Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
und Janik forschend in das Gesicht gesehen. Auf die Frage Habulams lachte auch er laut auf und antwortete:
    „Ja, das ist herrlich! Sie mögen hingehen und ihn suchen. Ich möchte dabei sein, um zu sehen, was für Gesichter sie schneiden, wenn sie den Anführer dort finden.“
    Dieses Verhalten überraschte mich. Ich hatte erwartet, daß sie erschrecken würden, und nun höhnten sie. Es war ihnen anzusehen und anzuhören, daß sie sich nicht verstellten. Ich wußte in diesem Augenblick mit Sicherheit, daß sich der Anführer nicht in Karanorman-Khan befand.
    Aber ich hatte doch auf dem Zettel gelesen, daß Barud el Amasat an diesen On bestellt worden. Oder gab es einen Ort, dessen Namen ähnlich lautete?
    Doch dieser Gedanke konnte jetzt nicht weiter verfolgt werden. Ich hatte zu schreiben. Das tat ich in orientalischer Weise, nämlich auf dem Knie. Die anderen verhielten sich still, um mich nicht irre zu machen.
    Murad Habulam hatte sich neben Suef niedergesetzt, und beide flüsterten miteinander, und ich bemerkte, wenn ich zuweilen halb aufblickte, daß sie mit schadenfrohem Ausdruck auf uns sahen. Endlich kicherten sie gar miteinander. Diese Frechheit ärgerte mich.
    „Gehe hinab, und spanne das Pferd an den Wagen“, gebot ich Janik. „Ladet eure Sachen auf. Wir werden in kurzer Zeit aufbrechen.“
    „Soll ich unsere Pferde vorführen?“ fragte auch Halef.
    „Noch nicht. Aber begib dich noch einmal nach dem Turm. Ich habe bemerkt, daß dort von der vergifteten Eierspeise noch Brocken liegen, welche wir den Sperlingen vorwarfen. Sammle sie behutsam; vielleicht brauchen wir sie noch.“
    Der kleine, scharfsinnige Hadschi beeilte sich, mir sofort zu bemerken:
    „Ich habe auch noch die Tüte mit dem Rattengift in der Tasche, welche wir unserm guten Wirt Habulam abnahmen.“
    „Das ist sehr gut. Habulam scheint sich über uns lustig zu machen; ich werde dafür sorgen, daß er ernster wird.“
    Halef, Janik und Anka entfernten sich. Der erstere kehrte zurück, als ich eben die Schreiberei beendet hatte. Er brachte eine Sammlung größerer und kleinerer Brocken, welche zu einer chemischen Untersuchung mehr als ausreichten.
    „Effendi, was willst du mit diesen Dingen tun?“ fragte Habulam in besorgtem Ton.
    „Ich werde sie in Uskub dem Apotheker der Polizei vorlegen, um bestimmen zu lassen, daß von dem Inhalt der Gifttüte in die Eierspeise getan worden ist.“
    „Das hat aber doch gar keinen Zweck!“
    „Einen bedeutenden sogar; ich will deiner Lustigkeit einen Dämpfer aufsetzen.“
    „Wir haben nicht gelacht!“
    „Lüge nicht! – Du machst die Sache damit nur schlimmer.“
    „Wir mußten über dieses Karanorman-Khan lachen.“
    „Warum?“
    „Weil wir es gar nicht kennen.“
    „Ist das denn gar so lächerlich?“
    „Nein; aber Janik sprach von einem Hauptmann, von welchem wir nicht das mindeste wissen, und der Ort Karanorman-Khan kümmert uns noch weniger.“
    „So? Ihr wißt wirklich nichts von dem Schut?“
    „Nein“, antwortete er, obgleich ich wohl bemerkte, daß er erschrak, als ich diesen Namen nannte. „Ich kenne weder ihn, noch den Ort, von welchem ihr redet!“
    „Kennst du auch keinen Ort, welcher ähnlich heißt?“
    Ich blickte ihn scharf an. Er schluckte und schluckte, senkte den Blick zu Boden und antwortete:
    „Nein, ich kenne keinen.“
    „Sieh, ich merke es dir wieder an, daß du lügst. Du kannst dich nicht so gut verstellen, wie es nötig wäre, um mich zu täuschen. Wir wollen doch einmal sehen!“
    Ich zog meine Brieftasche hervor. In einem Fach derselben steckte der Zettel, welchen Hamd el Amasat an seinen Bruder Barud el Amasat geschrieben hatte und der in meine Hände gefallen war. Ich nahm ihn heraus und betrachtete ihn auf das genaueste.
    Daraufhin, daß das Wort Karanorman-Khan undeutlich geschrieben sein könne, hatte ich ihn noch nicht angesehen und darum hatte ich stets geglaubt, es richtig gelesen zu haben. Jetzt war mein Blick kaum auf die betreffenden Silben gefallen, so wußte ich, woran ich war.
    Die arabische Schrift hat nämlich keine Buchstaben für die Vokale; diese werden vielmehr durch die sogenannten Hareket (Lesebogen) bezeichnet. Das sind Striche oder Häkchen, welche über oder unter den betreffenden Konsonanten gesetzt werden. So bedeutet zum Beispiel ein kleiner Strich (-), welcher Üstün oder Esre genannt wird, a oder e, wenn er über dem Buchstaben steht. Steht er aber unter demselben, so gilt er für y oder i. Das sogenannte Otürü, ein

Weitere Kostenlose Bücher