den ‚Räderstuhl‘ von Habulams Frau, um mich von Omar ihnen nachfahren zu lassen.
    Das erste dunkle Grau der Dämmerung war indessen lichter geworden. Man konnte bereits eine ziemliche Strecke weit sehen. Der Regen hatte völlig nachgelassen, und das Aussehen des Himmels erlaubte, gutes Wetter zu erwarten.
    Um in den Stall zu kommen, mußten wir an einem schuppenähnlichen, offenen Bauwerk vorüber. Das Dach wurde von einer Hinterwand und vorn von hölzernen Säulen getragen, so daß man alles darin Befindliche sehen konnte. Ich erblickte einen Wagen, nicht von der schwerfälligen Art, welche Araba genannt und meist von Ochsen gezogen wird, sondern von leichterem und gefälligerem Bau, in jenen Gegenden mit dem Namen Kotschu oder Hintof bezeichnet. Daneben hing ein türkisches At takymy (Pferdegeschirr) an der Wand, welches freilich einem feinen deutschen Geschirr so ähnlich war, wie der Wollkopf eines fetten, schwarzen Haremswächters der Frisur eines französischen Ballettmeisters. Diese beiden Gegenstände paßten mir zu meinem Vorhaben, zumal im Stall neben anderen Pferden ein junger, munterer Gaul stand, welchem das Geschirr genau auf den Leib zu passen schien. Ich beaufsichtigte das Tränken und Satteln unserer Pferde und gebot dann, mich zu Habulam zu schaffen.
    „Sollen auch wir mitgehen, ich und Anka?“ fragte der Diener.
    „Jawohl.“
    „Aber da wird es uns schlecht ergehen!“
    „Ihr braucht keine Sorge zu haben. Ihr werdet stets hinter mir stehen und diesen Platz nicht ohne meine Erlaubnis verlassen.“
    Als wir aus dem Stall kamen, sahen wir einen Kerl in der Nähe lehnen, welcher uns zu beobachten schien.
    „Wer ist das?“ fragte ich Janik.
    „Einer der Knechte, welche wahrscheinlich draußen bei den Pferden eurer Feinde gewacht haben. Willst du ihn fragen, wo die Bäume zu suchen sind?“
    „Er würde es mir wohl nicht sagen.“
    „Sicher nicht.“
    „So will ich lieber meine Worte sparen, denn Humun wird mir ganz gewiß Auskunft erteilen.“
    Als wir den Flur erreichten, sah ich ihn an der Wand lehnen. Er stand so, daß er durch die Tür nach dem Stall sehen konnte. Also hatte auch er uns seine Aufmerksamkeit geschenkt.
    „Was wollt ihr hier“, schnauzte er uns an.
    „Ich wünsche mit Murad Habulam, deinem Herrn, zu sprechen“, antwortete ich.
    Er hütete sich den Blick direkt auf mich zu richten, denn er fürchtete sich vor meinem Auge und gab seinen Fingern diejenige Lage, welche gegen den bösen Blick helfen soll.
    „Das geht nicht“, erklärte er.
    „Warum nicht?“
    „Weil er schläft.“
    „So ersuche ich dich, ihn zu wecken.“
    „Das darf ich nicht.“
    „Aber ich wünsche es!“
    „Deine Wünsche gehen mich nichts an.“
    „Nun, so befehle ich es!“ sagte ich mit größerem Nachdruck.
    „Du hast mir nichts zu befehlen.“
    „Halef, die Peitsche.“
    Kaum waren die drei Worte aus meinem Munde, so knallte die Nilpferdhaut-Karbatsche schon auf den Rücken des feindseligen Menschen nieder, und zwar mit solcher Gewalt, daß der Getroffene sich sofort zu Boden krümmte. Dabei rief Halef:
    „Wer hat dir nichts zu befehlen, du Grobian. Ich sage dir, daß das ganze Reich des Sultans und alle Länder der Erde meinem Emir zu gehorchen haben, wenn ich mich bei ihm befinde, ich, der ich ein brüllender Löwe bin gegen dich, du niesender Regenwurm!“
    Humun wollte sich gegen die Hiebe sträuben; aber sie fielen so schnell und dicht, daß er sie ruhig hinnehmen mußte. Doch stieß er ein

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