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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es doch lesen können!“ meinte Habulam, indem seine Stimme vor innerer Aufregung zitterte.
    „Allerdings.“
    „So bist du also ein Verbündeter des Schut?“
    „Du vergißt, daß ich ein Abendländer bin.“
    „Du willst sagen, daß ihr klüger seid, als wir?“
    „Ja.“
    „Herr, das klingt sehr stolz!“
    „Es ist nur die Wahrheit. Für euch ist diese Geheimschrift hinreichend; für uns aber ist sie, weil so tölpelhaft ersonnen, sehr leicht zu enträtseln.“
    „Aber wie lautet denn eigentlich der Inhalt dieser mir unverständlichen Worte?“
    Er wollte sich nur überzeugen, ob ich diesen Inhalt kenne; denn er selbst konnte die Schrift ja lesen.
    „Er lautet: Sehr schnell Nachricht in Karanorman-Khan; aber nach dem Jahrmarkt in Menelik.“
    „Also so ist es zu lesen!“ sagte er im Ton kindischer Verwunderung. „Ist dieser Zettel denn für dich so wichtig, daß du mich bittest, ihn nicht zu verlieren?“
    „Ja; denn ich suche den Schut und hoffe ihn mit Hilfe des Zettels zu finden.“
    „So warst du auf dem Jahrmarkt in Menelik und willst nun nach Karanorman-Khan?“
    Ich bejahte bereitwillig und so unbefangen, als ob ich mich gern ausfragen ließe. Er ließ sich täuschen und erkundigte sich weiter:
    „Wer hat denn diesen Zettel geschrieben?“
    „Ein Bekannter von dir, nämlich Hamd el Amasat. Er ist ja der Bruder von Barud el Amasat, welcher in dieser Nacht bei dir gewesen ist.“
    „Und dennoch habe ich noch niemals etwas von ihm gehört. Wo ist er denn?“
    „Er war in dem Geschäft des Kaufmannes Galingré in Skutari. Jetzt aber ist er von demselben fort, um zu dem Schut zu gehen, bei welchem er mit seinem Bruder Barud zusammentreffen will.“
    „Woher weißt du das?“
    „Der Zettel sagt es mir.“
    „Effendi, du bist ein kluger Kopf. Was du mir von dem bösen Blick erzählt hast, das war nur darauf berechnet, mich zu täuschen. Du besitzt den bösen Blick gar nicht. Alles hat dein Scharfsinn dir gesagt; das weiß ich jetzt genau. Vermutlich wirst du auch noch das richtige Karanorman-Khan finden, welches du suchst.“
    „Ich habe es bereits gefunden.“
    „O nein! Dasjenige, von welchem du sprachst, ist das falsche.“
    „Habulam, du hast soeben eine große Dummheit begangen.“
    „Ich wüßte nicht, welche, Effendi!“
    „Du hast dich selbst Lügen gestraft. Vorhin behauptetest du, den Schut nicht zu kennen, und jetzt hast du zugegeben, daß du weißt, wo er wohnt.“
    „Ah! Kein Wort habe ich gesagt.“
    „O doch! Du hast mir gesagt, daß das Karanorman-Khan bei Weicza nicht das richtige sei; das heißt doch, daß der Schut dort nicht gefunden werden könne. Also mußt du seinen wirklichen Aufenthalt wissen.“
    „Herr, das ist nur eine Vermutung, ein falscher Schluß von dir!“
    „Ich bin überzeugt, sehr richtig geschlossen zu haben.“
    „Nun, selbst wenn du richtig vermutet hättest, darfst du doch nicht behaupten, daß du das richtige Karanorman-Khan gefunden habest. Jetzt weißt du doch nur, daß dasjenige, welches du kennst, das falsche ist.“
    Er machte eine wichtige und überlegene Miene. Er hatte einen sehr vertraulichen Ton angeschlagen, und da ich ihm scheinbar in der größten Harmlosigkeit antwortete, so hätte ein Uneingeweihter denken können, wir seien die besten Freunde und unterhielten uns über irgend einen sehr neutralen Gegenstand. Er legte bedächtig den Finger an die Nase und fuhr dann fort:
    „Du bist, wie ich jetzt einsehe, sehr nachsichtig mit uns gewesen. Ich wollte, ich könnte dir von Nutzen sein für deine Reise. Darum sage ich dir: ich vermute, daß es mehrere Orte jenes Namens gibt, und will dir einen sehr guten Rat erteilen. Gehe in Uskub zur Behörde und laß dir ein Fihristi mekian (Ortsverzeichnis) vorlegen und du wirst dann gleich sehen, wieviele Karanorman-Khan es gibt und wo sie liegen.“
    „Auch ich habe den gleichen Gedanken gehabt, doch bin ich jetzt entschlossen, es nicht zu tun, denn das Reich des Padischah wird sehr schlecht verwaltet. Ich bin überzeugt, daß es in einer so bedeutenden Stadt wie Uskub entweder gar kein Ortsverzeichnis gibt, oder daß es nichts taugt. Ich reite gar nicht nach Karanorman-Khan.“
    „Wohin denn, Effendi?“
    „Ich verwandle das o in ein i und das m in ein w und reite also nach Karanirwan-Khan.“
    Ich sagte das langsam und mit besonderer Betonung. Da ich ihn dabei scharf anblickte, sah ich, daß er die Farbe wechselte und sich wie erschrocken mit der Hand über den Kopf

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