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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fuhr.
    „Scheïtan – Teufel!“ erklang es abermals leise von Suef her.
    Auch dieser Ausruf bewies mir, daß ich auf der richtigen Spur war.
    „Gibt es denn einen Ort, welcher diesen Namen führt?“ fragte Habulam langsam und mit gepreßter Stimme.
    „Nirwan ist ein persisches Wort; also sollte man diesen Ort wohl eigentlich in der Nähe der persischen Grenze suchen. Aber weißt du, was Lissan aramaki (Sprachforschung) ist?“
    „Nein, Effendi.“
    „So kann ich dir auch nicht erklären, warum ich aus der Zusammensetzung dieses Wortes vermute, daß der Ort den Namen von seinem Besitzer erhalten hat.“
    „Vielleicht verstehe ich es doch!“
    „Schwerlich. Der Mann ist ein Nirwani, ein Mann aus der persischen Stadt Nirwan. Er hat schwarzes Barthaar gehabt und wurde darum Kara, der Schwarze, genannt. Sein hiesiger Name lautete also Karanirwan. Er baute ein Einkehrhaus, einen Khan, und es ist also sehr leicht zu begreifen, daß dieses Haus nach seinem Besitzer Karanirwan-Khan genannt wurde und noch heute so genannt wird.“
    „Scheïtan – Teufel!“ hauchte es abermals von Suef her.
    Murad Habulam wischte sich den Schweiß von der Stirn und meinte:
    „Es ist wunderbar, wie du dir aus einem Namen gleich so eine ganze Geschichte machen kannst! Ich befürchte nur, daß du dich täuschst.“
    „Und ich möchte darauf schwören, daß dieser Khan nicht in einer Stadt oder in einem Dorf liegt.“
    „Warum?“
    „Weil in diesem Fall der Name dieser Stadt oder dieses Dorfes auf dem Zettel genannt wäre. Das Haus liegt an einem einsamen Ort, und es würde also unnütz sein, in einem Ortsverzeichnis nachzuschlagen.“
    „Wenn es so einsam liegt, wirst du es niemals finden. Du bist ein Fremder und hast wohl auch keine Zeit, dich so lange hier zu verweilen, als nötig wäre, um so umfassende Nachforschungen anzustellen.“
    „Du irrst; ich hoffe, den Khan sehr leicht zu finden. Kennst du im weiten Umkreis von Kilissely einen Perser?“
    „Nein.“
    „Das glaube ich dir gern. Im Land der Skipetaren sind die Perser so selten, daß, wenn es ja irgendwo einen gibt, jedermann von ihm gehört hat, zumal die Perser Schiiten sind und die religiösen Gewohnheiten dieses Mannes ihn weithin bekanntmachen müssen. Ich brauche mich also während unseres Rittes nur nach einem Perser zu erkundigen.“
    „Aber er kann weit, sehr weit aus deiner Richtung wohnen, so daß die Leute, welche du triffst, gar nichts von ihm wissen.“
    „Er wohnt aber ganz gewiß in dieser Richtung.“
    „Wie willst du das wissen?“
    „Der Zettel sagt es mir.“
    „Herr, das begreife ich nicht. Ich hab ihn doch auch gelesen, Wort für Wort, und doch nichts gefunden.“
    „O, Murad Habulam, welch eine riesige Dummheit hast du eben jetzt wieder begangen!“
    „Ich?“ fragte er erschrocken.
    „Ja, du! Hast du nicht vorhin gesagt, die Schrift des Zettels, die Geheimschrift, könntest du nicht lesen? Und jetzt behauptest du, den Zettel Wort für Wort gelesen zu haben. Wie stimmt beides zusammen?“
    „Herr“, erwiderte er verlegen, „ich habe es gelesen, aber nicht verstanden.“
    „Du sagst doch, du habest nichts gefunden! Und der Zettel enthält nur Silben, du sprichst aber, ‚Wort für Wort‘. Murad Habulam, merke dir, daß ein Lügner ein sehr gutes Gedächtnis haben muß, wenn er nicht mit sich in Widerspruch geraten will. So höre also! Ich habe dir bereits gesagt, daß der Zettel mir alles verrät. Derselbe wurde von Hamd el Amasat in Skutari geschrieben, und zwar an seinen Bruder Barud el Amasat in Edreneh. Der erstere schreibt dem letzteren, daß er zu ihm kommen und über Menelik reisen solle. Hamd el Amasat will ihm bis Karanirwan-Khan entgegenkommen. Nun sage mir, ob zu erwarten ist, daß diese beiden große und unnützige Umwege machen werden?“
    „Nein, das tun sie nicht.“
    „Sie werden also die kürzeste, also die geradeste Linie verfolgen?“
    „Gewiß, Effendi?“
    „Diese Linie geht also von Edreneh über Menelik nach Skutari, und auf ihr muß zwischen den beiden letztgenannten Orten Karanirwan-Khan liegen. Das ist für mich so sicher, als ob ich es bereits liegen sähe.“
    „Scheïtan – Teufel!“ erklang es nun zum vierten Male leise von Suef her. Der Pseudo-Schneider schien diesen Lieblingsausdruck sich angewöhnt zu haben. Ich tat aber, als hätte ich es nicht gehört. Dieser abermalige Stoßseufzer war mir wiederum ein Beweis, daß ich mich nicht irrte.
    „Effendi“, meinte Habulam, „was du sagst,

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