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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das klingt ganz gut, und ich wünsche auch, daß du das Richtige getroffen hast; aber ich glaube es nicht. Sprechen wir lieber von etwas anderem! Willst du das Gift und die Brocken von der Eierspeise wirklich nach Uskub nehmen? Ich habe ja meine Strafe bezahlt und auch zwei Streiche bekommen, welche mich ganz entsetzlich schmerzen; dabei könntest du es bewenden lassen.“
    „Du hast deine Strafe bezahlt, uns aber später ausgelacht. Jetzt aber wirst du einsehen, daß euer Hohnlächeln ein unnützes war. Ich werde den Khan ohne euch finden. Aber daß ihr es gewagt habt, euch über uns lustig zu machen, das muß bestraft werden. Ich bin nicht der Mann, der mit sich Komödie spielen läßt. Ich gebe in Uskub das Gift und die Brocken in die Apotheke der Polizei.“
    „Ich will den Armen noch hundert Piaster geben, Effendi.“
    „Und wenn du mir tausend bietest, so weise ich sie zurück.“
    „Ich bitte dich, nachzudenken, ob es wirklich nichts gibt, was dich veranlassen könnte, von deinem Vorhaben abzustehen.“
    „Hm!“ brummte ich nachdenklich.
    Das gab ihm Hoffnung. Er sah, daß ich mich wenigstens noch besann.
    „Denke nach!“ wiederholte er dringlicher.
    „Vielleicht – ja – vielleicht ließe sich ein Ausgleich finden. Sage mir vorher, ob es hier in dieser Gegend schwer ist, Dienstleute zu bekommen.“
    „Leute, welche in Dienst treten wollen, gibt es genug“, antwortete er rasch.
    „So fällt es dir wohl auch nicht schwer, Knechte oder Mägde zu bekommen.“
    „Gar nicht. Ich brauche nur zu wollen.“
    „Nun, so wolle einmal!“
    „Wie meinst du das?“
    „Siehe dort die Leute! Sie wünschen, von dir entlassen zu werden.“
    Das hatte er nicht erwartet. Er drehte sich um und warf den Knechten und Mägden einen drohenden Blick zu. Dann fragte er mich:
    „Woher weißt du es?“
    „Sie haben es mir gesagt.“
    „Allah! Ich werde ihnen die Peitsche geben lassen!“
    „Das wirst du nicht tun. Hast du sie nicht selbst geschmeckt? Ich ermahne dich, in dich zu gehen und einen anderen Wandel zu beginnen. Warum willst du diese Leute nicht entlassen?“
    „Weil es mir nicht gefällt.“
    „Nun, so lasse es dir desto besser gefallen, daß ich das Gift mit nach Uskub nehme. Halef, sind die Pferde bereit?“
    „Ja, Effendi“, antwortete der Gefragte. „Wir brauchen sie nur vorzuführen. Janik wird auch schon angespannt haben.“
    „So wollen wir aufbrechen. Fahrt mich hinab vor das Tor!“
    „Halt!“ rief Habulam. „Was bist du doch für ein jähzorniger Mensch, Effendi!“
    „So mache es kurz“, erwiderte ich. „Gib deinen Leuten den Lohn, und sie mögen gehen!“
    „Ich täte es, aber ich kann doch nicht ohne passende Dienstboten sein!“
    „So nimm einstweilen Taglöhner an. Ich habe keine Zeit, noch lange zu verhandeln. Hier sind die Schriften, welche ich verfaßt habe. Lies sie durch, um sie dann zu unterschreiben.“
    Er nahm die Papiere entgegen und setzte sich nieder, um sie bedächtig durchzulesen. Der Inhalt behagte ihm nicht; es gab noch manches Für und Gegen, aber ich gestattete keine Änderung, und endlich unterschrieb er doch. Halef trug die beiden Zeugnisse und auch das Geständnis hinaus, um diese Dokumente Janik zu geben.
    „Und nun, wie steht es mit den Leuten?“ fragte ich.
    Habulam antwortete nicht sofort. Da aber rief Suef ihm zornig zu:
    „Lasse sie doch zum Scheïtan gehen! Du kannst andere bekommen, welche nicht wissen, was gestern und heute geschehen ist. Jage sie fort! Und je weiter sie gehen, desto besser ist es!“
    Das gab den Ausschlag. Habulam ging, um das Geld zu holen, und ich blieb, bis er es ausgezahlt hatte. Dann gab ich ihm das Gift nebst den Brocken und ließ die Pferde vorführen.
    Man kann sich denken, daß es keinen zärtlichen Abschied zwischen uns und unserem Wirt gab. Er entschuldigte sich, daß er mich nicht bis vor die Tür begleiten könne, da seine Füße wund seien.
    „Du hast erfahren“, sagte ich, „daß Allah es vermag, selbst die größte Lüge zur Wahrheit zu machen. Du sagtest gestern, als wir kamen, daß du nicht gehen könntest; das war eine Lüge. Heute ist sie zur Wahrheit geworden. Ich will dich nicht ermahnen, dir dieses zur Lehre dienen zu lassen. Ist dein Herz vollständig verhärtet, so bin ich nicht imstande, es zu erweichen. Was nun deine Gastfreundschaft betrifft, so habe ich dir nicht zu danken. Suef sollte mich in ein öffentliches Gasthaus bringen; er hat mich getäuscht und uns zu dir geführt. Im Gasthaus

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