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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Häkchen in folgender Gestalt ', steht über dem Buchstaben und bedeutet o und u oder ö und ü. Es kann also zumal bei undeutlicher Schrift leicht eine Verwechslung vorkommen. Das war auch mir beim Lesen des Zettels geschehen.
    Ich hatte nämlich eine kleine schwarze Stelle in der Papiermasse für ein Ötürü gehalten und einen Strich unter dem Buchstaben ganz übersehen, weil er beim Schreiben so winzig ausgefallen war, daß er kaum bemerkt werden konnte. Es war also nicht o, sondern i zu lesen, nämlich in ‚nir‘, der dritten Silbe des Wortes.
    Und sodann hatte der Schreiber den Anfangsbuchstaben der vierten Silbe so undeutlich gesetzt, daß die Richtung der Schleife nicht genau zu bestimmen war. Aus diesem Grund hatte ich m für w gelesen. Es mußten diese beiden Silben also ‚nirwan‘ anstatt norman lauten, und der Name hieß folglich Karanirwan-Khan.
    Als ich von dem Zettel aufblickte, bemerkte ich zu meiner Überraschung, daß Habulam seine Augen mit gierigem Blick auf denselben gerichtet hielt.
    „Was hast du da, Herr?“ fragte er.
    „Einen Zettel, wie du siehst.“
    „Was steht darauf?“
    „Eben der Name Karanorman-Khan.“
    „Laß mich ihn einmal betrachten!“
    Kannte er Hamd el Amasat? War er in das Geheimnis, welchem wir nachforschten, eingeweiht? Dann lag es wohl gar in seiner Absicht, den Zettel zu vernichten. Doch nein, das hätte ja gar nichts gefruchtet, da ich den Inhalt kannte.
    Es schien mir vielmehr geraten zu sein, ihm den Zettel zu geben. Wenn ich ihn dabei scharf beobachtete, wurde es vielleicht möglich, aus seinem Verhalten Schlüsse zu ziehen.
    „Hier hast du ihn“, sagte ich. „Aber verliere ihn nicht; ich brauche ihn noch.“
    Er nahm das Papierstückchen und betrachtete es. Ich sah, daß er erbleichte. Zugleich hörte ich ein leises, aber sehr bezeichnendes Räuspern Halefs. Er wollte meine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Ich sah ihn schnell an, und er winkte mit den Augenlidern fast unmerklich nach Suef hin. Als ich nun den Blick rasch und verstohlen nach jenem richtete, sah ich, daß er sich halb auf das eine Knie erhoben hatte und den Hals ausstreckte. Seine Augen waren auf Habulam gerichtet, und sein Gesicht zeigte den Ausdruck der gierigsten Spannung, sich keine Silbe von dem entgehen zu lassen, was gesprochen wurde.
    Da ward es mir klar, daß diese beiden von diesem Zettel mehr wußten, als ich hatte ahnen können, und jetzt war es mir leid, daß ich von meiner schleunigen Abreise gesprochen hatte. Hätte ich noch bleiben können, so wäre es mir vielleicht möglich gewesen, sie auf irgend eine Weise auszuforschen. Leider aber war das nun nicht rückgängig zu machen.
    Mittlerweile hatte Habulam sich gefaßt. Er schüttelte den Kopf und sagte:
    „Wer soll das lesen können? Ich nicht! Das ist ja gar keine Sprache.“
    „O doch!“ antwortete ich.
    „Ja, Silben sind da, aber sie geben doch keine Worte!“
    „Man muß sie anders zusammenstellen; dann kommt ein ganz deutlicher Satz zum Vorschein.“
    „Kannst du das?“
    „Gewiß.“
    „So tue es doch einmal!“
    „Du scheinst dich sehr für diese Zeilen zu interessieren?“
    „Weil ich denke, sie können gar nicht gelesen werden, und du behauptest doch das Gegenteil. Stelle die Silben richtig zusammen und lies sie mir vor.“
    Den Blick verstohlen, aber scharf auf ihn und Suef richtend, erklärte ich:
    „Die Worte lauten in ihrer richtigen Vereinigung: In pripeh beste la karanorman chan ali sa panajir menelikde. Verstehst du das?“
    „Nur einige Worte.“
    Ich hatte deutlich gesehen, daß es blitzschnell über sein Gesicht zuckte. Suef war wie erschrocken in seine vorige kauernde Stellung zurückgesunken. Ich wußte nun, woran ich war, und sagte:
    „Es ist ein Gemisch von Türkisch, Serbisch und Rumänisch.“
    „Aber zu welchem Zweck denn? Warum hat der Schreiber sich nicht einer einzigen Sprache bedient?“
    „Weil der Inhalt dieses Zettels nicht für jedermann bestimmt ist. Der Schut und seine Bekannten bedienen sich einer Geheimschrift unter sich. Sie entnehmen die Worte den genannten drei Sprachen und setzen die Silben zwar nach einer bestimmten Regel, aber doch scheinbar so wirr durcheinander, daß ein Uneingeweihter sie nicht zu lesen vermag.“
    „Scheïtan – Teufel!“ erklang es leise aus Suefs Mund.
    Er hatte seine Überraschung doch nicht ganz bemeistern können. Sein Ausruf sagte mir, daß ich das Richtige getroffen, obgleich ich nur eine Vermutung ausgesprochen hatte.
    „Aber du hast

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